Ally Trust
The Guardian Angels –
Himmlische Küsse
Impressum
The Guardian Angels - Himmlische Küsse
Ally Trust
Copyright: © 2014 Ally Trust
Printbook ISBN: ISBN-13: 9783746012483
EBook ISBN: ISBN-13: 9783746020150
Verlag: BoD – Books on Demand
Nachdruck oder Kopie (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet!
Die Handlung und die vorkommenden Personen in dieser fiktiven Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zu Personen (tot oder lebend), wie Namen, Aussehen, Charaktereigenschaften, etc. sind zufällig und nicht beabsichtigt!
Kapitel 1
Ich schaltete den nervenden klingelnden Wecker aus und drehte mich um. Ich sah in zwei eisblaue, wunderschöne Augen, die zu meinem atemberaubend gutaussehenden Freund und gleichzeitig meinem Schutzengel Sixt gehörten. Seine dunkelbraunen kurzen Haare waren verwuschelt und standen vom Schlafen von seinem Kopf ab. Das letzte Dreivierteljahr war das Schönste in meinem Leben gewesen. Ich war so glücklich mit ihm und liebte ihn sehr.
„Guten Morgen, Süße“, sagte er und lächelte.
„Müssen wir jetzt wirklich schon aufstehen“, fragte ich und schmiegte mich an ihn.
„Ja, sonst kommen wir zu spät zur Uni. Es ist doch nur noch eine Woche und dann haben wir zwei Monate frei“, erwiderte er und gab mir einen Kuss. Es stimmte nur noch eine Woche und wir hatten zwei Monate Semesterferien. Wir brauchten dann erst im August wieder zur Universität. Die Vorstellung zwei Monate nur mit Sixt zu verbringen, ohne in die Uni zu müssen, gefiel mir. Nur zur Arbeit musste ich weiterhin. Ich hatte erst die letzten drei Wochen im Juli Urlaub. Sixt stand auf und zog mich mit sich aus dem Bett. Widerwillig folgte ich Sixt ins Badezimmer, um mich zu waschen. Am liebsten wäre ich noch mit ihm im Bett geblieben, um mit ihm zu kuscheln. Aber er achtete sehr darauf, dass ich nie zu spät zu den Vorlesungen kam.
Als wir mit dem Waschen fertig waren, gingen wir ins Schlafzimmer um uns umzuziehen. Sixt war schneller fertig als ich, weil ich erst in meinem Schrank nach etwas zum Anziehen suchen musste. Sixt ging schon einmal hinunter in die Küche und bereitete das Frühstück zu. Ich stand vor meinem Schrank und überlegte, was ich anziehen könnte. Ich schaute aus dem Fenster. Es war bewölkt und es regnete. Für Ende Mai war es noch nicht so warm, wie die Jahre davor. Ich beschloss, eine graue Jeans und dazu eine weinrote Bluse anzuziehen. Anschließend ging ich ins Bad, kämmte meine Haare durch und band sie zu einem Zopf zusammen. Ich ging die Treppe hinunter in die Küche, wo Sixt schon auf mich wartete.
„Da bist du ja endlich. Das Frühstück ist schon fertig“, sagte er und zeigte auf den Küchentisch, der gedeckt war. Mir hatte er extra eine Schale hingestellt, weil er genau wusste, dass ich morgens lieber Müsli aß. Nach längeren Diskussionen über meine Ernährung hatten wir uns darauf geeinigt, dass ich morgens vor der Uni etwas aß. Geeinigt war vielleicht das falsche Wort. Ich hatte eher ihm zuliebe nachgegeben. Dafür durfte ich mittags in der Mensa auch mal einen Salat essen. Ich setzte mich an den Tisch und schaute ihn an.
„Möchtest du Kaffee“, fragte er.
„Kaffee wäre nicht schlecht. Ich muss mal wach werden.“
„Das glaube ich auch, sonst schläfst du gleich noch bei deiner Vorlesung ein“, sagte er und nahm die Kanne aus der Kaffeemaschine. Er goss mir den Kaffee in die Tasse und stellte, nachdem er sich ebenfalls etwas eingegossen hatte, die Kanne auf den Tisch.
„Wir sehen uns dann gleich an der Uni“, sagte Sixt, als wir das Haus verließen, und gab mir einen Kuss.
„Ja, bis gleich“, sagte ich und stieg ein. Wir fuhren meistens, wenn ich arbeiten musste, getrennt zur Uni. So konnte ich anschließend zur Arbeit fahren und Sixt seine Zeit anders nutzen. Seitdem Terina tot war, brauchte er nicht mehr ständig bei mir sein und mich vor ihr beschützen. Es hatte mir gar nicht gefallen, nichts mehr alleine tun zu dürfen, meine freie Zeit im Hause der Schutzengel verbringen zu müssen und nicht raus zu dürfen. Zumindest nicht alleine. Immer musste jemand bei mir sein, um auf mich aufzupassen. Dabei hatte ich immer meine Unabhängigkeit genossen. Am Schlimmsten war allerdings die Angst, dass jemand von meiner Familie oder meinen Freunden verletzt oder sogar getötet werden konnte. Vor allem Sixt. Ich liebte ihn über alles und wollte ihn nie verlieren.
Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne drängte sich durch die Wolken. Auf dem Parkplatz vom Campus parkten wir nebeneinander. Gerade als ich aussteigen wollte, hielt Sixt mir schon die Tür auf. Er war wirklich ein Gentleman. Ich nahm meine Tasche und stieg aus. Sixt zog mich gleich in seine Arme. Ich machte die Autotür zu und schloss den Wagen ab. Zum Glück hatte ich eine Funkfernbedienung für mein Auto. So brauchte ich nur auf einen Knopf drücken und mein Wagen war zu.
„Du hast aber lange gebraucht“, sagte er grinsend. Es war wieder eine Anmerkung, weil sein Wagen schneller war, als meiner.
„Ich rase auch nicht so wie du“, verteidigte ich mich. Ich zog seinen Kopf zu mir heran und schon lagen seine Lippen auf meinen. Wir küssten uns lange und leidenschaftlich. Ich bekam immer noch ein Kribbeln im Bauch, wenn wir uns küssten oder er mich berührte. Ich hoffte, es würde nie vergehen.
„Hi ihr beiden“, sagte eine fröhliche Stimme neben uns. Ich drehte mich zur Seite und sah Sasha, die strahlend neben uns stand. Sasha und Maya waren zu meinen besten Freundinnen geworden. Wir unternahmen viel gemeinsam, wobei das meiste Shopping-Touren waren, die Sasha am liebsten machte. Auch Nathan und Timothy waren zu guten Freunden von mir geworden. Ich war froh, so tolle Freunde, wie sie es waren, gefunden zu haben.
„Hi Sasha“, kam es von Sixt und mir wie aus einem Mund.
„Wie geht es euch? Alles gut“, fragte sie.
„Ja, alles bestens“, erwiderte ich lächelnd.
„Wo hast du denn die Anderen gelassen“, fragte Sixt sie und schaute sich um.
„Bei Nathan und Maya begann die Vorlesung heute schon um acht Uhr und Timothy ist mit ihnen gefahren, weil er noch in die Bibliothek wollte, bevor sein Kurs anfängt.“
„Oh. Na wir sehen sie ja nachher in der Mensa. Lasst uns dann auch mal los. Unsere Kurse beginnen gleich“, sagte Sixt und legte einen Arm um meine Schulter. Zusammen gingen wir zu den Gebäuden der Universität.
„Wir sehen uns dann nachher in der Mensa“, sagte er und zog mich an sich.
„Ja, bis nachher“, erwiderte ich und gab ihm einen Kuss. In dem Moment ging Monica an uns vorbei. Sie versuchte sich immer noch, an Sixt heranzumachen. Jedes Mal ließ Sixt sie abblitzen oder ignorierte sie einfach. Sie lächelte ihn zuckersüß an und ging in den Raum. Wütend schaute ich ihr hinterher.
„Vergiss sie, Süße. Du weißt, ich liebe nur dich“, besänftigte er mich und gab mir einen Kuss. „So ich muss jetzt los. Bis nachher.“ Sanft strich er mir über die Wange und machte sich auf den Weg zu seinem Kursraum. Sasha und ich gingen in den Raum und setzten uns auf unsere Stammplätze in der letzten Reihe. Monica saß einige Reihen vor uns. Sie drehte sich zu mir um und warf mir einen verächtlichen Blick zu. Sie saß, seitdem sie sich von Terina beeinflusst gelassen und dadurch ihre Freunde vertrieben hatte, fast immer alleine. Nur in der Mensa waren noch Emma und Bill treu an ihrer Seite. Claire, Josh und Dave, hatten sich, nachdem sie sich mit Terina angefreundet hatte, von ihr abgewendet. Ich tat so, als ob ich sie nicht sehen würde, und wandte mich Sasha zu.
„Was habt ihr gestern denn noch gemacht“, fragte ich sie.
„Nathan und ich waren abends noch im Kino, in dem neuen Actionfilm, der gerade angelaufen ist. Der ist wirklich gut. Und ihr?“
„Wir waren erst spazieren und anschließend noch ein Eis essen“, erwiderte ich. Sixt liebte die Natur genauso wie ich und wir gingen wann immer wir Lust und Zeit hatten raus.
„Oh, das ist schön. Ich würde auch gerne mal wieder spazieren gehen. Nur Nathan hat so gut wie nie Lust dazu“, klagte sie.
„Dann lass uns das nächste Mal einfach alle zusammen spazieren gehen“, schlug ich vor.
„Ja, das ist eine gute Idee. Da wird er bestimmt mitkommen“, sagte sie begeistert. Mr. Parker kam in den Vorlesungssaal und begann seinen Unterricht. Bei ihm hatten wir Finanzwesen. Mein Handy vibrierte und ich schaute drauf, nachdem ich es aus meiner Hosentasche geholt hatte. Sixt hatte mir eine SMS geschickt. Handys waren während der Vorlesung verboten. Sobald eines klingelte und der Student den Ton nicht ausgestellt hatte, wurde es vom Dozenten eingezogen und man bekam es erst am Ende der Vorlesung zurück. Deshalb stellte ich mein Handy immer auf tonlos, wenn ich in der Uni war. Ebenso auf der Arbeit. Auch wenn ich das Handy während der Arbeitszeit in meiner Tasche, die ich im Aufenthaltsraum ließ, hatte, so wollte ich nicht, dass es laut klingelte. Ich las die SMS und hielt dabei mein Handy unterm Tisch, damit es nicht auffiel. Den Studenten war es ebenfalls verboten, SMS zu lesen oder zu schreiben. Wenn man dabei erwischt wurde, musste man ebenfalls das Handy abgeben. Meistens tat ich beim Lesen so, als ob ich mir etwas notieren würde. Beim Antworten brauchte ich mittlerweile gar nicht mehr auf mein Handy zu schauen. Ich wusste, wo die Buchstaben waren und tippte blind. Sixt und ich schrieben uns oft in der Zeit, wo wir uns nicht sahen.
-Wie ist die Vorlesung? Meine ist langweilig. Ich vermisse dich-, schrieb Sixt.
-Meine ist auch nicht gerade besser. Ich vermisse dich auch.-
-Wie wäre es heute mit einem gemütlichen Abend auf dem Balkon-, fragte er. Sixt hatte einen sehr großen Balkon an seinem Zimmer. Wenn das Wetter es zuließ, saßen wir oft draußen und schauten uns die Sterne an, redeten oder genossen einfach unsere Zweisamkeit.
-Das wäre sehr schön, aber wir sind heute Abend bei meinen Eltern zum Essen eingeladen-, erinnerte ich ihn.
-Das macht ja nichts. Dann gehen wir erst essen und fahren dann zu mir-, schrieb er.
-Okay, so machen wir das.- Die Vorlesung war zu Ende. Ich packte meine Sachen zusammen und ging mit Sasha zum nächsten Raum. Auch während der nächsten Vorlesung in Rechtswissenschaften schrieben Sixt und ich weiter. Trotzdem ich schrieb, konzentrierte ich mich auf den Unterricht und verstand auch meistens alles, was erklärt wurde. Zum Glück hatte Sixt auch Wirtschaftswissenschaften studiert und half mir und Sasha beim Lernen. Er war ein guter Lehrer und war er sehr geduldig mit Sasha und mir, wenn wir mal etwas nicht verstanden.
„Ich weiß gar nicht, wie du SMS schreiben und dann noch dem Unterricht folgen kannst? Ich könnte das nicht“, sagte Sasha, als wir auf den Weg in die Mensa waren.
„Ach das ist gar nicht so schwer. Ich konnte schon immer lernen und zum Beispiel Musik dabei hören oder fernsehen“, erklärte ich. Wir kamen in der Mensa an und gingen zu unserem Stammtisch. Maya war schon da und wir setzten uns zu ihr.
„Wo sind denn die Jungs“, fragte Sasha.
„Sie holen etwas zu Essen und bringen uns etwas mit“, sagte Maya und schaute zur Theke. Ich sah ebenfalls herüber. Sixt stand mit Nathan und Timothy an der Theke und füllten die Tabletts mit etwas zu Essen. Ich hoffte nur nicht, dass Sixt mir wieder zu viel mitbrachte. Monica betrat die Mensa und ging direkt zur Theke. Sie hatte Sixt dort stehen sehen und lächelte. Sie legte einen Arm um seine Schultern und sprach mit ihm. Ich verkrampfte mich auf meinem Stuhl. Warum konnte sie ihn nicht in Ruhe lassen?
„Sie soll ihn endlich in Ruhe lassen. Warum versteht sie nicht, dass er mit mir zusammen ist“, fragte ich wütend.
„Reg dich nicht auf. Sie wird es nie lernen. Ich sage, er schlägt gleich ihren Arm weg“, wettete Sasha, die ebenfalls zu den Jungs schaute.
„Glaubst du wirklich“, fragte ich sie.
„Ja, pass auf.“ Kaum hatte sie es gesagt, schlug Sixt auch schon Monicas Arm weg.
„Lass mich endlich in Ruhe. Ich will nichts von dir. Kapier es endlich. Ich habe eine Freundin“, hörte ich ihn genervt laut sagen und sah, wie er zur Kasse ging. Monica folgte ihm. Wieder legte sie einen Arm um seine Schultern und sagte etwas, was ich leider nicht verstehen konnte, da unser Tisch am anderen Ende der Mensa stand.
„Nein“, sagte er bissig und schlug ihren Arm weg. „Ich liebe nur Jamie und das wird auch immer so sein. Und jetzt verzieh dich.“ Dieses sagte er wieder so laut, dass es alle Studenten, die sich in der Mensa befanden, hören konnten. Ich lächelte voller Schadensfreude und war froh, dass er sie mal wieder abgewiesen hatte. Sixt kam zu uns an den Tisch, stellte das Tablett ab und setzte sich neben mich. Er zog mich an sich und küsste mich.
„Was wollte sie denn von dir“, fragte Sasha neugierig.
„Ach sie geht mir langsam auf die Nerven mit ihren Anmachversuchen“, sagt er und nahm meine Hand. Sanft strich er mit dem Finger über meinen Handrücken.
„Ich glaube, du musst das deiner Verehrerin mal deutlich machen. Sie wird so schnell nicht aufgeben“, erwiderte Sasha. Ich schaute zu Monica, die an ihrem Stammplatz saß und wütend zu uns herübersah.
„Das habe ich schon mehrfach, nur sie versteht es einfach nicht “, seufzte Sixt. Timothy und Nathan kamen zu uns und setzten sich.
„Sie ist halt schwer von Begriff“, sagte Nathan und nahm sich ein Sandwich, welches auf seinem Tablett gelegen hatte.
„Ja, sehr schwer“, zischte ich. Ich war so wütend auf sie. Monica konnte es nicht lassen Sixt anzugraben. Sie sollte endlich damit aufhören und ihn in Ruhe lassen.
„Du siehst richtig süß aus, wenn du eifersüchtig bist“, sagte Sixt sanft.
„Ich bin nicht eifersüchtig. Ich mag es nur nicht, wenn sie dich angräbt und das meistens noch direkt vor meinen Augen“, verteidigte ich mich.
„Sie will dich damit ärgern. Lass dich nicht von ihr provozieren“, riet Maya mir.
„Eben. Außerdem liebe ich nur dich und sonst niemand“, sagte Sixt, zog mich an sich und küsste mich. Ich erwiderte seinen Kuss und schlang die Arme um seinen Hals. Unsere Küsse waren leidenschaftlich und wurden immer drängender. In meinen Bauch begann es zu kribbeln und ich vergaß, dass wir eigentlich in der Mensa waren.
„Man nehmt euch ein Zimmer“, rief Nathan lachend. „Das ist ja nicht auszuhalten.“
„Lass sie. Du kannst ruhig auch mal etwas leidenschaftlicher sein. Ich habe ja noch nicht einmal ein Begrüßungskuss bekommen“, hörte ich Sasha sagen.
„Ach du meinst so?“ Er zog sie zu sich und küsste sie. Sixt und ich lösten uns voneinander und schauten zu ihnen herüber.
„Man nehmt euch doch ein Zimmer“, konterte Sixt und lachte. Maya, Timothy und ich mussten ebenfalls lachen. Ich schaute mir das Tablett an, was Sixt mitgebrachte hatte. Darauf lagen Sandwiches, Muffins und zwei Flaschen Wasser.
„Was ist denn hier für mich“, fragte ich ihn.
„Was du möchtest. Die Muffins habe ich zum Nachtisch mitgebracht.“
„Was ist denn auf den Sandwiches“?
„Zwei sind mit Salami und Käse und zwei mit Schinken und Käse.“ Ich nahm mir eines mit Salami und reichte ihm ebenfalls eins.
„Mädels, was haltet ihr eigentlich davon, wenn wir in den Semesterferien eine Segeltour machen. Wir haben gerade an der Theke darüber gesprochen, bevor sie kam“, fragte Nathan, nachdem er sich von Sasha gelöst hatte, und deutete mit dem Kopf in Monicas Richtung.
„Das hört sich gut an“, erwiderte Sasha und Maya und ich stimmten ihr zu.
„Maya, Jamie, wann habt ihr denn Urlaub“, fragte Timothy. Maya ging jetzt genauso wie ich nach der Uni arbeiten, um sich etwas neben dem Geld, welches sie von ihren Eltern zum Leben bekam, dazu zu verdienen.
„Also ich habe die letzten drei Wochen im Juli Urlaub. Jamie, hast du nicht auch die letzten drei Wochen“, fragte mich Maya.
„Ja. Ich habe zur gleichen Zeit Urlaub“, erwiderte ich.
„Gut, dann können wir ja in der Zeit für ein paar Tage die Tour machen“, sagte Timothy.
„Kann denn jemand von euch segeln“, fragte ich.
„Ja, ich habe vor drei Jahren den Segelschein gemacht“, antwortete Timothy.
„Wo nehmen wir eigentlich das Boot her“, fragte Sasha.
„Das mieten wir uns. Ich rufe nachher mal an, für welche Tage noch ein Boot frei ist“, sagte Nathan. „Und dann müssen wir mal schauen, wohin die Tour gehen soll.“
Nach der Uni fuhr ich zur Arbeit. Hier hatte sich einiges geändert. Mrs. Evans hatte den Nachbarladen, der leer stand, mit dazu genommen und durch einen Durchbruch den Laden vergrößert. Nun gab es in der Boutique auch Kinderkleidung. Ebenso hatte Mrs. Evans Megan gekündigt und eine neue Mitarbeiterin eingestellt. Ich hatte erst Maya vorgeschlagen in der Boutique zu arbeiten, aber sie wollte nicht mit einer Freundin in einem Laden arbeiten, weil sie Angst hatte, dass dadurch unsere Freundschaft kaputtging. Sie hatte recht. Ich wollte auch lieber privat und Arbeit trennen, denn es brauchte nur einmal auf der Arbeit einen Streit geben, der dann wahrscheinlich ins Private überging. So hatte sie einen Job in einen Musikladen angenommen. Die neue Angestellte hieß Samantha und war siebenundzwanzig Jahre alt. Sie war ein Meter siebzig groß, schlank und hatte blonde lange Haare, die ihr bis zu den Hüften reichten. Sie war sehr nett und machte ihre Arbeit wirklich gut. Katie war auch noch da. Sie machte zwar ihre Arbeit, hatte aber trotzdem mit Überstunden nicht viel im Sinn. Sie ging immer noch pünktlich um sechs Uhr, ohne zu fragen, ob sie noch etwas tun könnte. Ich sortierte gerade einen Kleiderständer, als Monica in den Laden und direkt auf mich zu kam.
„Du musst mich beraten“, sagte sie und zog mich schon zu den Kleidern. Widerwillig ging ich mit, obwohl ich keine Lust hatte, sie zu beraten.
„Was meinst du, würde dieses Kleid Sixt an mir gefallen“, fragte sie provozierend und hielt sich ein rosafarbiges Kleid an.
„Nein“, erwiderte ich bissig. „Lass ihn endlich in Ruhe. Er will nichts von dir. Kapiere es endlich. Er hat es dir doch heute noch einmal klar und deutlich in der Mensa verständlich gemacht.“
„Das wollen wir doch erst mal sehen. Er wird schon noch merken, dass ich die Richtige für ihn bin. Da kannst du dann nichts mehr dagegen tun.“ Wut stieg in mir auf. Was erlaubte sich diese Frau eigentlich? Wie oft sollte er ihr eigentlich noch sagen, dass er nichts von ihr wollte? Wie arrogant sie doch war. Sie dachte doch wirklich, dass jeder Typ auf sie stand und nur sie wollte. Dabei konnte sie nur nicht sehen, wenn jemand anderes glücklich war. Nur sie durfte das und niemand anderes.
„Das glaube ich nicht. Er gehört mir und ich werde, wenn es sein muss, um ihn kämpfen. Lass ihn endlich in Ruhe“, sagte ich.
„Es ist dann immer noch seine Entscheidung“, provozierte sie weiter. Ich war wütend, musste mich allerdings zusammenreißen, dass ich sie hier im Laden nicht anschrie. Also wandte ich mich von ihr ab und ging zu Samantha, die im Moment keinen Kunden hatte.
„Samantha, kannst du bitte die Kundin weiterbedienen? Sie ist eine alte Schulkollegin von mir und provoziert mich mit privaten Sachen“, fragte ich sie und sah sie flehend an.
„Klar kein Problem. Ich mache das schon.“
„Danke“, sagte ich und ging in den Aufenthaltsraum, um mich abzuregen.
„Oh diese ...“, weiter kam ich nicht, als ich den Raum betrat. Mrs. Evans saß am Tisch und schaute mich besorgt an.
„Was ist denn los“, fragte sie.
„Diese Frau bringt mich echt noch zur Weißglut“, brachte ich wütend heraus und setzte mich auf einen Stuhl.
„Wer ist es denn“, fragte sie.
„Monica, eine alte Schulkollegin. Wir waren mal so etwas wie Freundinnen. Sie studiert auch Wirtschaftswissenschaften. Seit ich Sixt kenne, versucht sie sich an ihn heranzumachen. Ihr passt es nicht, dass wir zusammen sind. Er lässt sie immer abblitzen und sagt ihr auch, dass sie ihn in Ruhe lassen soll. Jetzt ist sie hier im Laden und provoziert mich die ganze Zeit. Sie will ihn nicht in Ruhe lassen und ist der Meinung, dass er sich für sie entscheiden wird“, erzählte ich.
„Das ist echt ein starkes Stück. Lass dich nicht von ihr provozieren“, sagte Mrs. Evans.
„Das versuch ich ja. Aber sie schafft es immer wieder, dass ich mich aufrege.“
„Mach dich ihretwegen nicht verrückt. Sie ist es nicht wert. Ist sie denn noch hier im Laden?“
„Ja. Ich habe Samantha gebeten, sie weiter zu beraten. Ich konnte es nicht mehr, sonst wäre ich noch ausgeflippt und ich wollte nicht, dass die Kunden das mitbekommen“, sagte ich.
„Nein, da hast du recht. Du kannst so lange hierbleiben, bis sie weg ist. Oder du kannst ins Lager gehen und die neuen Kindershirts auspacken, wenn du möchtest“, bot sie mir an.
„Danke. Ich glaube, ich gehe ins Lager. Ich brauche etwas um mich abzulenken“, erwiderte ich und stand auf. Mrs. Evans verließ mit mir zusammen den Aufenthaltsraum und ich ging, ohne einen Blick zu Monica zu werfen, ins Lager. Ich nahm mir den Karton mit der Kindermode vor und begann die T-Shirts auszupacken. Zwei starke Arme legten sich von hinten um meinen Bauch.
„Hi“, hörte ich meine Lieblingsstimme an meinem Ohr sagen.
„Gut, dass du hier bist.“ Ich drehte mich zu ihm um und fiel ihm um den Hals.
„Was ist denn los“, fragte er besorgt.
„Monica ist hier und provoziert mich. Samantha berät sie gerade weiter und Mrs. Evans sagte, ich bräuchte erst wieder in den Laden zurück, wenn sie weg ist.“
„Lass dich doch nicht von ihr ärgern.“
„Das ist leichter gesagt als getan. Erst suchte sie nach einem Kleid und fragte mich, ob es dir an ihr gefallen würde und dann meinte sie, dass du es schon merken würdest, dass sie die Richtige für dich ist“, erzählte ich und schmiegte mich enger an ihn.
„Ich würde mich nie für jemand anderes entscheiden. Ich liebe nur dich und das mehr als alles andere auf der Welt. Sie muss es halt kapieren, dass es für mich nur dich gibt und niemanden sonst“, sagte er ernst, hob mein Kinn an und schaute mir tief in die Augen. „Nur dich“, flüsterte er und zog meinen Kopf zu sich. Dann lagen unsere Lippen schon aufeinander. Sanft strich er mit seiner Hand über meinen Rücken. Als wir uns voneinander lösten, schauten wir uns wieder in die Augen.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich.
„Ich dich auch. Hast du dich wieder etwas beruhigt“, fragte er.
„Ja. Es geht wieder. Ich muss jetzt aber mal weiterarbeiten“, sagte ich und drehte mich wieder zum Karton um.
„Ich helfe dir. Dann geht es schneller“, erwiderte Sixt und half mir beim Auspacken.
„Sag mal, was machst du eigentlich hier“, fragte ich, weil ich mit ihm gar nicht gerechnet hatte.
„Ich wollte dich besuchen kommen. Allerdings muss ich gleich wieder weg. Nathan braucht meine Hilfe. Sashas Kleiderschrank ist zusammengebrochen und wir wollen ihn wieder aufbauen“, lachte er.
„Das kommt von ihren vielen Klamotten.“ Ich fiel in sein Lachen mit ein.
„Ja. Nathan hat ihr jetzt erst einmal Shopping-Verbot erteilt.“
„Arme Sasha, das wird sie nicht aushalten“, sagte ich und hatte mit ihr Mitleid.
„Das glaube ich auch nicht. So ich muss jetzt auch mal los. Ich bin dann um halb sieben bei dir.“
„Bis nachher.“ Er zog mich noch einmal an sich und küsste mich. Dann verschwand er. Ich nahm die T-Shirts und ging wieder in den Laden. Monica war zum Glück nicht mehr da. Ich legte die T-Shirts auf den Tisch ab und sortierte sie nach Farben.
Als ich am Abend nach Hause kam, stellte ich meine Tasche im Flur ab und ging hoch ins Badezimmer, um mich noch etwas frisch zu machen. Anschließend packte ich meine Sachen für den Abend und für den nächsten Tag zusammen, die ich mitnehmen wollte, da wir nach dem Essen direkt zum Haus der Schutzengel fahren wollten. Ich lief die Treppe hinunter, stellte meine Tasche im Flur ab und ging in die Küche, wo ich mir Wasser in ein Glas kippte. Ich lehnte mich an die Küchenplatte, trank von meinem Glas Wasser und schaute aus dem Fenster. Sixt Wagen stand schon an der Straße, aber er war nirgends zu sehen. Ich fragte mich, wo er war? Zwei Arme umfassten mich von hinten und ich erschrak. Sixt lachte leise und wurde sichtbar.
„Sag mal kannst du nicht durch die Tür kommen, wie andere Leute auch“, fragte ich und schnappte nach Luft.
„Türen stören nur. Außerdem bin ich so schneller bei dir. Du musst dich doch langsam daran gewöhnt haben.“
„Eigentlich schon, aber ich erschrecke mich ab und zu immer noch.“ Ich drehte mich zu ihm um und gab ihm einen Kuss. „Komm lass uns essen gehen.“ Ich nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her. Sixt nahm meine Tasche und wir gingen raus. Während ich die Tür abschloss, verstaute Sixt meine Tasche in seinem Wagen. Zusammen gingen wir zum Haus meiner Eltern. Ich schloss die Tür auf und wir gingen hinein.
„Mom, Dad? Wir sind da“, rief ich.
„Hallo ihr beiden“, sagte meine Mutter, als sie aus der Küche kam. „Setzt euch schon mal. Das Essen ist sofort fertig.“ Wir gingen ins Esszimmer, wo schon Leslie und mein Vater saßen. Wir begrüßten sie und setzten uns zu ihnen an den Tisch.
„Leslie, wo ist Greg denn heute“, fragte ich. Normalerweise war ihr Freund auch immer da, wenn wir zum Essen kamen.
„Seine Oma hat heute Geburtstag und da musste er hin. Ich sollte eigentlich mit, aber ich musste noch für meine letzte Abschlussprüfung lernen“, erklärte sie. Leslie hatte nur noch zwei Wochen Schule und dann machte sie ihren Highschoolabschluss. Im August würde sie ebenfalls auf die Portland State University gehen und dort Jura studieren. Sie hatte eigentlich sehr gute Noten, hatte aber weder von Yale noch von Harvard eine Antwort bekommen. Also entschied sie sich für die Universität in Portland. Meine Mutter kam herein und stellte das Essen auf den Tisch. Sie hatte Lasagne gemacht und schöpfte jedem etwas davon auf den Teller.
„Dad, ich brauche noch eine Wohnung. Die Studentenwohnheime sind alle schon voll“, klagte Leslie.
„Warum bleibst du dann nicht erst einmal hier wohnen“, fragte mein Vater.
„Nein. Ich möchte auch alleine wohnen. Wenn ich in einer anderen Stadt studieren würde, hätte ich auch meine eigene Bleibe.“ Ich konnte Leslie verstehen. Ich wollte damals auch unabhängig sein. Meine Eltern hatten mir dann das Gästehaus zur Verfügung gestellt, wo ich im Moment wohnte. Ja auch Leslie wurde erwachsen und das sie dann auch alleine wohnen wollte, war verständlich.
„Wir werden schon etwas für dich finden“, sagte meine Mutter. „Wir schauen am Wochenende bei den Wohnungsanzeigen in der Zeitung nach. Da ist der Anzeigenteil größer.“
„Ja ist gut“, erwiderte Leslie.
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Text: Ally Trust
Images: Ally Trust
Cover: Ally Trust
Publication Date: 02-10-2019
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