I
Heute wollte ich wieder in den Wald, die Natur, den Ort, den ich so sehr liebe.
Der Bach, der leise plätschernd neben dem Wanderweg herfloss, beruhigte mich.
Heute schien die Sonne und am Himmel war kein Wölkchen zu sehen.
Der Frühling neigte sich dem Ende.
Mir jedoch war es egal.
Ich ging zu jeder Jahreszeit spazieren, egal, welches Wetter es auch war.
Heute jedoch war es sehr windig, die Bäume neigten sich und das Gras sah aus, als schlüge es Wellen.
Nach ein paar Metern entdeckte ich einen großen Ameisenhaufen.
Ich schaute dem geschäftigten Treiben ein wenig zu: Zwei Ameisen machten sich an einem Apfelkrapfen zu schaffen, knabberten kleine Stücke heraus und trugen sie davon. Ich sah sie unter einer Baumwurzel verschwinden.
Hunderte von Ameisen krabbelten auf diesem gigantischen Haufen herum. Sogar auf meinen bequemen, braunen Wanderschuhen liefen sie herum! Ich war beeindruckt. Die konnten locker das dreifache ihres Gewichtes tragen! Eine Ameise versuchte gerade, ein Blatt abzutransportieren, was ihr aber nicht gelang.
Mehrere Ameisen kamen ihr zur Hilfe. Welch eine Harmonie dort herrschte!
Mit einem Stock drehte ich ein schon verwesendes Blatt um.
Dort sah ich... Ameiseneier!
Vorsichtig drehte ich das schützende Blatt wieder um.
Ich machte mich wieder auf den Weg.
Kokusse blühten am Rande des Weges.
Der ganze Wald hatte sich in ein einziges, grünes Paradies verwandelt. Als ich im Herbst hier war, sah alles noch ganz anders aus.
Ich fühlte mich hier wohl.
Der Bach mit seinem klaren, eiskalten Wasser floß plätschernd dahin, umspülte sachte die Kieselsteine, die mittendrin lagen.
Er umspülte auch die Wurzeln der Wasserpflanzen, zog sie zu sich herunter, gab ihnen genug Nährstoffe, die sie brauchten.
Jetzt - im Frühling - sah der Bach noch viel besser aus als im Herbst.
Auf einer Lichtung blieb ich stehen.
Die Sonne strahlte durch das dichte Blätterdach, das hoch oben, dem Himmel näher, wuchs.
Hellgrünes Farnkraut umgab mich.
Umgefallene Baumstämme lagen dazwischen.
Die Vöglein sangen so lieblich vor sich hin, trällerten mir ein Lied und schrien aus voller Kehle.
Hach, was liebte ich die Natur! Unberührt.
Eine Stelle, die noch nicht von Menschen angefasst und der Lebensraum vieler Tiere zerstört wurde!
Plötzlich: Ein leises Wimmern.
Ich legte mich auf die Lauer, setzte mich auf einen Baumstumpf, packte meine Kamera aus und war auf alles gefasst.
Vorsichtig schob ich einen Farn zur Seite.
Das gab es doch nicht!
Dort war ein Fuchsbau, vor dem lag... - eine Füchsin mit ihren Welpen!
Schnell drückte ich auf einen Knopf meiner Kamera und filmte.
Filmte, wie sie dort herum tollten.
Füchse waren zarte Geschöpfe mit langen Schnauzen, große Ohren, schlanken, ja fast athletisch gebautem Körper und einer wunderbar puscheligen Rute.
Faszieniert starrte ich auf das Bild, was sich mir bot.
Ein Welpe hatte mich entdeckt und kam nun auf mich zugewackelt.
Zum Glück hatte mich die Füchsin nicht entdeckt.
Es barg schon ein Risiko, so nah an einem Fuchs dran zu sein. Und das wusste ich.
Die Welpen hatten noch gräuliches Fell und blaue Augen.
Der kleine kam immer noch auf mich zu.
Doch Mutter Fuchs hatte es bemerkt und packte den kleinen Ausreißer. Der verfiel in eine Tragestarre.
Ich konnte meinen Blick nicht von ihnen wenden.
Immer wieder tollten die zwei Welpen auf ihrer Mutter herum und wimmerten leise.
Da stand die Füchsin auf und schubste ihre Welpen zurück in den Bau.
Dabei berührte ihre Rute ganz kurz meine Kamera und ich zuckte zusammen.
Mutter Fuchs hatte wohl etwas gehört und schaute in meine Richtung.
Ihre Augen blitzen scharf auf.
'Jetzt hat sie mich entdeckt', schoss es mir durch den Kopf. Und wirklich: Sie fing an zu fauchen und kam in meine Richtung geschlichen...
Ich musste abhauen! Jetzt sofort!
Ich fuhr auf und rannte. Rannte was das Zeug hielt! Ich sprang über morsches Holz, wich großen Buchen aus und kam schließlich zurück auf den Weg.
Puh! Gerade noch rechtzeitig!
Ich wanderte zurück zum Auto.
Ging an dem ach so klaren, sprudelnden Bach vorbei, durch das grüne Paradies...
Und war glücklich...
Publication Date: 01-29-2009
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