Gedankensplitter in der Nacht
Essay
Ohnmacht
Ist ein ziemlich ekliges Gefühl. Es macht einen schwach und hilflos.
Was soll ich nur tun?
Nichts kann ich tun, nur abwarten.
Wie sagte meine Mutter früher immer zu mir…
„ setz dich erst Mal hin und trinke in Ruhe eine Tasse Tee, überlege sorgfältig und dann, handle“.
Das ist leicht gesagt, wenn einem nix einfällt.
Mit ihr kann ich nicht darüber reden, denn bald ist sie völlig blind, und damit hilflos wie ein Kind.
Alles auf mich zukommen lassen und dann handeln, so wie es vernünftig ist.
Was ist vernünftig?
Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.
Man könnte auch sagen, ich bin mit meinem Latein am Ende.
Jetzt hätte ich gerne jemanden an meiner Seite, mit dem ich darüber sprechen kann.
Was sprechen? Das weiß ich auch nicht, derjenige könnte mir auch nicht helfen, aber er könnte mir zuhören, vielleicht würde dass ja schon reichen.
Ich wüsste schon jemanden, der mich versteht, aber der ist nicht da.
Er den ich meine, sitzt irgendwo in einer mir fremden Stadt und hat sein eigenes Privatleben, seine eigenen Sorgen, Nöte und Bedrängnisse, seine eigenen Gedanken mit denen er sich herumschlagen muss.
Also muss ich, ob ich mich dazu in der Lage fühle oder nicht, mit meinen Gedanken und nunmehr schlaflosen Nächten selbst klarkommen.
Es gab, vor nicht allzu langer Zeit noch einen, dem ich mich anvertrauen konnte, aber der hat sich selbst aufgegeben, mit dem kann ich nun nicht mehr reden.
Warum?
Er will nicht mehr, er will, wenn man ihn fragt - Nichts -
Er will, so wie es scheint, nicht mehr leben.
Enttäuscht und verbittert davon, dass sein eigenes Leben so aus den Fugen geraten ist, er körperlich nicht mehr der ist, der er war, hat er für sich innerlich beschlossen, nichts mehr zu tun. Nichts mehr für sich selbst zu tun, obwohl er es könnte wenn er wollte.
Die Krankheit ist herausoperiert, er müsste sich nur mit den veränderten Bedingungen abfinden und das Beste daraus machen, eingeschränkt damit leben, dass es nun ein Leben mit Macken und Kanten wie das anderer geworden ist, dass nun nicht mehr alles so leicht und geschmiert wie selbstverständlich geht, dass man nicht mehr alles so machen und leben kann, wie er es vorher gewohnt war. Mit Elan und selbstverständlicher Leichtigkeit. Alles in seinem Leben lief vorher wie geschmiert, keine Sorgen, keine Nöte, nur die üblichen Ärgernisse und Befindlichkeiten die jeder hat.
Das ist natürlich nicht leicht, sich mit den Veränderungen abzufinden, wenn man vorher so vor sich in den Tag hinein lebte, sich nicht viel Gedanken machte und alles so hinnahm wie es kam. Doch noch lange kein Grund um jetzt alles hinzuschmeißen.
Wo ist das Rückgrat und die Stärke die ich vorher in ihm vermutet und gesehen hatte, hab ich mir das nur eingebildet?
Na, egal, ich kann es nicht ändern, ich kann ihm nicht helfen, er will es ja auch nicht und ebenso wenig kann ich sein Leben für ihn leben, das muss er schon selbst tun.
Und wenn er beschließt, dass es nun nicht mehr lebenswert für ihn ist, dann muss ich ihn lassen, so schmerzhaft diese Erkenntnis auch für mich ist.
Doch ich fühle mich ohnmächtig und wütend, wenn sich einer aufgibt, obwohl dazu eigentlich faktisch kein Grund besteht.
Doch vielleicht besteht ja ein Grund dafür in seinem Kopf und ich kenne ihn nur nicht?
Meine Hände zeigen die typische Charakteristika auf, wenn ich mit meinem Inneren im Zwiespalt bin, mit etwas nicht klarkomme, sie schälen sich, es sieht scheußlich aus und stört mich, aber andererseits bin ich dankbar dafür, denn es zeigt mir deutlich, “ tu etwas, ändere etwas“, doch ich weiß eben nicht, was ich tun soll, ich kann nur darüber nachdenken und Lösungen suchen, obwohl ich weiß, dass es keine Lösung gibt.
Aber vielleicht gibt es doch eine und ich sehe sie nur nicht…
und doch
ich kann es immer noch nicht fassen
dass ein anderer so einfach sein Leben von sich weist...
einfach so...
ohne zu denken...
das macht hoffnungslos.
© Angelface
Text: Text © Angelface
Publication Date: 12-03-2009
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für Kario