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Eine Torte zum Muttertag

 

 

Den Muttertag gibt es seit dem Jahr 1914. Der Tag fällt in den Mai, der als der schönste Monat im Jahr gilt. 
Solange ich denken kann, ging mein Vater am frühen Morgen des Muttertages in den Garten und schnitt mit der Rosenschere einen schönen Strauß vom dunkelroten Flieder ab. Meine Mutter freute sich darüber und stellte ihn in eine Vase auf den Stubentisch. 
Das war schon alles, denn meine Mutter kochte das Sonntags-Essen wie jeden Sonntag. Als ich etwas größer war, begann ich ihr Herzen zu basteln und Lesezeichen, oder ich malte ein Bild für sie. 
Als ich dann später selbst Mutter war, hatte der Muttertag schon viel mehr Bedeutung. Meine Kinder waren immer darauf bedacht, mir von ihrem Taschengeld eine Kleinigkeit zu kaufen. Sie räumten den Tisch ab und spülten das Geschirr und waren darauf bedacht mir einen schönen Tag zu bereiten. Von meinem Mann bekam ich nie etwas. Als meine Kinder ihn einmal fragten warum ich von ihm keine Blumen bekäme, sagte er: "Sie ist Eure Mutter und nicht meine." 
Einen Muttertag werde ich nie vergessen. Die großen Kinder waren schon verheiratet und nur die beiden jüngsten lebten noch zuhause. Da tuschelten sie schon am Vorabend und hatten es sehr wichtig. "Morgen früh darfst du erst aufstehen, wenn wir dich wecken!", bestimmte Hannah die Ältere. 
"Aber ich muss doch schon um sechs aufstehen und für Papa Frühstück machen, der hat doch Frühdienst.", warf ich ein.
"Ja gut", meinte Helena, "danach gehst du dann aber wieder ins Bett!"
"Das gefällt mir!", stimmte ich zu, "danach schlafe ich bis ihr mich weckt." 
Die Mädchen waren zufrieden und ich folgte ihren Anweisungen. Kaum war mein Mann aus dem Haus, sah ich Hannah ins Bad flitzen. Ich beeilte mich in mein Schlafzimmer zu kommen. Leise hantierten die beiden in der Küche und ich schlief tatsächlich noch ein wenig. "Sie werden den Kaffeetisch richten und Frühstück machen", dachte ich, aber es dauerte eine Ewigkeit. Endlich ging die Schlafzimmertür auf und ich durfte aufstehen. Mein erster Weg war ins Bad. "Beeil dich", sagte Hanna, "Ich koche jetzt den Kaffee."
Der Kaffee stand schon auf dem Tisch, als ich in die Stube kam. Der Tisch war festlich gedeckt und mitten auf dem Tisch stand eine wunderschöne Torte. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus, wie hatten meine Mädchen das nur hinbekommen? Schon landete das erste Stück auf meinem Teller. Buttercreme-Torte mit Ananasstückchen und mit Schokobohnen verziert. Schon der Anblick war ein Gedicht. Gespannt schauten die Kinder mir zu als ich die Torte probierte. Sie war lecker und ich fand nichts auszusetzen. Helena schaute mich neugierig an: "Schmeckt sie dir?" "Aber sicher!", bestätigte ich. "Ja und die Schokobohnen?? sind die auch gut?", bohrte Helena weiter. "Doch, die sind auch gut", versicherte ich. 
Helena wurde nun ganz verlegen und beichtete: "Die Schokobohnen waren alle weiß angelaufen. Ich wollte frische kaufen, aber der kleine Laden hatte noch zu, da habe ich die Bohnen alle abgelutscht, bis das weiße weg war."
"Das ist also das Geheimrezept", lachte ich, deshalb schmeckt die Torte so besonders gut." 
Wenn ich heute, 35 Jahre später, nachdenke muss ich zugeben, ich hatte nie ein schöneres Muttertags-Erlebnis.

Imprint

Cover: Cover eigenes Foto .
Publication Date: 05-07-2018

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Dedication:
Diese Geschichte widme ich meinen beiden Töchtern , Siggi und Gudrun. Noch einmal danke für die schöne Torte. Eure Mama

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