Der Abend schob in grauem Flaus
Sich schläfrig durch die Winterflur,
Ich langte meinen Pelz heraus
Und stapfte auch durch die Natur.
Mein Dörfchen lag schon halb im Traum,
-Ein frühes Bett nach kurzem Tag -
Die Krähen horsteten im Baum,
Der Marder schlich zum Taubenschlag.
Kein Laut. Selbst vor die Hunde warf
Der Schlaf, so schiens, sein Körnlein Mohn.
Die Luft war bitterkalt und scharf,
Der Schnee pfiff aus dem höchsten Ton. -
Von Busch umheckt, vom Weg seitab,
Hebt sich ein Hügel aus dem Feld.
Ich nenn ihn gern des Frühlings Grab,
Und Ostern sprengts der junge Held.
Wenns dann ringsum von Veilchen blaut,
Winkt hier ein warmes Liebesnest,
Und Bräutigam und junge Braut,
Sie feiern hier ein Opferfest.
Doch jetzt - was wars? Rührte sich was?
Ein zärtlich Zwitscherpaar im Schnee?
Die Liebe fühlt nicht kalt und naß
Und rechnet nicht mit Gliederweh.
Und schon fuhr es mich knurrend an,
Ein struppiger Hund, ein knochig Tier,
Und hinter ihm, dem Jägersmann,
Sah man durch alle Rippen schier.
Vier leere Augen grausten her
Und bannten mich auf meinen Fleck,
Dazu das drohende Gewehr,
Ausreißen hatte keinen Zweck.
Und dann, mir blieb das Herz fast stehn,
Klangs mir entgegen, hart wie Stahl:
"Wie freut es mich, dich mal zu sehn,
Du sangst mir manchen Lobchoral."
Ich dienerte, doch schlecht gelangs,
Ich fühlte, ich war steif wie Stein,
Und stotterte, ganz heiser klangs:
"Ich fing dich oft im Liede ein."
"Du fingst mich?" krähte er mich an.
"Das Fangen, Freund, kommt mir wohl zu,
Und hab ich meinen Fang getan,
Mach ich nicht viel Geplärr wie du?
Doch sag, woher nimmst du den Mut
Zu deinen kecken Reimereien?
Und tust, als kennten wir uns gut,
Als ob auf du und du wir sein?
Was hast du für ein Jammerbild
Von mir den Menschen aufgeschwatzt!
Bald war ich wie ein Nönnchen mild,
Das ihren Abt zu Tode schmatzt,
Bald salbungsvoll wie ein Pastor,
Bald kindisch wie ein Großpapa,
So führtest du mich täglich vor,
Als war ich zur Belustigung da.
Heut war ich dir ein Trainhusar,
Und morgen ein Baron im Frack,
Und einmal schobst du mir sogar
Die Pfeif ins Maul. Und der Tabak!"
"Verzeiht! Verschwieg ich doch auch nicht,
Daß ihr ein großer Jäger seid.
Daß ihr den Sperling nicht gekriegt,
War dumm von mir. Es tut mir leid."
Publication Date: 03-18-2011
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