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Die Sucht

Wieder hat Korff unverdrossen,
Palmströms Dichtermahl genossen. Naschend hat er unterdessen sich an Versen überfressen. Schwer im Magen liegt der Grass - Korff ist um die Nase blass ... Er probiert in aller Schnelle etwas Lyrik von der Sölle, welche Korffen sehr beglückt, wenn´s auch nun im Bauche zwickt. Da naht leise aus dem Dunkel Palmströms Freundin Palma Kunkel, die, als sie Korffs Bauch erblickt, voller Würde weise nickt. Und so spricht sie: "Lieber Korff, lass die Kirche in dem Dorf! Zuviel Lyrik schadet nur der gesunden Frohnatur." Also rät sie zur Diät. Doch dafür ist es zu spät. Korff kann fürderhin mitnichten auf Gedichte mehr verzichten. Wen die Sucht nach Versen packt, fühlt sich ohne Lyrik nackt. Für Gedichte wird er geben: Haus und Hof und Leib und Leben.




Tolles Leben als Nichtstuer



Udos Leben war von zwei einschneidenden Sachen geprägt. Im Alter von 18 Jahren hatte er sich unsterblich in ein 15jähriges Mädchen aus dem Dorf verliebt. Obwohl er nicht besonders aussah, was sich im Laufe des Lebens noch mehr zu seinen Ungunsten veränderte, schien sie ihn auch zu mögen. Sie kamen sich näher und zu irgendeinem Zeitpunkt kam es zu etwas, was sein Leben veränderte.
Er hatte sie unter den Apfelbäumen seines Großvaters geknackt, es war nur logisch, denn andere Bäume hätte er suchen müssen, es gab nur Obstbäume hier im Alten Land. Die Strafe folgte auf den Fuß. Es war für das Mädchen zu spät geworden, es gab eine ordentliche Standpauke von den Eltern und sie beichtete alles.
Am nächsten Morgen standen zwei Polizisten vor der Tür des Bauernhofs, in dem Udo lebte. Sie nahmen ihn mit zur Wache und konfrontierten ihn mit den Anklagepunkten. Verführung Minderjähriger und Vergewaltigung. Er konnte es nicht fassen, sie waren doch ineinander verliebt.
In der Verhandlung wurde er in allen Anklagepunkten für schuldig gesprochen, er bekam zwei Jahre auf Bewährung und sein zukünftiges unbedarftes Leben war vorbei.

Udo war der Jungbauer, nach ihm war Arnold, der zweite Sohn von Walli, seiner Mutter geboren. Arnold wollte sein Leben nicht als Knecht auf dem Hof verbringen und hatte deshalb schon lange sein Elternhaus verlassen. Das war der ganz normale Wahnsinn dieser bäuerlichen Tradition, der Erstgeborene bekam alles, die Nächsten konnten als Mägde oder Knechte bleiben oder ausziehen. Udo hatte noch einen langen Weg vor sich, der Altbauer Hans, sein Großvater, war erst 88 Jahre und dachte noch nicht im Traum daran, seinen Hof an seine Tochter, die inzwischen 56 Jahre war, zu übergeben. Wenn man ihn auf seine offensichtliche Hörschwäche ansprach, antwortete er immer „wenn ich mir jetzt schon ein Hörgerät anschaffe, kann ich in Zukunft bald gar nichts mehr hören“, nur das konnte er jetzt schon nicht mehr. So war Udo gezwungen, sich seinen Lebensunterhalt irgendwie zu verdienen. Auf dem Hof war viel Platz, zur Strasse heraus gab es so etwas wie einen kleinen Laden, oder man konnte daraus einen Laden machen.
Er hatte ein Angebot. 1000 Stück Blenden gegen die Sonneneinstrahlung für Autos zu kaufen. Das machte er natürlich sofort, ohne zu beachten, dass es keine Betriebsgenehmigung dafür gab. So saß er nun auf einem Haufen unverkäuflicher Sonnenblenden, und war noch frustierter als vorher.



Udo war ein schmuddeliger Typ, dem man nicht gerne die Hand geben würde. Er hatte schon mit 30 Jahren eine Halbglatze und die im Kreis noch wachsenden Haare ließ er sich ziemlich fettig und ungepflegt lang herunter wachsen. Wenn er sprach, spuckte er unentwegt und niemand kam ihm zu Nahe. Freunde hatte er sowieso nach dem Vorfall mit der Kleinen keine mehr, man nannte ihn nur Kinderf.........
Sein Bruder machte sich in Amerika ein schönes Leben, zuletzt hatte seine Mutter eine Postkarte aus Boston erhalten, er machte mit einer Harley einen Rundtrip.Er hatte Südamerika schon hinter sich und dort in Brasilien einen lebendigen Eindruck in Form eines stämmigen Jungen hinterlassen.
Endlich, Udo hatte inzwischen 38 Berufsjahre als angehender Erbe hinter sich, starb Opa. Aber seine Mutter war erst 58 Jahre und immer noch kerngesund. Sie wollte ebenso alt werden wie ihr Vater, das waren ja schöne Aussichten für Udo.Udo hatte ein Leben ohne Frau, das machte ihm nicht großartig etwas aus, im Nachbardorf gab es eine Nachtbar, hier gab es alles, was sein Herz begehrte,übrigens hatte er für die schnelle Nummer immer noch seine Schwester.
Das Elternhaus, der alte Bauernhof, hatte am Haus 8 ha Apfel und 100 Zwetschenbäume, hier sah er gerne nach dem Rechten. Opa hatte immer nur Apfelsaft machen lassen, das sollte sich nun



ändern. Er wollte einen Apfelbrand herstellen, der überall im obersten Regal stehen würde.
Er setzte seine Idee in die Tat um, seine Mutter ließ ihm freie Hand, sie bekam ja den Erlös, das war ihr wichtig. Ihm war der Brand wichtig und so war er bald ein echter Alk. Außer seiner Leber machte ihm nichts zu schaffen.
Mit dem Verkauf des Apfelbrands hatte er endlich Glück, aber die Bäuerin war seine Mutter und er war ihr Angestellter, das tat weh, sie strich sich die gesamte Kohle ein und er hatte sich lediglich eine Mehrarbeit aufgehalst, die er so natürlich nicht gewollt hatte. Aber wenn seine Mutter nicht mehr leben würde, wäre immer noch Zeit genug, das Leben zu leben, das er sich immer gewünscht hatte.
Dazu gehörte das Leben mit seiner Schwester. Sie war etwas zurückgeblieben und er hatte keine Skrupel, das für seine Zwecke auszunutzen. Sie liebte ihn, denn er war nie gemein zu ihr, und das Andere, das gehörte mal eben dazu. Es fing an mit Rückenwaschen und hörte mit Inzest auf. Unzucht oder ( keine ) Inzucht ( Gott sei Dank ohne Folgen), wer kannte sich hier in diesem Landstrich noch aus? Die
Ungerechtigkeit kannte er schon, nun wollte er Gerechtigkeit.
Das Leben ging so also seinen Gang, die Jahre vergingen, Udo war inzwischen
65 Jahre, er dachte, es sei endlich soweit und er hätte es endlich überstanden, als seine Mutter wieder einmal ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Ihr mußte die Galle und die Milz entfernt werden, sie schwebte tagelang zwischen Leben und Tod, aber sie überlebte auch das. Als der Krankenwagen sie nach Hause brachte, brach Udo mit einem Herzinfarkt zusammen, der Wagen fuhr sofort wieder mit ihm zurück. Zwei Tage später verstarb Udo, ohne noch einmal das Bewußtsein erlangt zu haben.
Sechs Monate danach verstarb Walli an Altersschwäche, das Herz wollte nicht mehr.
Arnold wurde von dem Notar, der das Erbe regeln sollte, in den USA aufgespürt und in den Heimatort gebeten, zur Erbscheinerteilung und Eröffnung des Testamentes. Er war zwei Jahre jünger als
Udo und das sollte ihm jetzt die Türen öffnen, die ihm die ersten 63 Jahre verschlossen waren.
Er verkaufte sofort alles, kaufte sich ein Flugticket und flog zu seinem Sohn nach Brasilien, ob er wohl noch lebte ?
Wenn nicht, würde er sich wieder eine Harley kaufen und Nordamerika richtig erkunden, ja.... das war seine Welt.


Imprint

Text: copyright Foto , Cover , Story H.Malcus
Publication Date: 08-15-2009

All Rights Reserved

Dedication:
Wenn man nur auf etwas wartet, kommt es erstens anders........................

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