Mit sanfter Gewalt ...
regieren sie das Leben.
Ich wusste, gestern Abend hatte ich etwas falsch gemacht.
Meine Blase drängelte mich aus dem Bett, auf das letzte Glas hätte ich wohl besser verzichten sollen.
Meine ausgestreckte Hand traf im Dunklen noch etwas zögernd die Push on Lampe und öffnete einen sanften Schein.
Wie komm ich hier raus?
Ein bleischwerer Klotz lag auf meinem linken Großzeh. In der Kniekehle lag ein zusammen gerollter Stein. Von beiden konnte ich mich schwerlich befreien ohne einen anklagenden Blick als Belohnung zu bekommen.
„ Kinder“, wimmerte ich im Inneren leise, „ könnt ihr nicht die restlichen 1 Meter 20 meines Bettes benutzen, ich brauch doch nur vierzig Zentimeter für meine müden Glieder“!
Langsam und vorsichtig zog ich mein eingeschlafenes linkes Bein unter der ausgebreiteten Masse von nicht zuzuordnendem Fell hervor und quälte mich auf der anderen Seite aus meinem gemütlichen Nachtzuhause. Ein leises Grunzen war die Antwort auf meinen inneren Dialog.
Meine Katzen hatten die Herrschaft über mein Bett übernommen.
Ein strafender Blick traf mich aus glühenden grünen Augen.“ Du hast mich geweckt“!
„ Entschuldige bitte“, flüsterte ich und entfleuchte in Richtung Bad.
Auf dem noch dunklen Gang stolperte ich über einen ausgestreckten schwarzroten Schwanz, Autsch, getroffen, - ein zweiter anklagender Blick traf mich als die Lampe erglühte.
„ Sag mal, musst du mitten im Gang liegen, kannst du nicht wie ein vernünftiges Wesen rechts vor links beachten“?
Gelangweiltes Gähnen zeigte mir rosiges Zahnfleisch und spitze, gefährlich wirkende Milchzähne.
„ Wer wohnt hier eigentlich“? murmelte ich in meinen Bart, „ ich oder ihr“?
Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, betrachtete ich versunkenen Auges meine Schlafstätte.
Hm … das Bett ist 1,60 breit, man sollte doch meinen, dass 2 kleine Katzengestalten, die sich sonst so flach wie Flundern durch jedes Loch quetschen können, dass sie einer schlanken müden Mitbewohnerin nicht alles an Platz in dieser schönen gemütlichen Stätte des Erholens klauen, aber nein, - genau auf der Seite, auf der ich immer liege, haben sie sich breit gemacht.
Alles andere ist frei und zeigt sich in gähnender Leere, nur ein verlassenes Kissen, das ich vom Kopf zum Fußende gepfeffert habe, teilt sich den Platz mit meinem noch aufgeschlagenen Buch.
Mein Schlafplatz ist von zerfließendem Fell besetzt..
„ Ich will in mein Bett“, wage ich zu sagen, was sofort zur Folge hat, dass sich Kasimir würdevoll aufsetzt und mich vorwurfsvoll mustert.
Merlin, der Brocken samtweiches Braun, rührt sich nicht, allenfalls wird er noch länger.
Ich schaue auf die Uhr, die mir blinkend verkündet, es ist erst 4°°.
Jeder - Nicht Katzenbesitzer - würde mir nun sagen, „ schmeiß sie endlich raus, sie kommen eh wieder und geh in deine warme Koje“, aber ich weiß, ich würde die anklagenden Blicke nicht ertragen können, denn so vorwurfsvoll können nur Katzen gucken.
Die Katzen haben die Herrschaft über mich, mein Bett und meine Person übernommen, sie bestimmen, wann was gemacht wird.
Bitte schenkt mir in meinem Bettchen ein Plätzchen, und wann darf ich jetzt wieder rein?
Samstagmorgen, Einkaufstag.
Es regnet Bindfäden, ist kalt.
Meine Katzen liegen gemütlich als Wollknäuel verkleidet an unterschiedlichen Plätzen.
Mimi wirkt wie ein aufgeblasenes Kissen auf ihrem Katzentreppchen am Fenster.
Einen der weißen Fußpfoten hat sie zwecks erhöhter Wärmezufuhr zwischen die Heizungsrillen des Heizkörpers gestreckt, der Rest von ihr hängt platt in der Luft. Wie sie es schafft, dabei nicht herunterzufallen hat sicherlich etwas mit ihrem Ausbalancierungsvermögen zu tun.
Merlin hat es sich währenddessen mit halbem Körper unter meiner Wolldecke auf der Couch bequem gemacht, ihn treffe ich mit meinem Po an seiner linken ausgestreckten Flanke, die er wie ein Signal von sich streckt, als ich mich setze um mir die Schuhe zuzubinden.
Der strafende Blick, den er aussendet kann ich mir an den Spiegel binden um ihn nicht zu vergessen. Dann schläft er weiter “ph... geh nur Alte“.
Kasimir schenkt mir ein Abschied nehmendes geöffnetes Auge aus seinem Korb an der Balkontür, er ist müde, ich seh’ es ihm an, er wird gleich wieder in seinen Katzenträumen versinken, ich weiß sie alle gut aufgehoben.
Auf den Spaziergang im Regen freue ich mich.
Den Berg hinunter, die frische Luft wird mir gut tun.
Kaum öffne ich das Gatter und schließe es wieder hinter mir mit dem Bügel, wandere ein paar Hundert Schritte vorwärts, trifft mich ein Gedanke im Rücken.
Ich drehe mich um…
Kasimir und Merlin trotten hoch erhobenen Schwanzes, einer schwarz, einer braun - mit stillem Vorwurf hinter mir drein.
„ Mama, wir werden nass, müssen dich aber begleiten“!
„ Kinder“, brülle ich, „geht heim“!
Es ist doch nicht zu fassen.
Habe ich nun Hunde, die mich bewachen und auf mich aufpassen, oder habe ich Katzen die angeblich so unabhängig sind?
Beim Essen haben wir so unsere Vorlieben.
Nicht alles ist genießbar was aus einer Katzenfutterdose kommt, verkündet mir ein zartes Stimmchen auf dem Boden zu meinen Füßen und Blicke aus grün, gelb und grau wenden sich begehrlich dem Herd zu.
Dort duftet ein Stückchen Fischfilet seinem Durchgaren entgegen.
Kräuter und Gewürze runden den Genuss für das Näschen ab.
Das schnuppern natürlich auch die Katzen und versammeln sich vereint – selten genug, dass sie Tatze an Tatze das Katzenleben pflegen, zu meinen Füßen.
Eine zarte Pfote klopft mir schon mal ans Bein: „ vergisst du mich auch nicht, ich bin der Erste“!
„ Ihr spinnt wohl, den hab ich für mich erstanden, für Euch gibt es Thunfisch mit Reis und Ei“.
Ein verächtlicher Blick trifft den Katzenfutterplatz; - „wie KANN sie nur auf die Idee kommen, wir würden uns mit dem Abfall zufrieden geben“!
Damit ich mich in Ruhe meinem Frischfisch widmen kann, gibt’s eine Extra Portion Katzenmilch aus der Tüte, damit geben sie sich dann zufrieden.
Keine allzu verwunderlichen Situationen aus einem Katzenbesitzerleben.
Eben ein Miteinander.
© Angelface
Text: copyright by Angelface
Publication Date: 02-11-2011
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Dedication:
meinen Qänglern gewidmet
eine humorvolle scherzhafte Katz - Mensch - Betrachtung