Content

Cover

1.

 

1163 vor Christus

 

Langsam senkte sich die rote Abendsonne über das Land. Sie tauchte die Umgebung in ein seltsam rötlich-gelb schimmerndes Licht. Das Wasser, des sich ewig dahinziehenden Flusses, schlug leichte, kleine Wellen gegen das Ufer.

Jetzt kamen auch die letzten Menschen von den Bewässerungskanälen und Feldern wieder nach Hause. Sie hatten den ganzen Tag dort gearbeitet. Und nun, da das Tageswerk vollbracht war, gingen sie heim zu ihren Familien.

     Die Straßen leerten sich zusehends und am Flussufer legte noch der eine oder andere Fischer an.

     Die Felder lagen in der Abenddämmerung, wie große ausgestorbene, endlos scheinende Wiesen, der Wüste jenseits des großen Flusses gleich. Das Licht der untergehenden Sonne ließ sie in einem leicht braunen Licht erscheinen.

     Das Schilf am Flussufer wiegte sich sanft in der leichten Briese des Abendwindes hin und her.

     Es herrschte eine friedliche und harmonieerfüllte Atmosphäre. Bald würde in den kleinen Häusern der Stadt- und Landbevölkerung das Licht der Kerzen, die nun die kühler werdende Luft erhellen sollten, angezündet werden.

 

     Etwas höher gelegen, vom oft überschwemmenden Fluss entfernt, im Palast des Pharaos, herrschte noch ein reges Treiben. Nicht zuletzt, weil heute der dritte Sohn des Herrschers und seiner Gemahlin geboren werden sollte. Menschen, der verschiedensten Rängen, liefen in den großen Räumen des Palastes hin und her. Wachen des Pharaos, Dienerinnen seiner Gemahlin, Priester und Wahrsager. Sie alle liefen umher, dem nahenden Augenblick entgegensehend.

     In einem kleineren Raum, durch einen seidenen Vorhang von den anderen abgetrennt, lag die Königin des Nils auf einem sehr großen Bett. Neben ihr saß eine Dienerin und zwei weitere standen und umsorgten sie.

     Nach einiger Zeit kam eine weitere Frau herein, die einige saubere Tücher und eine Schüssel mit frischem, klarem Wasser in den Händen hielt. Hinter der Frau betraten der Pharao und ein kleiner Junge den Raum. Der Junge war das zweite Kind des Herrscherpaares und war vier Jahre alt. Sein Name war Smenkhara. Er hatte noch einen älteren Bruder mit Namen Tutmosis. Dieser war bereits zehn Jahre alt und befand sich gerade auf einer Reise zu den wichtigsten Orten und Tempeln Ägyptens. Er sollte später der Nachfolger seines Vaters auf dem Thron werden. Der Herrscher beider Länder. Von Ober- und Unterägypten. Der neue Gute Gott.

Deshalb befand er sich auf dieser Reise, denn es empfahl sich, als anstehender König eines so großen, starken und auch reichen Landes, möglichst alles darüber zu wissen und sich ständig auf dem Laufenden zu halten. Und damit er später einmal ein guter und kluger Pharao sein würde, musste er früh anfangen zu lernen, wie ein Land geschickt regiert und verwaltet werden kann und wird. Er war nun schon seit zwei Jahreszeiten auf der Reise und würde wohl auch erst nach weiteren zweien oder auch dreien zurückkommen.

     Der kleine Junge, der nach dem Pharao den Raum betreten hatte, war leicht verängstigt und verwirrt, durch die ganze Hektik, die mit einem Male im elterlichen Hause herrschte. Natürlich war er es gewohnt, dass immer viele Menschen im Palast unterwegs waren und es auch mal hektisch wurde, aber so war es bisher noch nie gewesen. Zumal sich seine Mutter, die Königin Teje, in

Imprint

Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Text: Audrey K. K. Wolfeye
Publication Date: 02-02-2012
ISBN: 978-3-7396-8394-2

All Rights Reserved

Next Page
Page 1 /