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Still stand ich da. Im Regen. Auf einer verlassenen Straße. Die Gedanken drehten sich.
Ich wusste nun, was ich bin, ein Ungeheuer, ein Biest.
Mein Körper wurde wieder von einem Schmerz durchzuckt. Meine Muskeln spannten sich an. Alle meine Muskeln spannten sich an.
Dann krümmt sich mein Rücken. Meine Arme wurden zu Pfoten. Meine Beine zu Läufen.
Nun war ich wieder dieses Biest. Wieder dieser Wolf.

Es könnte alles so schön sein, wäre ich nicht in diesen Wald gegangen. Hätte ich nicht diese dämliche Mutprobe gemacht. Vielleicht wäre ich dann zu Hause, in meinem Bett, mit einem guten Buch.
Ich hätte auch nie in so eine Clique sollen, ich hätte mich nie an solche Leute hängen sollen.
Ich wusste zwar was ich falsch gemacht habe, aber wie ich alles ändern sollte, das wusste ich nicht.
Vielleicht kann ich es auch nicht mehr ändern? Vielleicht bin ich nun für immer etwas anderes.

Aber beginnen wir von vorne.
Es war ein trüber Tag. Die Tage davor herrschte Hitze.
Der Himmel war kurz davor sich zu entladen, aber heute war mir das nahezu egal.
Denn heute war mein großer Tag, heute werde ich in die Clique aufgenommen.
Naja zu mindestens, falls ich diese Aufnahme Prüfung bestehe, diese Mutprobe.
Natürlich war ich schon nervös und ich war froh, dass ich mich in der Dusche nicht schon fast, erhängt habe.
Danach wäre ich noch beinahe auf dem Boden ausgerutscht.
Das sah ich schon als kleine Katastrophe für diesen Tag an, doch da wusste ich auch noch nicht, was noch alles passieren würde.


Als ich nach der Schule vor dem leeren Eiscafé auf meine neuen Freunde wartete, ging mit viel durch den Kopf.
Was ist, wenn ich diese Prüfung nicht schaffe, werde ich dann wieder ein Loser, wie an meiner alten Schule? Verspotten mich meine Freunde aus der Clique dann?
Meine Gedanken wurden unterbrochen als Bold mir auf die Schulter tippte. Wahrscheinlich denken sie nun, ich sei ein Trottel, dessen Gedanken immer wo anders sind. Innerlich gab ich mir eine Ohrfeige, ich durfte nicht so über mich denken, ich bin jetzt selbstbewusst.
Ich starrte in Bolds tiefen, gelben Augen. Er sagte nichts. Alexa bewegte sich, elegant wie immer, auf mich zu, mit einem Finger hob sie mein Kinn an. „Dein großer Tag.“
Mehr sagte sie nicht. Die anderen machten sich schon wieder bereit zu gehen, mit einem Handzeichen deutete mir Alexa, dass ich folgen soll. Ich hörte noch, wie Bold ihr etwas zuflüsterte, es hörte sich an wie ein „Glaubst du schon, dass das eine gute Idee ist“.
Alexas Antwort hörte ich nicht mehr. Ich wollte sie auch nicht hören, deshalb ging ich zu Jule, die ganz vorne lief.

Nach einer Weile kamen wir beim Wald an. „Hier wird deine Probe stattfinden“, Alexa klang feierlich.
„Was muss ich tun.“, ich bemühte mich, ich wollte selbstbewusst wirken. Nicht so, wie ich mich fühlte …
„Es ist ganz einfach, durchquere den Wald.“
Die Aufgabe klingt so einfach, es musste einen Hacken haben, da ich den Hacken aber lieber nicht wissen wollte, nickte ich einfach nur. „Du musst von hier.“, Alexa deutete auf einen Kiesweg den Wald, „Nach hier“, sie zeigte an einen Ort, den ich vor lauter Bäumen nicht sah, doch ich konnte erahnen, dass sie den alten, verlassenen High Way meint.
Ohne weiter zu fragen, bewegte ich mich in Richtung Kiesweg.
„Du bist ein Monster.“, das war Bolds Stimme und sie war an Alexa gerichtet.
„Darum liebst du mich doch, nicht Schatz?“, Alexa klang anders als sonst, arroganter.

Nach 30 Minuten im Wald konnte ich die Strasse schon erahnen.
Mir war bis jetzt auch noch nichts Komisches aufgefallen.
Das Schlimmste, dass mir bis jetzt passiert ist, ist, dass ich einmal beinahe über eine Wurzel geflogen bin.
Mit einem Lächeln auf den Lippen lief ich einfach weiter. Ich war mir sicher, dass ich den Erfolg schon in der Tasche hatte.
Kurz vor dem Highway landete ich auf dem Boden, ich spürte ein Stechen in meinem Bein.
Kurze Zeit darauf hörte ich einen Knochen brechen, meinen Knochen.
Aber ich spürte keinen richtigen Schmerz, ich hatte einen Schock. Bis jetzt war ich noch nicht darauf gekommen, dass mich etwas umgestoßen hatte.
Als ich aufschaute, starrte ich in gelbe Augen, solche wie die von Alexa und Bold.
„Tolle Verkleidung Bold, geh jetzt von mir runter.“
Es machte keine Anstalten, sich von mir runter zu bewegen.
„Alexa? Terri? Jule? Dillan?“, nein, sie waren es nicht. Das auf mir war ein Wolf.
Als mir das klar wurde, bohrten sich die Zähne des Tieres in meinen Hals.
Dann spürte ich nichts mehr.

Und nun bin ich hier, auf der Strasse. Nun auch ein Wolf.
Es raschelte. Irgendwas musste im Wald sein, etwas Grosses.
Mein Nackenfell sträubte sich. Aus dem Busch kam der Wolf, der mich gebissen hatte.
„Sei ganz ruhig Beatrix“, das war Alexas Stimme, in meinem Kopf.
Ich machte, mein Wolf (ich?), machte einen Schritt rückwärts.
„Keine Angst, du bist nun eine von uns. Da wir nicht sprechen können, kommunizieren wir über Gedanken.“
„Das… das kann nicht sein…“, ich weiss nicht ob sie meinen Gedanken nun gehört hat, oder ob es mein eigener, geheimer Gedanke blieb.
„Doch so ist es, du wolltest so wie wir werden. Jetzt bist du es. Du wolltest zu uns gehören. Nun tust du es.“
Meine Gedanken und ich waren Still. Und mein Körper, nein, der Wolfkörper war ruhig.
Nun kamen auch Bold, Terri, Jule und Dillan aus dem Busch.
Bold, ich erkannte ihn an seinem rot braunen Fell, welches wie seine Harre schimmerten, kam auf mich zu.
„Versteh es du bist nun eine von uns. Und weist du was? Ich bin froh darüber dich nun immer in meiner Nähe zu haben.“
Zwar sollte ich eher davon schockiert sein, dass ich ein Wolf bin. Aber merkwürdiger weise, schockierte es mich mehr, dass er sich freut, in meiner Nähe zu sein.
„Werde ich meine Familie noch sehen? Oder werde ich zum Blutigen Monster, dass alle Menschen umbringt, die ihm in die Quere kommen.“
Ich sah, wie sich seine Maul zu einem Lächeln, oder so was in der Art, verzogen.
„Nein, so schlimm sind wie nicht. Wir ernähren uns nur von Hasen, Rehen und anderen Tieren im Wald. Aber wir können auch zum Mensch werden und uns so unser Essen besorgen. Wir sind also Allesfresser. Natürlich darfst du in deiner Menschlichen Form auch deine Eltern besuchen.“
Ich spürte, wie die Müdigkeit in mir überhandnahm.
Bold trat noch einen Schritt näher an mich.
„ Und weist du was? Das alles kannst du nun mit mir an deiner Seite. Ich habe mich schon in dich verliebt, als ich dich das erste Mal an der Schule gesehen habe.“
Dieser Gedanke war nur für mich Bestimmt und ich hoffte auch, dass nur ich ihn gehört hatte.
Und eine Sache wusste ich nun sicher, ob ich ein Wolf bin oder nicht, ich habe nun ein perfektes Leben zusammen mit Bold.


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Publication Date: 08-23-2012

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