Alles voll Schnee
Irgendwann hat man von soviel Schnee aber wirklich gründlich und gestrichen die Nase voll.
Schaut man aus dem Fenster, sieht man herrliche Bilder. Das Morgenrot spiegelt sich im glitzernden Schnee, im Abendrot verglüht purpurn die Welt und alle Lebewesen darin.
Unschuldig ist das Weiß, die Engelsfarbe, aber schicken uns wirklich die Engel all das Weiß, das alles so barmherzig und gleichzeitig unbarmherzig alles bedeckt? Oder wie kommt dieser viele Schnee vom Himmel, irgendwer muss ihn doch tragen?
Der Garten ist völlig eingeschneit, von Paulchen und Julchens Gräbern sieht man nur die Spitzen der Steine herausgucken. Die Schafe, mitten im Schnee...
Wo finden sie jetzt noch Futter? Auch sie haben längst kalte Füße gekriegt. die Kälte schwächt...
Ich stehe fröstelnd mit hochgezogenen Schultern am Fenster und bibbre allein schon bei dem Anblick den ich aus dem fenster sehe....
Ich weiß genau, es sieht, wie Gold das immer glänzt, nur so unschuldig aus, im Grunde aber ist es gleichzeitig Schutz und manchmal auch tödlich.
Schutz für die Pflanzen die noch nicht erfroren sind, denn unter dicken Eisflächen und tiefgefroren geht noch mehr kaputt als unter einer an und für sich fast wärmenden Schneedecke.
Weiche Flocken fallen vom Himmel, das sieht wunderschön aus, fast so, als wären es nur weiche kleine Wattebäusche, und dass die gut tun, wenn man sie sich auf’s Gesicht legt, ist ja jedem bekannt.
Und darüber wölbt sich ein strahlend blauer Himmel.
Schnee, was ist eigentlich Schnee?
Gefrorenes Wasser, knallhart kann er sein und dann wieder so weich wie Samt, einschläfernd wenn man müde ist und sich hineinlegt als wäre es ein Bett. Wenn er nicht so kalt wäre, könnte man sich fast sicher in ihm fühlen, doch das ist trügerisch.
Ja, ein Bett kann er auch sein, der Schnee, diese gefrorene so wunderschöne Einheit einer Schneehaube von vielen weißen Flocken, die sich zusammenballt , dicht aneinander drängt und sich wie eine Decke über alles breitet.
Er liegt auf jedem Ast, hängt sich an jeden noch so dürren Strauch, legt sich auf den Boden, krabbelt in alle Ritzen und machst du das Fenster einen Spalt weit auf, der Wind weht ein wenig, dann drängen sich die aufdringlichen Schneewehen wie ein neugieriges Kind auch zum Fenster herein. Selbst an der Fliegengaze klammert er sich hartnäckig fest.
Unglaublich, was der Bursche alles kann.
Es ist mittags 12.00 Uhr und es schneit sich langsam ein.
In wenigen Sekunden hat sich eine neue Schneedecke über die alte gefrorene gelegt und es wird erneut bitterkalt.
Im Fernsehen läuft eben die außerordentliche Sitzung des Bundestages in live, denn das geplante und schon lang entworfene Konjunkturpaket der Kanzlerin erregt die Gemüter. Ich höre den Ton bis hierhin zu meinem PC der im anderen Raum steht, höre, dort wird uns pathetisch ohne realen Hintergrund alles Mögliche erzählt, uns vorgemacht wie wir alle betrogen, hintergangen und getäuscht werden und ich denke, denen sollte man mal ein wenig weiße Winterlandschaft im einsamen Hessen anbieten. Vielleicht kühlt das ja einige Köpfe aus.
Vielleicht hier?
Hoch oben in den Bergen oder hier bei uns in der Mitte sollte man sie aussetzen, jeden für sich, allein auf sich gestellt. Dort könnten sie dann stundenlang durch den Schnee stapfen und sich dann mal in aller Ruhe durch den Schädel gehen lassen, was sie uns doch für einen Unsinn vorsetzen, den wir ihnen glauben sollen.
Landtagswahlen, aha, die stehen bevor, kein Wunder, dass sich die Gemüter erhitzen und noch mal schnell hochtrabende Reden geschwungen werden, deren Inhalt nach der Wahl genauso schnell wieder im Wind verpufft..
Traurig aber wahr, man kann sich genau so gut einen Spielfilm stattdessen ansehen, der ist genau so fiktiv wie die Worte, die eben durch den Bildschirm dröhnen.
Gehe ich dann mal zwischendurch an den Fernseher und sehe hin, sehe ich die gelangweilten Blicke und verächtlich hochgezogenen Schultern der Bundeskanzlerin, die, ganz Frau, sich deutlich anmerken lässt, wie sehr sie die Ereiferung der Redner vor ihr zu Tode langweilen. Sie wartet nur darauf, selbst hohe Töne zu schwingen und kleine Unverständlichkeiten in die Welt zu spuken, natürlich mit dem Anspruch, dass man ihr zuhört, während sie ihr Ohr abwendet. Hmm...nicht grad geschickt und diplomativ.
Ich gehe genau so gelangweilt wieder weg und widme mich lieber meiner Schreiberei, dabei kann ich wenigstens meine Gedanken auf die Wanderschaft schicken und zwischendurch auf den schönen schneeverhangenen Himmel schaun.
Schnee, zuviel Schnee, auch der bringt einen auf die absonderlichsten Gedanken.
Vielleicht sollte ich mir aber doch im Laufe des Tages die Schneeschuhe anziehen und hinaus in die Winterkälte gehen, durch den tiefen Schnee stapfen und versuchen den Kopf wieder frei zu kriegen.
Dennoch hoffe ich, Petrus läßt uns bald wieder den Frühling erahnen und die Sonne ohne dieses viele Weiß ansehen.
Tja, der Schnee....so viel Schnee, was soll man dazu sagen..
und ich, immer mittendrin..
wie krieg ich den je wieder vom Balkon herunter?
Überall liegt er, nur ein Stück die Straße entlang zum Dorf hinunter, nach einiger Zeit kann man wieder fast unbeschwert gehen..
aber Achtung: E I S liegt überall, Blitzeis hat sich gebildet und an der nächsten Ecke siehts wieder wie fast in Bayern aus. Alles ist nun spiegelglatt auf den Straßen und nur im tiefen Schnee kann man gehen...,
Ich erinnre mich noch gut daran wie wir als Kinder immer im Schnee den Adler machten, soll ich es hier etwa wieder tun?
ein paar Winterimpressionen..
einsam und still steht er da
als hätte ihn jemand vergessen...
stille Ruhe umgibt uns..
die Welt still still für einen Augenblick
wir sind wie entrückt...
kann man auf dieser Pfütze Schlittschuh laufen?
Schritte im Schnee, wo führen sie hin...
jeder Schritt knarrt leise...die Luft duftet kalt
Ach, wenn's doch nur schon wieder Sommer wär...
Biographisches.....
5:44 welch nachtschlafende Zeit. Nicht jeder kann um diese Zeit einfach vor sich hinschreiben, ich schon, ich brauche auf niemanden Rücksicht zu nehmen.
Das Rauschen der Autobahn dringt leise und entfernt durch das geöffnete Fenster, es beginnt langsam zu tauen, man spürt es in der Luft. Der Mond bewegt sich in die Abnehmphase und erhellt nicht mehr fast taghell sondern gedämpft die schneeweißbedeckten Felder. Noch kein Reh ist unterwegs, sie schlafen wohl noch.
Die Pferde auf der Wiese stehen unter ihrem kleinen provisorischen Dach und schnauben in der klaren Luft, ansonsten ist es still, die Vögel schlafen auch noch und zwitschern noch nicht ihren Morgengesang von den Bäumen, ich auch nicht.
Was hat mich geweckt?
Nichts eigentlich, ich habe nur mein Schlaflager gewechselt. Vom Sofa ins Bett und dann konnte ich nicht mehr einschlafen.
Vielleicht waren es die Themen in der Talk Show die mich nicht einschlafen ließen, wer weiß.
Vielleicht war es aber auch nur der Kater, der sich dick und fett mit seinem schwarzen Hintern auf meiner Brust festsetzte. Immer wenn ich ihn wegschubste: "Husch, Katze, du wirst mir zu schwer“, verlagerte er nur seine Knochen und setzte sich seitlich oder machte Schiffchen,
dabei ließ er die Glubschaugen leicht heraus hängen, keinen Zentimeter rührte er sich von meiner Brust.
Na ja, anhänglich halt, wie alle Männer.
Jetzt sitzt er mit leicht verblödetem Gesichtsausdruck hochaufgerichtet am Fußende des Bettes, kein Wunder, ich bin ja weg, und stiert zu mir herüber. Vielleicht bewacht er nun die leere Bettdecke, keine Ahnung, dem Ausdruck nach denkt er eher vielleicht:“ warum ist die blöde Alte nicht in den Federn, damit ich einen weichen Untergrund habe?“
Ist ja auch egal, denken kann er alleine, wenn Katzen überhaupt denken, grübel....
Mimi rast durch die Wohnung, den Gang, das Wohnzimmer, spinnt die, es ist doch erst, na, ja, auch egal.
Der Kleine Graue, Merlin, ist auch schon wieder unten, mitten in der Kälte, soll er doch der Depp.
Nachher wenn die Katzenklappe klappert und er hereinhuscht soweit man mit einem dicken Bauch noch huschen kann, wird er sich wieder über Kasimir stürzen und Kräfte messen mit ihm spielen, ich kann die Bengels dann wieder trennen bevor es zu wild wird.
Ich lächle vor mich hin, schlürfe meinen Tee.
Wildkirsche mit schwarzem gemixt habe ich mir, hm.. Lecker...
Er duftet richtig, oder ist es die Zimtstange die ich untergemischt habe?
Auf jeden Fall schmeckt’s und tut gut.
Ich schließe das Fenster, genug frische Luft, man muss ja nicht gleich wieder übertreiben, andere sollen Schnupfen um diese Jahreszeit kriegen, ich hab keinen Bock auf Influenza und Co.
Jetzt ist es ganz still, nur der Froster klingelt leise und melodisch, müsste ich ihn schon wieder abtauen?
Wenn ja, bietet sich jetzt die Terrasse mit ihren noch eisigen Temperaturen an, ich brauche alles nur aus dem Gefrierfach zu holen, stelle es in einen Korb, den in die Kälte draußen, taue flink mit heißem Wasser ab, wasche aus und räume im Nu wieder ein.
Au ja, das mach ich, geht nebenher.
Ein Glück, dass ich alleine wohne, jeder der jetzt neben mir säße, würde sagen: „Du spinnst wohl wieder, um diese Zeit macht das kein normaler Mensch“, aber wer ist schon normal in der heutigen Zeit.
Die Zigarette glimmt im Aschenbecher vor sich hin, es raucht sie keiner, ich schreibe ja schließlich und beides geht schlecht im Zehnfingersystem, nebenan auf dem kleinen Tischen zur Rechten brennt eine rote Kerze. Das Radio spielt leise Balladen.
Aber gemütlich ist es, der Rauch schwebt in Spiralen in die Höhe und ich kann meine Phantasie spielen lassen, was ich alles an Figuren in ihm sehe, auch nicht normal, gelle?
Zwinkere...
Wem zwinkere ich eigentlich hier zu, bin doch alleine, -
Ach ne, die Katzen sind ja noch da, aber die verhalten sich jetzt mucksmäuschenstill als gäbe sie es nicht.
Ja, wären die Katzen nicht, wäre ich wirklich alleine, keine Ahnung wie das für mich wäre,
vorstellen möchte ich mir das lieber nicht. Langweiliger wär es wohl auf jeden Fall.
Sie verströmen Ruhe, gleichzeitig Lebendigkeit, eine gewisse Aufregung, Harmonie, Gelassenheit, die uns so oft fehlt.
Anspruch, ja den haben sie, auf Pflege, Sorge, Futter, Fressen, Katzenklo obwohl die Wildnis Wiese und Garten direkt vor der Tür liegt, aber Kasimir, der faule Bengel setzt seinen Hintern gern und manchmal lieber ins Katzenklo.
Da sitzt er dann und schaut mit seinem frechen Gesicht aus der Tür wie Frau Holle aus dem Fenster. Ein Glück hat sich Merlin wieder abgewöhnt sich auf das Dach zu setzen und ihm von oben auf die Birne zu hauen, das mag er nämlich gar nicht.
Ja die Katzen, sie sind mein Ein und Alles und können einen ganz schön beschäftigen.
Sie waren es schon immer, aber erst seitdem ich ganztags zuhause bin, merke ich es selbst.
Vorher – wann war das noch mal? – fiel es mir gar nicht so auf. Irgendwie liefen sie so mit im Alltag, der anstrengend war.
Dreizehn Stunden Dienste im Krankenhaus lassen nicht so viel Zeit zum Sorgen.
Meine kleine Welt hier, so wunderschön und jetzt so abgeschnitten von allem Äußeren durch den vielen Schnee, der seit Wochen um uns herum fällt und liegen bleibt. Ich bin gerne hier, fühle mich wohl.
„Bist du nicht einsam, fehlt dir gar nicht die Kneipe, das Kino, Theater, Clubs und Dancing Queen zu sein?“, das werde ich öfters gefragt und kann sagen: “Nein, hatte ich alles, und das sehr lange und ausgiebig, brauch ich nicht zum glücklich und zufrieden zu sein, ich hab doch mich“.
Eben kommt eine Mail in mein Schreiben geflattert, ich werde gegrüßt und gefragt wie es mir geht in meiner verschneiten Höhle, was will ich mehr, auch andere sind um diese Zeit schon wach, und, sie denken an mich, wie schön...lächelt...
Nein, das Reisen habe ich aufgegeben, Aufgaben habe ich genug, Zerstreuung auch, gebraucht werde ich auch, manchmal reicht der 12 Stunden Tag nicht um alles zu erfüllen, Kino und Theater mache ich lieber in Gesellschaft und die ist im Moment nicht da, aber bald, bald kommt meine Tochter aus Berlin und wir feiern gemeinsam gemütlich unsere nur um Zwei Tage getrennten Geburtstage, dann geht’s auch wieder ins Kino und zum Tanzen und das langt dann wieder für ne Weile.
So holt sich jeder das, was er braucht, wann er es braucht.
Schnee...wie Feuer, wie Wasser, er hat eine ungeheure Macht, Anziehungskraft und Stärke.
@ Angelface im Januar 2009
Text: Text & Bilder @ Angelface
Publication Date: 01-14-2009
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Dedication:
tja, wem soll man solche Gedanken wohl widmen,
dem Schnee vielleicht? Ich denke, der hat genug mit sich selber zu tun...
die Natur hat uns im Griff, wir sollten sie nie unterschätzen...