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Kapitel 7 Lia

Irgendjemand schüttelte mich wie ein Milchshake durch und rief:
„Lia, wach auf! Wir kommen zu spät zum Unterricht.“
Träge schlug ich meine Augen auf und blickte in das schmunzelnde Gesicht von Alex.
„Was willst du?“, nuschelte ich in mein Kissen.
„Wie wär´s mit Schule?“, antwortete er.
„Na und.“, brummte ich.
„Okay, dann Frühstück.“, versuchte er mich weiter zu überreden.
„Luna wird uns schon was aufheben.“ kommentierte ich.
„Jan, Sam und Matt warten vor der Tür auf dich.“, versuchte er es vergeblich weiter.
„Meinetwegen können die 2 Wochen in Alaska auf mich warten.“, konterte ich gelassen.
„Der Lehrer wird uns ´ne Strafarbeit aufbrummen.“, attackierte er mich weiter.
„Zu feige.“
„Der Direktor.“
„Zu dumm.“
„Deine Mum...“
Er kam gar nicht mehr weiter, weil ich schon aufgesprungen war um mich umzuziehen. Wenn meine Mum erfährt, dass ich zum ersten Schultag zu spät kam, würde sie mir eine laaaange Predigt über Pünktlichkeit halten. Und das war das Letzte was ich wollte. Alex stand im Türrahmen und schien sich prächtig zu amüsieren. Zu meinem Pech hatte er sich schon fertig gemacht. Ich schaute ihn funkelnd an.
„Du hättest mich früher wecken sollen!“, rief ich auf gebracht.
„Du sahst so friedlich aus, da wollte ich dich nicht stören.“
„Nur schade, dass der Frieden vorbei ist, denn jetzt bricht der Krieg an und es wird viele Verletzte geben.“
Alex nahm ergeben seine Hände hoch und bot mir seine Hilfe an. Während er meine Haare zu 2 Zöpfen band, zog ich mir hektisch meine Uniform an. Maro saß gemütlich aif meinem Bett und schien sich zu freuen, dass er nicht bei der morgendlichen Hektik teilnehmen musste.
„Maro, magst du mit in den Unterricht mitkommen?“, fragte ich ihn, als ich gerade meine Tasche schultern wollte.
„Natürlich!“, piepste er aufgeregt. Und schon saß er auf meiner Schulter.
Wir liefen zur Mensa, nur um festzustellen das sich keine Menschenseele, außer Luna, befand.
„Morgen!“, riefen wir ihr entgegen.
Sie hörte mitten in der Bewegung auf, zog eine Augenbraue hoch und sagte erstaunt:
„Schon am ersten Tag zu spät?“
Gleich darauf folgte ein Schmunzeln ihrerseits.
„Das ist nicht witzig.“, antwortete ich düster.
Sie reichte jeweils einen von uns einen roten Apfel und somit verschwanden wir aus der Mensa.
Und keine 2 Minuten später stand schon das nächste Problem auf dem Tagesplan. Denn unser Gedächtnis hatte uns im Stich gelassen. Wir wussten weder wo sich unser Klassenzimmer befand noch wo das Sekretariat war um nachzufragen.
„Alex?“
„Hm?“
„Hättest du mir gesagt, dass wir eine Wanderung machen, hätte ich mir meine Wanderschuhe angezogen.“
Er seufzte.
„Tut mir leid, Kleines.“
„Ja, ja. Spar dir das und streng deine Gehirnzellen zur Abwechslung mal an.“, gab ich zurück.
„Na warte.“, rief er noch, bevor er mir hinterher jagte.
Lachend lief ich davon. Eine Tür wurde aufgerissen und ein hochroter Kopf von Lehrer schaute uns wutentbrannt an.
„Was soll das? Statt bei meinem Unterricht anwesend zu sein, rennt ihr durch die Flure, oder was?“, brüllte er uns entgegen.
Der Lehrer ist super! Ich weiß, ich weiß. Was für eine abnormale Reaktion, was? Aber hey, es ist besser einen Lehrer zu haben, der einen anbrüllt, als einen zu haben, der eine schleimige Schleimspur auf einem hinterlässt. Glaubt mir.
Tanzend bewegte ich mich in Richtung Klassenzimmer. Alex ging lässig neben mir her. Innerlich verdrehte ich meine Augen. Alex ließ in der Schule meistens den Gefühlskalten heraus. Warum, weiß ich nicht. Aber ich fand es lustig, wenn er mit anderen Mädchen redete, hatte er das Gesicht einer Statue. Wenn er aber mit mir redete, konnte man richtig den Unterschied sehen. Von Statue zu einem liebevollen Menschen. Das Lustigste waren die Gesichter der Mädchen.
Die Tür wurde hinter uns geschlossen. Der Lehrer hielt es anscheinend für nötig uns vorzustellen. Mir war das recht. Alex dagegen schien wohl eher genervt zu sein. Ich zupfte ihn am Ärmel und schaute ihn bittend an.
„Ist ja gut. Ich stell mich vor, aber nur für dich.“, flüsterte er leise.
Ich strahlte ihn, zufrieden mit meinem Ergebnis, an. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, doch ehe man sich versah, hatte er wieder das steinerne Gesicht. Der Lehrer stand wartend an seinem Schreibtisch, weswegen ich anfing.
„Ich bin Lia Rosetta Watson. Werde bald 15 und gehe ab heute auf dieses Internat. Und das hier ist Maro.“, trällerte ich mit noch guter Laune.
Die Betonung lag auf noch. Und ja, ich heiße Rosetta mit zweitem Namen. Anscheinend wurde ich so benannt, weil ich so schön wie eine ´Rose´ war und genauso stolz. Ich stupste Alex leicht an und auch er stellte sich vor.
„Ich bin Alexandro Grazioli.“
Das war´s. Vier Wörter.Nicht mehr und nicht weniger. Im Gegensatz zu mir war der Lehrer damit zufrieden und schickte uns auf unsere Plätze. Jan, Matt und Sam grinsten uns an. Ich schenkte ihnen ein kleines Lächeln, bevor ich mich verärgert an Alex wandte.
„Was?“, fragte er.
„Du bist sowas von gemein.“, antwortete ich.
„Tut mir Leid, aber du hast mir nicht gesagt WIE ich mich vorstellen sollte.“, sagte er verschmitzt.
„Tz... Glaub mir, das nächste Mal werd ich dir zeigen wie du dich vorstellen sollst.“, erwiderte ich böse, aber im nächsten Moment lächelte ich ihn wieder an.
Er stieß einen erleichternden Seufzer aus und wir widmeten uns dem Unterricht.
Wie sich heraus stellte, hatten wir Mathe. Das Klassenzimmer war überdimensional, sodass gut 50 Schüler Platz nehmen konnten. Das Zimmer wurde in Stufen geteilt, wie bei einer Treppe. Auf jeder Stufe standen 3 wunderschöne Holzbänke. Wenigstens hatte der Direktor Geschmack. Auf der untersten Stufe stand der Schreibtisch des Lehrers und an der Wand hing eine riesengroße Tafel. Der Lehrer kritzelte gerade ein paar Formeln an die Tafel, als die Stimme des Lehrers schneidend durch den Raum ertönte: „Seite 25 Nummer 3.“
Für einen kurzen Moment war das Rascheln der Seiten zu hören. Es waren 10 Aufgaben zu lösen. Der Lehrer rief einen Schüler nach dem Anderen an die Tafel, um die Aufgaben zu lösen. Als es langweilig wurde, quiekte Maro, dass er in die Mensa gehen würde. „Friss Luna nicht alle Sonnenblumenkörner weg.“, flüsterte ich.
„Ich kann dir nichts versprechen, Lia.“ piepste er noch leise und schon war er durch einen Spalt in der Wand verschwunden.
Ich lachte leise vor mich her.
„Lia Rosetta Watson!“, brüllte der Lehrer durch den ganzen Raum. Und dann nannte er mich auch noch mit vollen Namen. Was für ein Lehrer.
„Lia Rosetta Watson ist anwesend, befindet sich hier im Raum, sitzt keine 5 Meter von Ihnen entfernt und hört Ihnen voll und ganz.... nicht zu.“, antwortete ich ihm freundlich.
„Solltest Du aber, denn ich möchte, dass du diese Aufgabe hier an der Tafel löst.“, sagte er, mit Mühe unterdrückendem Zorn.
Ich lächelte vergnügt und sprang die Stufen hinunter.
„Gleich wird dir das Lächeln vergehen.“, sagte der Lehrer triumphierend.
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. Sollte er doch sagen was er wollte.
„Könnte ich vielleicht Ihr Buch kurz ausleihen?“, fragte ich höflich.
Ohne auf seine Antwort zu warten, nahm ich das Buch vom Tisch und schlug die gegebene Seite an. Überrascht stellte ich fest, dass ich die schwerste Aufgabe von allen hatte. Ich musste schmunzeln. Mein Lehrer war also rachsüchtig. Das wid interessant. Gerade als ich mich der Aufgabe widmen wollte, klingelte mein Handy. Ich hatte schon eine böse Vorahnung wer das sein könnte. Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, dem Lehrer recht zu geben und das Handy ausschalten. Aber würde das würde es wahrscheinlich nur schlimmer machen. Denn wenn es derjenige war, den ich am anderen Ende der Leitung befürchtete, dann würde mein Handy ohne Pausen klingeln und wenn ich Pech hatte würde ein Helikopter sehr bald hier landen. Und das wäre eine Katastrophe. Also nahm ich ab und betete zu Gott, dass es nicht Dad war.
„Hallo, mein Liebling. Warum hast du nicht gleich abgenommen? Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Wie geht es dir?“, rief mir Dad freudig entgegen.

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Publication Date: 11-05-2010

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