“Naruto? Bist du zuhause?” Als der blonde Junge die Tür öffnete, sah er in das Gesicht von Tsunades Boten. “Die Godaime möchte dich sprechen. Es ist wichtig!”
Naruto sah ihn nur verwundert an, eher ein “Verstanden.” verlauten ließ.
Auf dem Weg zu ihrem Büro gingen Naruto alle möglichen Dinge durch den Kopf. Was ihn wohl erwarten würde? Hatte er mal wieder etwas angestellt? Hoffentlich nicht, sonst würde sein Vater wieder richtig sauer werden. Fieberhaft überlegte er, was es sein könnte, als er schließlich vor ihrem Büro stand. Als er klopfte, wurde er von einer leisen Stimme hereingebeten.
Er sah die betretenen Gesichter der ebenfalls im Raum Anwesenden und ein schlimmer Gedanke beschlich ihn. `So wie die gucken, muss was passiert sein…´
“Naruto, setz dich bitte...” Tsunade sah ihn mit ernster Miene an.
“Ich wars diesmal nicht!” Verteidigte sich Naruto schon im voraus, obwohl er immer noch keine Ahnung hatte, was eigentlich passiert war.
“Darum geht es nicht. Es geht..um deinen Vater...” Sie stockte und mit einem Schlag ahnte Naruto, was sie ihm mitteilen wollte.
“Bitte, Baa-Chan, sag mir nicht, dass...”
Statt einer Antwort erhielt er nur einen gesenkten Blick. Sein Atem stockte und er hatte das Gefühl, dass sein Herz jeden Moment stehen bleiben würde.
“Sein Team…wurde von Uchiha Madara überlistet. Einer seiner Shinobi griff sie an und Madara belegte sie mit einem Genjutsu, aus dem sie sich nicht mehr befreien konnten. Minato wurde vorgegaukelt, dass sein Teamkamerad Yamato eine Geisel der feindlichen Shinobis wäre und nur im Austausch mit ihm am Leben gelassen werden würde. Natürlich versuchte er, Yamato zu retten, allerdings erfolglos. Die Verstärkung wurde aufgehalten und so ließ Minato sich auf den Tausch ein. Als er den ganzen Schwindel bemerkte, war es bereits zu spät. Der Shinobi schnitt ihm die Hauptschlagader auf und… jede Hilfe kam zu spät…Yamato und Asuma..haben von alldem nichts mitbekommen. Sie waren ja noch in ihrem Genjutus gefangen...”
Naruto sah schweigend mit weit aufgerissenen Augen auf den Boden. Er sah Tsunade an und begann verzweifelt zu lachen.
“Sehr witzig, Tsunade. Fast wär ich drauf reingefallen. Mein Vater ist ein guter Shinobi, ihm würde so etwas nicht passieren! Also, wo ist er? Du kannst jetzt rauskommen, otosan!”
Tsunade atmete schwer aus und hockte sich dann vor Naruto. “Ich wünschte, es wäre nur ein Scherz, aber ich lüge dich nicht an, Naruto… Es tut mir leid.”
Sein Lachen verstummte und er sprang auf. “Nein, das kann nicht wahr sein! Warum hat ihm niemand geholfen?!” Schrie er und sah Yamato und Asuma vorwurfsvoll an.
“Wir konnten nichts...”
“Der einzige Mensch, den ich noch hatte, ist tot und das nur wegen euch!” Er ging auf Yamato zu und ballte die Fäuste, ehe er von Kakashi zurückgehalten wurde.
“Er kann nichts dafür, es war ein Genjutsu, Naruto!” Er ließ seine Hände sinken, riss sich von Kakashi los und ging zur Tür. “Ihr hättet ihm helfen müssen, aber ihr habt ihn einfach sich selbst überlassen. Das alleine ist schon Grund genug, euch die Schuld zu geben...” Mit Tränen in den Augen rannte er aus dem Büro der Godaime, ohne zu wissen, wohin.
Tsunade sah Asuma und Yamato entschuldigend an. Diese schüttelten nur mit dem Kopf.
“Wir können seine Wut verstehen und auf eine Art hat er ja auch Recht.”
Tsunade nickte nur und drehte sich dann zum Fenster. "Ich bitte euch trotzdem, dass ihr euch nicht die Schuld gebt. Auf einer Mission zu sterben ist keine Seltenheit, wie ihr wisst." Die beiden nickten.
“Ihr dürft jetzt gehen. Meldet euch aber bitte im Krankenhaus.” “Verstanden!” Sie verließen das Büro und Tsunade wendete sich nun dem im Raum verbliebenen Kakashi zu.
“Ich mache mir Sorgen um Naruto. Er ist jetzt ganz auf sich allein gestellt.” Sie seufzte. “Kakashi, ich vertraue dir und ich möchte dich bitten, ihn für einige Zeit bei dir aufzunehmen und dich um ihn zu kümmern. In seiner jetzigen Verfassung ist er nicht nur eine Gefahr für sich selbst.”
Der Jo-Nin nickte und sah aus dem Fenster. “Ich tu mein bestes. Aber jetzt mache ich mich lieber mal auf den Weg, um nach ihm zu suchen. Nicht, dass er noch irgendwelche Dummheiten anstellt.”
Er bewegte sich zur Tür und öffnete diese.
“Kakashi?” Er drehte sich noch einmal zu ihr. “Danke.”
“Kein Problem.”
`Wo könnte er sein?´ Kakashi sah sich um. Er war schon an allen Plätzen gewesen, die Naruto am liebsten aufsuchte. Angefangen von seiner Wohnung und Ichirakus, bis hin zum Trainingsplatz der Akademie. Doch er war einfach nicht auffindbar. Er wollte gerade eine Pause machen, als ihm noch der versteckte Waldplatz einfiel, auf dem sie vor einiger Zeit trainiert hatten.
Und tatsächlich. Als er dort ankam, sah er Naruto, der gerade wie verrückt mit seinen Fäusten auf einen Baum eindrosch. Dieser sah aus, als ob er sich nicht mehr lange auf seinen Wurzeln halten konnte. Gerade, als er ein Rasengan gegen ihn werfen wollte, tauchte Kakashi hinter ihm auf und hielt seine Arme fest. “Beruhige dich!” Gab Kakashi in einem Befehlston von sich. “Ganz ruhig...” Seine Stimme wurde ruhiger. “Ich verstehe deine Wut, aber es kann niemand etwas dafür. Weder der Baum, noch sonst jemand aus Konoha. Also beruhige dich bitte!” Das Rasengan erlosch und Naruto wurde zunehmend ruhiger. Das beben seines Körpers löste sich langsam, ehe er auf die Knie fiel.
Kakashi kniete sich vor ihn und sah ihn beruhigend an. Er konnte deutlich einen leichten Schimmer in den Augen des blonden erkennen, der sich immer mehr zu einem kleinen Bach entwickelte.
“Komm mal her...” Der Silberhaarige nahm den Blonden tröstend in seine Arme, als dieser sich schließlich nicht mehr beherrschen konnte und anfing hemmungslos zu weinen.
“Ist ja gut. Lass alles raus.” Sagte Kakashi mit leiser Stimme, während er ihm beruhigend durch die Haare strich. “Es ist nicht fair!” wimmerte der blonde. “Warum verliere ich immer alle, die mir wichtig sind? Alle lassen mich alleine!”
“Er wollte dich nicht verlassen. Dein Vater hat dich geliebt und da wo er jetzt ist, tut er es immer noch. Er wäre traurig, wenn er dich so sehen würde.”
“Aber jetzt bin ich wieder ganz allein!”
“Nein, ich bleib bei dir.”
Naruto sah auf und erkannte ein leichtes lächeln durch die Maske des Silberhaarigen. “Ich kümmer mich ab jetzt um dich.”
Nachdem sie ein paar Sachen aus Narutos Wohnung geholt hatten, betraten sie schließlich Kakashis Reich. Der Silberhaarige sah seinen Schützling unschlüssig an. “Hast du Hunger?”
Doch der blonde machte keine Anstalten zu reagieren, sondern starrte nur verloren auf den Boden. Kakashi seufzte, ehe er auf Naruto zuging, seinen Kopf auf dessen Augenhöhe beugte und ihm in die Augen sah. “Naruto?” Doch statt einer Antwort drehte der blondhaarige nur seinen Kopf weg. “Dann halt nicht..” Er löste sich von Naruto und machte sich auf den Weg in die Küche. Vielleicht würde er ja etwas essen, wenn es einmal vor ihm stand. “Du brauchst nicht im Flur stehen bleiben, du kannst dich gerne auf die Couch setzen.” Rief er ihm aus der Küche zu.
`Ich versuche es am besten mit Ramen, so wie ich ihn kenne, wird er da nicht nein sagen.´ Lächelte der Silberhaarige. Als die Suppe kochte, verließ er kurz die Küche, um nach seinem Schützling zu sehen. Dieser saß tatsächlich auf der Couch und starrte verloren Löcher in die Luft. Dieser Anblick tat ihm in der Seele weh, kannte er ihn doch nur als aufgekratzten Wirbelwind, der immer ein Lachen auf den Lippen hatte. Kurz ließ Kakashi sich neben ihm nieder und strich ihm über dessen blonde Mähne.
“Was soll ich nur mit dir machen…” Seufzte er und musterte ihn besorgt. Als er schließlich Narutos Magengrummeln vernehmen konnte, musste er sich doch ein leichtes Lächeln verkneifen. “Setzt du dich schon mal an den Tisch?” Ohne etwas zu erwidern erhob sich der Junge und ging zum Esstisch.
Kakashi stellte zwei mit Ramen gefüllte Schüsseln auf dem Tisch ab und musterte Naruto. Als dieser keine Anstalten machte, zu essen, ergriff der Silberhaarige das Wort. “Naruto, ich weiß, wie schlecht es dir geht. Aber du musst etwas essen. Zu Hungern ist doch auch keine Lösung.”
“Sensei..? Kann ich schlafen gehen?” bekam er jedoch nur als Antwort. Ein kurzes Seufzen entglitt Kakashi. Dann erhob er sich. “Natürlich.”
Er führte ihn in das Gästezimmer, wo der Junge sich sofort auf sein Bett fallen ließ. “Wenn du irgendetwas brauchst, dann sag mir einfach bescheid, okay?“ Kurz blieb er noch in der Tür stehen, ehe er ihn allein in der Dunkelheit des Zimmers zurückließ. `Die Beerdigung wird das schlimmste. Hoffentlich kann ich ihm wirklich aus diesem Loch heraushelfen..´
Nachdem Kakashi das Zimmer verlassen hatte, hockte Naruto mit angewinkelten Knien auf seinem Bett und starrte aus dem Fenster. War das alles wirklich geschehen? Vielleicht würde er ja gleich aufwachen und feststellen, dass er nur träumte. Kurz kniff er sich in die Wange, um schließlich festzustellen, dass er nicht träumte. All das war wirklich passiert und auch sein schmerzendes Herz war Wirklichkeit. Er fasste sich an die Brust, als ob er so seine Schmerzen lindern könnte. Schließlich stand er auf und ging zum Fenster. Er öffnete es und sah hinaus in die Sterne. Unweigerlich musste er daran denken, was sein Vater zu ihm gesagt hatte, als seine Mutter starb.
“Die Menschen, die du liebst, werden immer da oben in den Sternen sein und über dich wachen.”
Leise Tränen rannen über die Wangen des Blondschopfes, der sich nichts sehnlicher wünschte, als jetzt in den Armen seines Vaters zu liegen und ihm zu erzählen, wie schrecklich er ihm doch fehlte….
“Warum? Warum ausgerechnet jetzt? Wir hatten doch noch so viel vor. Du wolltest mich doch als Hokage sehen!” Er wischte die Tränen aus seinem Gesicht und beobachtete die Blätter, die im Wind tanzten. Vielleicht würde ihn das ja etwas beruhigen..
Noch etwas genoss er die kalte Nachtluft, die seine von Tränen brennenden Augen etwas kühlte, ehe er sich in sein Bett legte.
So sehr er es auch versuchte, er fand einfach keine Ruhe. Zu sehr drehte sich das Gedankenkarussell in seinem Kopf und es wollte einfach nicht anhalten. Während er ein lautes Seufzen ausstieß, klopfte es an seiner Tür und Kakashi trat ein. Dieser wurde von einem blauen Augenpaar gemustert, das sich immer näher auf sein Bett zubewegte.
“Du kannst nicht schlafen, oder?” Er kniete sich neben das Bett und strich seinem Schützling sorgsam durch die Haare. “Soll ich noch ein bisschen bei dir bleiben?”
Trotz der Dunkelheit konnte er Narutos Nicken deutlich erkennen. Er merkte, wie sehr Naruto versuchte, gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen. “Weißt du, Gefühle zu zeigen ist keine Schande. Wenn du weinen musst, dann weine. Wirklich stark ist nur der, der seine Gefühle auch vor anderen zeigen kann und sich nicht versteckt. Wir sind hier nicht auf einer Mission, du kannst mir ruhig zeigen, wenn es dir schlecht geht. Wie soll ich dir sonst helfen?” Warum musste er auch immer so stark tun? Sogar jetzt, wo er das wichtigste in seinem Leben verloren hatte? Narutos schluchzen wurde lauter, als wäre das seine Antwort. Kakashi zog ihn an sich und strich beruhigend über seinen Rücken. “Ist ja gut…Lass es raus..” Flüsterte er.
Ein paar Minuten später hatte der Junge sich beruhigt. Erschöpft löste er sich von dem Nassgeweinten Kakashi. “Geht’s wieder?”
“Ein bisschen.” Naruto setzte ein lächeln auf. “Aber Sie hatten Recht, Sensei. Es tut wirklich gut, alles rauszulassen.”
Kakashi lächelte. “Das freut mich. Und schön, dass du wieder mit mir sprichst.”
“Das hat ja nichts mit Ihnen zu tun….”
“Ich weiß..” Er strich ihm weiter über die Haare und war sichtlich froh, über diese kleine Besserung.
“Sensei..?” Durchbrach Naruto die Stille, die sich über die beiden gelegt hatte. “Halten Sie auch wirklich ihr Versprechen? Lassen Sie mich wirklich nie wieder allein?”
Kakashi hob erstaunt seinen Kopf, doch dann erinnerte er sich an das Versprechen, dass er Naruto gegeben hatte. Er lächelte, jedoch verließ auch gleichzeitig ein Seufzen seinen Mund.
“Ich verspreche es dir.”
“Wissen Sie, das kommt mir alles…so unwirklich vor. So als würde ich jeden Moment aufwachen, und feststellen, dass es nur ein böser Traum ist..”
“Ich weiß. Das Gefühl ist grausam. Man möchte so gerne aufwachen, aber es ist unmöglich..” Er dachte an die Zeit, nachdem sein Vater Selbstmord begangen hatte. Damals war Kakashi in der gleichen Situation, nur , dass ihm damals niemand helfen wollte. Er war auf sich allein gestellt. Genau aus diesem Grund wollte er Naruto unbedingt helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Auch wenn er genau wusste, dass es seine Zeit dauern würde. Aber diese Zeit würde er sich nehmen. Egal, wie lange es auch dauern mag.
“Sensei?” Ein Augenpaar riss ihn zurück in die Gegenwart. “Danke.” Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des Jungen. Kakashi erwiderte es. “Kein Problem und wenn wir unter uns sind, kannst du mich ruhig Kakashi nennen. Wir wohnen ja schließlich eine Weile zusammen.”
“Okay!” Müde ließ Naruto sich nach hinten auf das Kissen fallen und schloss die Augen.
“Kakashi?” Der Junge ließ die Augen geschlossen, während er weitersprach. “Bleibst du noch ein bisschen bei mir?”
“Natürlich."
Während er seinen Schützling weiterkraulte, schlossen sich langsam seine Augen und er versank, genau wie Naruto, ins Land der Träume.
Langsam öffnete Kakashi die Augen. Was für einen merkwürdigen Traum hatte er doch gehabt. Er wollte gerade Naruto wecken, als plötzlich…-Moment mal, Naruto war ja tatsächlich nicht da!
`Okay, erstmal ganz ruhig. Vielleicht ist er ja nur auf dem Klo.´ Er bewegte sich zur Badezimmertür und klopfte, jedoch erhielt er nach kurzem Warten keinerlei Reaktion. “Naruto?”
Auch nachdem er die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt hatte, war der Junge unauffindbar.
`Er wird doch nicht…´ In dem sonst so coolen Kakashi stieg plötzlich leichte Panik auf. Kurz sah er auf die Uhr. Okay, er hatte also noch zwei Stunden, bis die Beerdigungszeremonie beginnen sollte. Genug Zeit, um nach Naruto zu suchen. Sofort nahm er sich seine Weste und verließ die Wohnung.
Einige Stunden zuvor erwachte Naruto aus einem traumlosen Schlaf. Sein Blick fiel auf den neben dem Bett knienden Kakashi, der friedlich schlief. Wenn er an den heutigen Tag dachte, liefen ihm kalte Schauer über den Rücken. Heute musste er sich von seinem Vater verabschieden. Aber etwas in ihm hatte Angst. Angst, seiner Trauer vor den anderen freien Lauf zu lassen. Angst, nun ganz allein zu sein und vor allem hatte er Angst, seinen geliebten, starken Vater so zu sehen.
Er wollte nicht dorthin, auch wenn er es seinem Vater schuldig war.
Langsam erhob er sich aus dem Bett, um seinen Sensei nicht zu wecken. Er legte ihm eine Decke über und zog sich an. Im Bett liegen konnte er nicht mehr. Er musste an die frische Luft, um wieder etwas Ordnung in seinen Kopf zu bekommen. Leise schloss er die Tür und machte sich auf zum Trainingsplatz, auf dem er damals das erste mal mit seinem Vater trainiert hatte.
`Naruto, wo bist du nur?´ Kakashi lief zusammen mit Pakkun durch die Straßen Konohas, die an diesem Tag eher einer Geisterstadt ähnelten, als einem belebten Ninjadorf.
In seinem Kopf spielten sich alle möglichen Horrorszenarien ab. Wie würde er ihn vorfinden? Ging es ihm gut? Seine Schritte wurden schneller und verzweifelter. Wenn er sich denn nun etwas angetan hatte? Das könnte Kakashi sich nie verzeihen. Er hatte doch versprochen, auf den kleinen zu achten.
“Kakashi, ich hab ihn!”, ließ Pakkun plötzlich verlauten und stürmte geradewegs auf das alte Trainingsgelände zu. Mit jedem Schritt, mit dem die beiden sich ihm näherten, hoffte Kakashi mehr und mehr, dass es seinem Schützling gut ging.
Ein erleichtertes Seufzen entfuhr ihm schließlich, als er den blonden Jungen ein paar Meter weiter im Gras sitzen sah.
“Danke, Pakkun.”
“Kein Problem, Kakashi. Den Rest überlass ich dir.” Mit diesen Worten verschwand der Hund und ließ Kakashi allein zurück. Dieser ging langsam auf Naruto zu.
Er setzte sich neben seinen Schützling und schwieg.
“Lass mich bitte allein..”, sagte Naruto ohne aufzusehen.
“Und wenn ich das nicht will?” Die Stimme des Senseis blieb ruhig und doch bestimmt.
“Ich habe gesagt, du sollst mich allein lassen!” Mit jedem Ton hob sich Narutos Stimme mehr und als Kakashi nun immer noch keine Anstalten machte, aufzustehen, konnte er sich schließlich nicht mehr beherrschen und ballte die Fäuste. “Verdammt nochmal! Lass mich endlich allein!”
“Nenn mir einen guten Grund, warum ich dich mit deinem Kummer allein lassen sollte.”
“Weil alle mich allein lassen, da brauchst du keine Ausnahme zu machen!” Er klopfte mit seinen Fäusten auf Kakashis Brust herum. Dieser legte seine Hände auf sie und versuchte, ihn damit zu beruhigen. Schließlich ließ er Narutos Hände los und strich ihm über den Kopf. “Ich habe dir aber versprochen, dass ich dich niemals allein lasse und ich halte meine Versprechen.”
“Das tust du doch auch nur, weil Tsunade es von dir verlangt..” Er drehte sein Gesicht weg, das wieder diesen traurigen Ausdruck bekam. Kurz musste Kakashi schlucken. Dann schloss er die Augen und schüttelte den Kopf.
“Die Godaime hat mich darum gebeten, das stimmt. Ich hätte ablehnen können, wenn ich mich der Aufgabe nicht gewachsen gefühlt hätte. Aber ich wollte es versuchen, schon deinem Vater zuliebe. Du weißt ja, dass er mein Sensei war und nach dem Selbstmord meines Vaters hatte er mich bei sich aufgenommen und mir geholfen, aus meiner Trauer herauszufinden. Und genau dasselbe möchte ich jetzt für dich tun. Weil du mir wirklich ans Herz gewachsen bist und weil ich genau weiß, wie du dich fühlst. Aber wenn ich mir das alles so ansehe, glaube ich, dass ich vielleicht doch nicht der richtige dafür bin. Ich schaffe es ja noch nicht einmal, dich zu trösten…”
Naruto sah Kakashi verwundert an, bis ein leichtes lächeln über seine Lippen huschte. “Es tut mir leid, Sensei.” Schließlich warf er sich Kakashi in die Arme und begann, ihm seine Ängste anzuvertrauen.
“Ich möchte meinen Vater nicht so sehen. Er war für mich immer der große starke Shinobi, dem niemand das Wasser reichen konnte und der immer für mich da war. Und jetzt ist er für immer weg, und ich konnte ihm nicht einmal helfen! Ich hasse es, so hilflos zu sein..”
“Ich verstehe dich vollkommen, aber du solltest dich von ihm verabschieden, sonst bereust du es später.” Er strich ihm über den Kopf und lächelte.
Eine kurze Stille setzte ein, ehe Naruto seinen Kopf hob und das lächeln erwiderte. Kurz schluckte er, bis er schließlich antwortete. “Du hast Recht. So schwer es auch sein wird. Außerdem bin ich ihm das schuldig.”
Kakashi nickte. “Und hinterher können wir ja eine Schüssel Ramen essen gehen, wenn du möchtest.”
“Okay!” Huschte es über Narutos Lippen.
“Wir müssen langsam los..”
Naruto nickte nur.
Auf dem Friedhof angekommen, trafen sie auf Sakura. Besorgt nahm sie Naruto in den Arm.
“Wie geht es dir?” Auch wenn sie sich genau denken konnte, wie er sich fühlte.
“Den Umständen entsprechend, würd ich sagen..”, entgegnete er und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. `Warum tut er nur immer so stark?´ Sie seufzte.
“Na kommt, wir müssen.” Kakashi tippte ihm auf die Schulter.
Die Zeremonie begann und Naruto starrte wie gebannt auf den Sarg, in dem sein Vater seine letzte Ruhe finden sollte. Er bekam nicht wirklich etwas von der Grabrede mit, die der Priester hielt. Zu sehr war er in Gedanken vertieft.
`Versprich mir, dass du auf dich aufpasst, da wo du jetzt bist. Grüß Mama von mir und den Vater von Kakashi.´ Er sah zum Himmel, der von einer grauen Wolkendecke behangen war. Als würde sogar der Himmel um Minato trauern. Bei dem Gedanken musste Naruto leicht lächeln. Er drehte sich zu den anderen, die gebannt der Rede lauschten. Sein Blick blieb an Kakashi hängen, der den Kopf auf den Boden gesenkt und die Augen geschlossen hatte. In diesem Moment hatte er einen Entschluss gefasst: Er würde stark sein! Für seinen Vater und für Kakashi-sensei, dem er in den letzten beiden Tagen nur Kummer bereitet hatte. Er würde weitermachen und den Traum seines Vaters weiterleben.
Schließlich wurde der Sarg hinabgelassen und die Anwesenden begaben sich nacheinander zu Minatos Grab, um sich persönlich von ihm zu verabschieden.
Als Naruto vor dem Grab seines Vater stand, schloss er die Augen. `Danke für alles, Papa. Ich werde dich nie vergessen! Ich verspreche dir, dass du stolz auf mich sein wirst! Ich werde das Dorf mit meinem Leben beschützen, so wie du es getan hast und irgendwann werde ich Hokage! Ich werde deinen Traum für dich weiterleben. Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Und bis dahin, machs gut und pass bitte auf uns auf. Ich hab dich lieb.´ Er warf ein paar schwarze Rosen auf den Sarg hinab und ging zu seinem Sensei. Neben ihm warteten Sakura und Iruka und nahmen ihn noch einmal in den Arm, um ihr Beleid auszusprechen. Naruto gab ihnen ein lächeln zurück.
“Ich danke euch.”
“Also, wie siehts aus? Gehen wir jetzt wie versprochen Ramen essen?” Kakashi lächelte seine Begleiter an und Naruto warf ihm ein “Au ja!” entgegen. Er erntete darauf nur fragende Blicke. “Du bist ja auf einmal wie ausgewechselt!”, bemerkte Iruka verwundert.
“Naja, ich habe meinem Vater versprochen, nicht weiter Trübsal zu blasen und stattdessen die Dinge, die er getan hat, weiterzuführen, damit er irgendwann einmal stolz vom Himmel auf mich herabblicken kann. Ich werde Konoha mit meinem Leben beschützen, so wie er es getan hat. Außerdem sollt ihr euch keine Sorgen mehr um mich machen müssen.”
Ein Lächeln ging durch die Runde.
“Dein Vater wird stolz auf dich sein. Das war er schon immer.” Iruka tätschelte ihm lächelnd über den Kopf. Gerade, als sie zum gehen ansetzen wollten, kamen Kiba, Hinata und die anderen auf die vier zugelaufen. “Hey, wollt ihr auch zu Ichirakus?” Tönte es aus Choujis Mund.
“Klar!”
“Na dann, lasst uns zusammen gehen.”
“Kakashi?” Iruka drehte sich von Naruto weg, der sich gerade mit Chouji um eine Schüssel Ramen stritt. Bei diesem Anblick konnte er nicht anders, als zu grinsen.
“Hm?” Gab Kakashi nur von sich, da er mal wieder in eines seiner Bücher vertieft war.
“Ich weiß, warum Tsunade gerade dir Naruto anvertraut hat. Ich glaube, kein anderer von uns hätte es so schnell geschafft, ihn wieder zum lächeln zu bringen. Du verstehst seine Gefühle. Minato war für euch beide ein wichtiger Mensch, gerade deswegen ist niemand besser für diese Aufgabe geeignet, als du. So könnt ihr gegenseitig füreinander da sein.”
“Aber wie du weißt, bin ich nicht wirklich gut in solchen Dingen. Ich will nichts falsch machen und ihn damit am Ende vielleicht noch tiefer in sein Loch stürzen lassen.” Er sah von seinem Buch auf und beobachtete Naruto, der den Krieg um die Schüssel Ramen wohl gewonnen hatte.
“Wenn es wirklich so wäre, dann würde er jetzt nicht mit den anderen dort sitzen und lachen.” Kurz stockte er. “Natürlich wird es noch eine ganze Weile dauern, bis sein Schmerz nachlässt und bis sein Lachen wirklich wieder hundertprozentig echt sein wird. Aber bis dahin hat er dich und so wie ich dich kenne, wirst du für ihn da sein, ohne wenn und aber. Und das allein hilft schon, um zu heilen.” Er lächelte seinem Gegenüber zu.
“Danke, Iruka. Ich hoffe, dass du Recht hast.”, lächelte er ebenfalls und steckte seine Nase wieder in das Buch.
Schließlich verabschiedeten sie sich voneinander und machten sich auf den Weg zu Kakashis Wohnung.
Während Kakashi unter die Dusche ging, setzte Naruto sich auf die Couch und starrte an die Decke. Er fühlte sich wirklich besser. Kurz schloss er die Augen, als er die Tür schließen hörte.
“Bist du müde?” Kakashi sah ihn an, ehe er sich sein Buch vom Tisch nahm und es aufschlug. Naruto nickte und erwiderte dessen Blick.
“Kakashi? Entschuldige..”
“Für was?” Erstaunt sah dieser von seinem Buch auf.
“Dass ich dir solche Sorgen bereite.” Er senkte den Kopf.
“Ach quatsch, red dir nicht sowas ein. Es ist schon okay.” Er setzte sich neben seinen Schützling und tätschelte ihm den Kopf. “Ich kann dich ja verstehen.”
Narutos Lippen formten sich zu einem lächeln. “Danke, dass du für mich da bist, Kakashi.”
“Ich habs dir doch versprochen.” Erwiderte dieser lächelnd.
Einige Monate zogen ins Land. Nach und nach kehrte wieder Normalität in das kleine Dörfchen Konoha ein, in dem ein gewisser blonder Wirbelwind lebte. Vor allem dank seines Senseis fühlte er sich von Tag zu Tag besser. Dieser war ihm seit Minatos Tod nicht von der Seite gewichen. Langsam konnte Kakashi sich ein Leben ohne Naruto kaum noch vorstellen, denn dieser gab ihm das Gefühl, gebraucht zu werden. Auch Naruto hatte sich an Kakashis ständige Anwesenheit gewöhnt und genoss diese sehr. Allein der Gedanke, dass er ihn einmal alleinlassen könnte, erfüllte den kleinen Blondschopf mit Traurigkeit.
Überhaupt war dieser sehr anhänglich geworden. Er versuchte, so oft es nur ging, in der Nähe des Silberhaarigen zu sein und wenn es mal nicht klappte, ertappte er sich dabei, wie seine Gedanken immer wieder bei dem anderen hingen. Was war nur los mit ihm?
“Naruto!” Ein lauter Ruf durchzog die Wohnung. Da keine Reaktion folgte, betrat Kakashi schließlich Narutos Zimmer und musterte den am Fenster sitzenden Jungen.
“Naruto, ich habe dich gerufen! Sag mal, ignorierst du mich?” Er bewegte sich auf ihn zu und fuchtelte vor dessen Gesicht herum, jedoch ohne Erfolg. Erst als er begann, ihn wie verrückt zu schütteln, sah der kleine zu ihm auf.
“Was..was ist?” Erschrocken sah er Kakashi an.
“Das sollte ich eher dich fragen. Du reagierst garnicht auf mich!” Er musterte den jüngeren besorgt.
“Es ist alles okay, wirklich.” Naruto setzte ein lächeln auf und drehte sich weg. Der ältere verdrehte die Augen, griff Narutos Kinn und drehte dessen Gesicht zu sich.
“Ich kenne dich nun mittlerweile gut genug um zu wissen, wann du lügst.”
Kakashi sah ihm tief in die Augen. Augenblicklich lief der Blondschopf rot an. Völlig überfordert mit der Situation riss er sich von Kakashi los und fing wieder an zu lachen. “Also, was ist denn nun so wichtiges?”
“Tsunade hat uns zu sich gerufen.” Kakashi merkte, dass es keinen Sinn hatte und ging schließlich auf den Themenwechsel ein. Narutos Gesicht erhellte sich. Sollte er endlich wieder auf eine Mission dürfen?
“Kommt rein.” Hörte man Tsunades strengen Ton aus ihrem Büro hallen. Naruto öffnete die Tür und durchdrang sie förmlich mit seinen Neugierigen Blicken. Sie räusperte sich und sah schließlich zu den beiden auf.
“Da seid ihr ja endlich! Hatte ich nicht gesagt, ´Sofort!´, Kakashi?”
“Tut mir leid, ich hab Naruto einfach nicht wach gekriegt.” Lächelte er entschuldigend und tätschelte Narutos Kopf. Dieser verzog nur das Gesicht und schlug dessen Hand weg.
“Naja, wie ich sehe, geht es dir wirklich viel besser. Meinst du, ich kann dich auf eine Mission schicken?"
Narutos Gesicht erhellte sich. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet. “Na klar!” Rief er freudig. Ja, Tsunade hatte Recht, Naruto schien wieder ganz der alte zu sein. Sie stimmte in sein lachen mit ein.
“Was anderes hätte ich auch nicht erwartet. Nun gut, dann habe ich hier etwas für euch. Ihr müsst nach Sunagakure. Dort wartet bereits der Kazekage auf euch. Er ist durch merkwürdige Umstände an eine Schriftrolle gekommen, deren Inhalt unbedingt unter Verschluss bleiben muss. Bringt sie zu mir, damit sie vernichtet werden kann. Aber seid vorsichtig. Ihr werdet unter Umständen angegriffen. Sakura und Sai sind bereits informiert und warten auf euch.”
“Verstanden!” Gab Kakashi zurück und schon verließen sie das Büro der Hokage. Narutos Laune hatte sich merklich verbessert. Er summte grinsend vor sich hin.
“Schön, dass du endlich wieder lachen kannst.” Kakashi lächelte.
“Ja! Endlich wieder was zu tun! Endlich wieder eine Mission!” Seine Worte überschlugen sich regelrecht.
Am Stadttor angekommen warteten schon Sai und Sakura.
“Hallo Naruto! Wie geht es dir?” Sakura musterte ihn.
“Gut! Also, viel besser.” Grinste er. “Ach was solls. Mir geht’s super! Endlich wieder eine Mission!”
“Du bist echt unverbesserlich..” Seufzte Sakura, ehe sie von Narutos lachen mitgerissen wurde.
“Können wir dann? Ihr wisst, wir haben einen langen Weg vor uns.” unterbrach Kakashi das laute Gelächter.
Als es dämmerte, hatten sie etwa die Hälfte des Weges geschafft.
“Ich würde sagen, wir schlagen hier unser Nachtlager auf.” Kakashi legte sein Gepäck ab und sah sich um. “Naruto, du und Sai sucht nach Feuerholz und Sakura, du hilfst mir auf der Suche nach Fallen.”
Später am Abend saß Naruto zur Wache am Lagerfeuer und beobachtete seine schlafenden Teamkameraden. Sein Blick fixierte Kakashi. Das war nicht das erste mal, dass der Blondschopf seinen Sensei so anstarrte, jedoch hatte er das nie wirklich für merkwürdig befunden. Sein Blick glitt wieder zum Feuer und er verfiel in Gedanken…
Was ist nur mit mir los? Warum kann ich keinen klaren Gedanken mehr fassen? Wieso denke ich ständig an Kakashi-sensei? Das nervt! Ich will mich endlich mal wieder konzentrieren können. Andererseits, ist es denn schlimm? Immerhin war er die ganze Zeit seit Papas Tod für mich da und hat versprochen, dass es immer so bleibt.
Er musste lächeln und wieder ruhte sein Blick auf dem schlafenden Kakashi. Ich fühle mich immer so wohl, wenn er bei mir ist. Schon allein ihn anzusehen beruhigt mich. Ich habe immer so ein merkwürdiges Gefühl, wenn er in meiner Nähe ist, vor allem, wenn er mich berührt.. Aber es ist nicht unangenehm. Im Gegenteil. Es ist schön… Ich würde gerne mehr davon spüren. Diese Geborgenheit, diese Nähe…Kakashi…
Er schreckte aus seinen Gedanken auf. Was dachte er denn da?! Er hörte sich ja an, als wäre er… Nein, auf gar keinen Fall! Er atmete einmal tief durch und sah auf die Uhr. Gleich war Wachenwechsel. Langsam schlich er sich an Kakashi heran, um diesen zu wecken. Kurz hielt er inne und betrachtete ihn. Im Schein des Feuers hatte sein Gesicht etwas unglaublich schönes. Wieder zierte ein lächeln Narutos Lippen. Er fuhr ihm über das Gesicht und ehe er realisierte, was er da eben getan hatte, öffneten sich die Augen des silberhaarigen und musterten den überraschten Naruto.
“Ähm.. Du…du bist dran mit der Nachtwache..” stammelte er.
“Okay, dann kannst du jetzt schlafen gehen.” Er erhob sich und sah den immer noch erstarrten Blondschopf an. “Ist alles okay?”
“Ähm…klar..”
“Gut, dann Abmarsch, morgen wird ein langer Tag!” Kakashi näherte sich seinem Schützling und strich ihm sanft durch die Haare. Wieder wurde Naruto von diesem merkwürdig schönen Gefühl durchzogen und war richtig enttäuscht, als Kakashi von ihm abließ. “Gute Nacht, Naruto.”
“Gute Nacht, Kakashi..”
Er legte sich auf seinen Platz und beobachtete noch eine Weile, wie Kakashi am Feuer saß und seiner Lieblingsbeschäftigung nachging: “Icha Icha- Paradise” lesen.
“Aufstehen! Wir müssen weiter!” Naruto schreckte auf und sah in Sakuras ungeduldiges Gesicht. “Los, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!” hetzte sie und erhielt von ihm nur ein beherztes Gähnen als Antwort.
Ihr Blick fiel auf Kakashi, der sich nicht stören ließ und einfach weiterschlief. Doch Sakura wäre nicht Sakura, wenn sie nicht auch hierfür eine Lösung parat hätte. Sie nahm eine ihrer Wasserflaschen und leerte diese über dem schnarchenden Jonin aus. Dieser sprang wie von der Tarantel gestochen auf und begann zu schreien. “Hinterhalt! Macht euch bereit! Wir werden angegriffen!” Doch als er sich genau umsah, konnte er nur in das verärgerte Gesicht seiner Schülerin blicken.
“Tut mir leid, aber anders bekommt man Sie ja nicht wach!” schimpfte sie vor sich hin. Erst jetzt wurde ihm klar, was eigentlich passiert war. “Du hättest mich ja nicht gleich Duschen müssen!” raunte er in Sakuras Richtung.
“Was hätte ich denn machen sollen? Wir müssen vor Sonnenuntergang bei Gaara sein und so wie ich Sie kenne, hätten Sie noch den ganzen Tag weitergeschnarcht!”
“Ist ja schon gut.” Gab er sich geschlagen und zog sein nasses Oberteil aus.
Naruto, der genervt der Szene folgte, schluckte beim Anblick seines Senseis. Wie er dort stand mit nacktem Oberkörper. Dieser Anblick hatte etwas…
Ertappt schüttelte er den Kopf. Wieso erwischte er sich ständig dabei, wie er ihn anstarrte? Und diese Gedanken, die schon lange über das gesunde Maß hinausgingen. Er seufzte. Wo sollte das nur hinführen?
Endlich in Sunagakure angekommen wurden sie in das Anwesen des Kazekage geführt, der schon freudig auf sie wartete.
“Gaara! Wie geht es dir?” Narutos Worte überschlugen sich.
“Sehr gut, freut mich, dass wir uns nach so langer Zeit wiedersehen!” Gaara lächelte.
“Wie ihr beide wisst, sind wir nicht hier um zu Plaudern.” mischte sich Kakashi ein.
“Natürlich.” Gaara ging zu einer abgeschlossenen Schublade, aus der er eine Schriftrolle hervorholte.
“Hier ist sie.”
“Worum genau handelt es sich denn bei der Schriftrolle? Wieso ist sie so gefährlich?” Naruto musterte die Papierrolle.
“Das darf ich dir nicht sagen, tut mir leid.” Gaara wandte sich ab. “Ihr solltet wieder aufbrechen. Je schneller ihr Konoha erreicht, umso geringer ist die Chance, dass man euch angreift.”
“Was? Jetzt schon? Aber wir sind doch gerade erst angekommen!” protestierte der Blondschopf.
“Es geht nicht anders. Die Mission hat Vorrang.”
Sie hatten etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als plötzlich ein Kunai Narutos Wange streifte. Erschrocken wich dieser zurück.
“Was war das denn?!” Ehe er sich umsehen konnte, befand er sich auch schon in einem Regen aus Kunais. Doch mit der Hilfe seiner Kagebunshin schaffte er es, aus diesem zu entkommen.
“Du bist schnell.” ertönte eine Stimme hinter ihm, “Aber nicht schnell genug!” So schnell wie die Stimme erklungen war, verschwand sie auch wieder. Ein Schrei ließ ihn aufhorchen. Es war Sakura, die sich in den Fängen eines unbekannten Shinobi befand. Er hielt ihr ein Kunai an die Kehle.
“Gebt uns die Schriftrolle!” Hinter ihm tauchte eine Gruppe Shinobi auf, allesamt zum Angriff bereit.
“Niemals!” Naruto wollte angreifen, jedoch hielt Kakashi ihn zurück. “Lass das Mädchen los!”
“Wieso? Eine Geisel ist doch das beste, was man haben kann.” grinste er nur.
“Na warte!” Mit dem Jutsu des Tausches schaffte Naruto es, sich hinter den feindlichen Shinobi zu transferieren und diesen Niederzuschlagen. Sakura war frei. Doch viel Zeit zum verschnaufen blieb nicht, denn nun griffen die anderen Shinobi an. Wieder erschuf Naruto Kagebunshin, doch als sie ihre Gegner angriffen, verwandelten sich diese allesamt in Baumstämme.
“Was zur Hölle??” Naruto rieb sich die Augen.
“Wie ich sehe habt ihr mein kleines Spiel durchschaut.” Der Shinobi richtete sich auf und sah grinsend zu ihnen. “Jetzt habt ihr meine Armee zerstört. Das kann ich leider nicht gutheißen..” Er sprang auf Kakashi zu und griff ihn an.
“Er ist unglaublich schnell. Mir bleibt keine andere Wahl...” Er schob sein Stirnband hoch und versuchte seinen Gegner so gut es ging zu fixieren. Doch dies war alles andere als leicht.
`Er ist verdammt schnell..´ Doch schließlich gelang es ihm und er konnte sein Sharingan anwenden, um die Bewegungen seines Gegners zu kopieren. Sie waren kaum zu erkennen, so schnell griffen sie einander an.
Dieses Spiel zog sich eine ganze Weile hin, bis Kakashi schließlich am Ende seiner Kräfte angekommen war. Dem anderen schien das ganze jedoch kein Fünkchen Energie zu kosten.
“Lange reicht dein Chakra nicht mehr.” Er grinste nur. “Und so lange muss ich mich noch mit dir beschäftigen. Deine Begleiter sind ein Witz, die schaffe ich mit einem Schlag.”
Und wie er dies aussprach, sank Kakashi schwer atmend zu Boden.
`Verdammt, mein Chakra ist alle..´
“Schade, schon vorbei? Na ja, ich beende das mal, damit du das Gemetzel nicht mit ansehen musst.” Lachend hob er sein Kunai. Naruto versuchte ihn aufzuhalten, doch zu spät. Das Kunai bohrte sich durch Kakashis Brust und ließ diesen gequält aufstöhnen. Wie angewurzelt blieb Naruto stehen. Ein stechen durchzuckte sein Herz, ehe der Schmerz einer unbändigen Wut wich.
Wie besessen rannte er auf den Shinobi zu prügelte auf ihn ein. Langsam machte sich auch der Kyuubi bemerkbar. Der feindliche Shinobi konnte sich nicht mehr bewegen. Das Chakra des Kyuubi hielt ihn fest. Schon bald konnte man den ersten der neun Schweife sehen. Blind vor Wut schlug er solange auf ihn ein, bis von seinem Gegner nur noch eine zertrümmerte Hülle übrig war.
“Naruto, beruhige dich!” schrie Sakura, die sich um Kakashi kümmerte. “Naruto! Komm zu dir! Es ist vorbei!”
Langsam kam er wieder zur Besinnung, der Schweif des Kyuubi verschwand und Naruto fiel bewusstlos zu Boden.
Als er seine Augen öffnete, blickte er in Sakuras besorgtes Gesicht. Diese war über ihn gebeugt und versorgte seine Wunden. Sein Blick wanderte umher und blieb schließlich an Kakashis leblosem Körper hängen. Auf einen Schlag fiel ihm alles wieder ein.
“Wie geht es Kakashi?!“ Er schreckte auf und wollte zu ihm laufen, doch Sakura hielt ihn zurück. “Er lebt, aber sein Zustand ist kritisch..“ Wieder durchzog ein unendlicher Schmerz Narutos Körper.
“Wir sollten jetzt zurück nach Konoha. Er muss so schnell wie möglich in ein Krankenhaus.”
Kakashi wurde sofort in die Notaufnahme gebracht. Naruto wartete vor dem OP, bis endlich die Tür aufging und Sakura heraustrat.
“Wie geht es ihm?!” Er sprang von seinem Stuhl auf.
“Die OP ist soweit gut verlaufen… allerdings..” sie stockte und sah auf den Boden. “Wir wissen nicht, ob er es schafft. Das hängt von den nächsten 24 Stunden ab. Sein schwacher Allgemeinzustand, der Chakraverlust und dazu noch die Verletzungen…das ist einfach zu viel..”
Er erstarrte.
“Ich.. Ich glaube, ich hab mich grad verhört.” Er lachte verzweifelt. Doch Sakura schüttelte nur den Kopf.
“Du solltest jetzt nachhause gehen. Du bist immer noch geschwächt.”
“Nein! Ich möchte hier bleiben!” protestierte er.
“Ich weiß, aber tu mir bitte den Gefallen. Du kannst gerne morgen nach ihm sehen. Aber heute heißt es für dich Ruhe.”
Wütend folgte Naruto ihrer Anweisung und machte sich auf den Weg zu Kakashis Wohnung.
Es war so unglaublich leer ohne ihn…
Er setzte sich auf Kakashis Bett und starrte in die Dunkelheit. Wut stieg in ihm auf.
“Nicht schon wieder!” schrie er in die Dunkelheit hinein. “Es darf nicht schon wieder passieren! Ständig sterben Menschen die mir wichtig sind!” Tränen rannen über sein Gesicht.
“Das ist nicht fair! Du hast doch versprochen, mich nie allein zu lassen…”
Naruto erwachte. Das Schlafzimmer war mit hellem Licht erfüllt. Kurz sah er sich um, dann betrat er den in Sonne getauchten Flur. Eine Stimme drang aus der Küche.
“Na Schlafmütze, auch schon wach?” ertönte es lachend. Diese Stimme.. Er kannte sie nur zu gut.
Der Blondschopf betrat die Küche und sah dort einen freudestrahlenden Kakashi. Er traute seinen Augen kaum. Er war hier und es ging ihm gut! Narutos Gesicht erhellte sich und er sprang dem älteren in die Arme.
“Was ist denn mit dir los?” Lachte der Silberhaarige überrascht.
“Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!” schluchzte Naruto.
“Ach quatsch. Ich hab dir doch versprochen, dass ich für dich da sein werde und du nie wieder einsam sein musst.” Er gab ihm einen Kuss auf die Stirn und der jüngere presste sich fest an ihn.
“Bitte versprich mir, dass es immer so bleibt…”
Kakashi lächelte nur.
“Kashi...Ich...”
Er öffnete die Augen. Sein Blick wanderte durch das dunkle Schlafzimmer.
“Nur ein Traum..” seufzte er und wieder rannen Tränen über sein Gesicht. Warum konnte es nicht so sein wie in seinem Traum? Und vor allem, was hatte er ihm sagen wollen? Sein Herz pochte noch immer, als würde es jeden Moment aus ihm herausspringen. Er seufzte und schloss wieder die Augen. Diese verdammte Nacht sollte endlich vorübergehen, damit er endlich ins Krankenhaus gehen und Kakashi besuchen konnte. Er fehlte ihm schrecklich.
Als er das nächste mal seine Augen öffnete, war es endlich Morgen. Schnell zog er sich an und machte sich sofort auf den Weg ins Krankenhaus.
`Hoffentlich geht es ihm besser…´
Er öffnete die Tür zu Kakashis Zimmer und erblickte dort einen erstaunten Iruka.
“Guten Morgen, Naruto. Also mit dir hätte ich um diese Uhrzeit nun am wenigsten gerechnet.”
“Guten Morgen, Sensei. Wie lange sind Sie denn schon hier?”
“Ach, erst ein paar Minuten.”
Naruto musterte ihn und sah dann zu Kakashi. “Wie geht es ihm?”
Iruka schüttelte nur den Kopf. “Keine Veränderung, leider…”
Enttäuscht senkte Naruto den Kopf.
“Mach dir keine Sorgen, er wird wieder! Hey, möchtest du was trinken? Ich hol uns was.” Lächelnd stand Iruka auf und tätschelte ihm den Kopf. “Setz dich, ich bin gleich wieder da.”
Noch ehe er das ausgesprochen hatte, schloss sich auch schon die Tür. Nun war er also allein. Allein mit seinem “schlafenden” Sensei.
Er setzte sich an dessen Bett und wieder glitt sein Blick zu dem Silberhaarigen.
Kannst du nicht endlich aufwachen? Zuhause ist es so ruhig und leer ohne dich. Du fehlst mir so... Weißt du, wie wohl ich mich fühle, wenn du in meiner Nähe bist? Und wie schlecht es mir geht, wenn es nicht so ist? Ich denke nur noch an dich. Ich finde es ja selbst total komisch und habe keine Erklärung dafür…
Außer vielleicht…
Ein schauer durchzog ihn und schließlich musste er lächeln. So war das also… Mit einem Mal wurde ihm alles klar. Wie konnte er nur die ganze Zeit über so blind gewesen sein, wo die Antwort doch so einfach war?
Ich liebe dich, Kakashi…
Seine Finger strichen über das Gesicht des schlafenden.
`Er sieht so friedlich aus…´
Langsam beugte er sich über ihn und führte seine Lippen näher und näher an die des anderen. Nur einmal wollte er wissen, wie es sich anfühlte…
“Ich hab uns Pfirsichtee mitgebracht, ich hoffe das ist okay!”
`Verdammt! Iruka hab ich ja total vergessen!´ Erschrocken drehte er sich zu seinem Sensei um, der ihn nur fragend ansah.
“Würdest du mir verraten, was du da tust?”
“Ähm..” stammelte er. “Ich Ähm… Ich dachte, seine Augen hätten sich bewegt und da wollte ich auf Nummer sicher gehen und hab sie beobachtet!”
“Und?” Iruka näherte sich Kakashi und prüfte dessen Augen.
“War wohl nur Einbildung.” lachte Naruto aufgesetzt und kratzte sich am Kopf. `Hoffentlich kauft der mir das ab.´
“Komisch. Ach ja, hier ist dein Tee.” Er reichte ihm die Tasse und setzte sich zu Naruto.
`Anscheinend hat er die Ausrede geschluckt. Glück gehabt…´ Er seufzte.
Die Tage zogen dahin und bald war eine Woche vergangen. Eine Woche ohne ein Lebenszeichen von Kakashi. Langsam wurde Naruto verrückt. Jeden Tag besuchte er ihn um jeden Tag aufs neue Enttäuscht zu werden. Doch auch Iruka besuchte ihn täglich, was Naruto etwas Eifersüchtig machte. Er wollte ihn doch für sich haben, wenn er aufwachte…
Ohne große Erwartungen, die Kakashis Zustand betrafen, betrat er dessen Zimmer.
“Hallo Naruto!”
Ein Blitz durchzuckte ihn. “Kakashi!” Er lief auf ihn zu und umarmte ihn. “Bin ich froh, dass du wieder wach bist!”
“Hey, nicht so stürmisch, mir tut immer noch alles weh!” lachte er und erwiderte die Umarmung. “Wie sagt man so schön, Unkraut vergeht nicht. Außerdem hatte ich dir ja was versprochen.” Er zwinkerte ihm zu, was Naruto ungewollt erröten ließ. Im selben Moment öffnete sich die Tür.
“Da bist du ja wieder.” lächelte Kakashi Iruka an, der mit zwei Tassen Tee in der Hand das Zimmer betrat.
“Hallo, Naruto! Wie du siehst, ist unser Dornröschen erwacht.” Er lachte und reichte eine der Tassen dem Silberhaarigen.
“Hallo, Iruka- Seinsei…” Naruto konnte seine Enttäuschung kaum verbergen.
“Was ist denn los? Stimmt was nicht?” Iruka musterte ihn.
“Nein, alles okay. Also, ich stör dann mal nicht länger. Bis Morgen, Kakashi!” Naruto erhob sich und verließ unter den erstaunten Blicken von Kakashi und Iruka das Zimmer.
`Irgendwie nervt es mich. Ständig ist Iruka-sensei bei ihm! So gern ich Iruka auch habe, aber hoffentlich ändert sich das, wenn Kakashi wieder nachhause kommt. Keine Lust, dass er am Ende noch bei uns einzieht. Ich will ihn doch auch mal für mich haben…´ Er seufzte. `Na ja, die Hauptsache ist, dass es ihm wieder besser geht… ´
Zuhause nahm er erstmal ein Bad. Kurz schloss er die Augen und sank tiefer in den Schaum.
“Verdammt! Ich hab total vergessen ihn zu fragen, wann er entlassen wird!” Er riss die Augen auf und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. “Wie kann man nur so dumm sein?!” Durch diese ganzen Eifersüchteleien war ihm das wichtigste entgangen…
Am nächsten Morgen traf er noch vor Iruka bei seinem Sensei ein.
“Guten Morgen, Kakashi!” lächelte er, doch erhielt nur einen fragenden Blick zurück.
“Erklär mir mal bitte, was das gestern sollte.”
`Tolle Begrüßung,! Sofort mit der Tür ins Haus fallen. Typisch Kakashi.´ Er verzog das Gesicht und setzte sich. “Ach, ich hatte noch was vor, außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich störe…”
“Wobei denn?”
“Keine Ahnung, lag so in der Luft.” gab er nur patzig zurück.
Kakashi seufzte. “Baka. Du störst doch nicht. Hör auf dir so was einzureden. Und wenn wir dir das Gefühl gegeben haben sollten, was ich allerdings nicht glaube, dann entschuldige.”
“Schon in Ordnung…” Naruto schaute auf den Boden “Sag mal, wann entlassen sie dich eigentlich?”
“Also Sakura meinte, dass ich, wenn ich verspreche, mich zu schonen, morgen gehen darf.”
Narutos Gesicht erhellte sich. “Das ist ja toll! Dann hol ich dich morgen ab! Ich verspreche dir, du wirst keinen Finger zuhause rühren müssen. Ich kümmere mich um alles!”
Kakashi lachte nur.
“Was ist?”
“Ach nichts.”
Der Genin schnaubte und Kakashi tätschelte ihm entschuldigend den Kopf.
Am nächsten Tag kamen sie nun zusammen in Kakashis Wohnung an. Dieser schaute sich verwundert um.
“Hätte ich nicht gedacht. Ist ja ordentlicher, als ich es dir zugetraut hätte.” Er lachte.
“Na danke.” Wütend drehte Naruto den Kopf weg.
“Ist doch nur Spaß.”
“Ja ja, schon klar.” Er ging in die Küche. “Soll ich dir einen Tee machen? Oder hast du Hunger?”
Verwundert sah Kakashi seinen Schützling an. So übereifrig hatte er ihn ja noch nie gesehen. Was wohl der Grund dafür war? Hatte Naruto vielleicht irgendetwas angestellt? Wie auch immer, er würde dem später auf den Grund gehen. Jetzt genoss er ersteinmal, dass Naruto ihn von vorne bis hinten bediente.
Nach und nach hatte sich Kakashi von seinen Verletzungen erholt und es kehrte wieder Normalität ein. Fast jedenfalls. Irgendetwas schien anders als vorher, das spürte Naruto. Jedoch wusste er nicht, ob es an seinen neuerkannten Gefühlen für seinen Sensei lag oder ob etwas anderes daran Schuld war.
Gerade war er in der Küche zugange, als es an der Tür klingelte.
“Ich geh schon.”, rief Kakashi aus dem Wohnzimmer.
“Hallo Kakashi! Na wie geht’s dir?” Diese Stimme kannte Naruto nur zu gut.
` Schon wieder Iruka-sensei…´ Er schnaubte. `Seit Kakashi aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kommt er jeden Tag hier vorbei. Langsam nervt es mich wirklich.´ Leicht wütend warf der Blonde das Geschirrhandtuch auf die Arbeitsplatte und flüchtete aus der Küche. Er wollte nur noch in sein Zimmer, denn er wurde das Gefühl nicht los, dass er die beiden sowieso nur stören würde.
“Naruto, sieh mal wer da ist!” Um nicht unhöflich zu sein, musste er sich nun doch zu den beiden begeben, auch wenn er sich im Moment wirklich bessere Dinge vorstellen könnte. Seine Eifersucht würde ihn noch umbringen.
“Hallo Sensei.”, raunte er nur, ehe er entschuldigend nickte und sich in sein Zimmer begab.
“Was ist denn mit Naruto los?” Iruka sah ihm fragend nach.
“Wenn ich das nur wüsste…” Kakashi seufzte. “Ich komme überhaupt nicht mehr an ihn heran. Ich habe ihn schon mehrfach darauf angesprochen, aber er wehrt immer nur ab oder wechselt das Thema. Vielleicht hab ich irgendwas falsch gemacht…”
“Ach was, du hast sicher keine Schuld daran. Naruto ist nun mal in einem schwierigen Alter. Vielleicht denkt er oft an seinen Vater oder er hat Liebeskummer.” Iruka lächelte leicht.
“Aber dann könnte er doch mit mir darüber reden. Bis vor kurzem hat er sich mir doch auch anvertraut, aber seit unserer letzten Mission ist er so verändert. Ich bin wirklich ratlos.”
“Mach dir keinen Kopf, das regelt sich sicher wieder. Aber wenn du möchtest, dann rede ich mal mit ihm.”
“Danke.” Kakashi lächelte und Iruka erhob sich.
“Ja?”, rief Naruto, als Iruka an dessen Tür klopfte.
“Darf ich reinkommen?”
“Klar…” Naruto saß auf dem Fensterbrett und starrte in die Dunkelheit hinaus.
“Kakashi macht sich Sorgen um dich. Und ich mir auch.”
`Sagt ausgerechnet der, der einer der Gründe für meine super Laune ist.´ Er drehte sich zu seinem Sensei und setzte ein lächeln auf. “Dazu gibt es keinen Grund.”
“Das willst du mir jetzt doch nicht allen ernstes weismachen.”, stöhnte Iruka. “Du bist ständig abwesend und schlecht gelaunt. Naruto, du weißt, dass du uns vertrauen kannst.”
“Ja, danke.”, gab der Blondschopf nur zurück. Iruka schüttelte den Kopf.
“Warum sprichst du nicht mit uns?”
“Es geht einfach nicht. Ihr würdet es nicht verstehen. Besonders Kakashi nicht…” Er vergrub den Kopf in seinem Schoß und vernahm wieder ein seufzen Irukas.
“Wie sollen wir dich denn verstehen, wenn du dir nicht helfen lässt?“ Er stand auf und ging zurück zu Kakashi. “Und?”
Der Chunin schüttelte nur den Kopf.
“Ich danke dir trotzdem.”
Später am Abend machte sich Iruka schließlich auf den Weg nachhause. Kakashi stand in der Küche und kochte etwas Ramen.
“Naruto, das essen ist fertig!”
Völlig zerzaust betrat der gerufene die Küche. Als er den Geruch seines Lieblingsessens vernahm, besserte sich seine Laune sofort.
“Na wenigstens das Essen bringt dich zum lächeln, wenn wir es schon nicht schaffen.”, seufzte der Jonin.
Naruto verschlang seine Ramen und legte die Stäbchen beiseite. Schließlich rutschte er unruhig auf seinem Stuhl hin und her, was Kakashi natürlich nicht entging.
“Was ist los? Möchtest du noch was?” Er sah ihn fragend an.
“Nein, also ja, aber das ist es nicht…”
“Okay, dann raus damit.” Er schob sich eine Portion Ramen in den Mund.
“Also… zwischen dir und Iruka-sensei… also… läuft da was?”
Augenblicklich verschluckte sich der Silberhaarige. Hatte er gerade richtig gehört? Dichtete ihm sein Schüler gerade tatsächlich eine Beziehung zu einem seiner besten Freunde an?
“Wie kommst du denn darauf?!” Hustend wischte er sich den Mund ab und legte die Stäbchen beiseite.
“Na ja, er ist ständig hier, man trifft euch ja fast nur noch zusammen!”, schmollte der Blonde.
“Ach so, das ist es also! Du bist Eifersüchtig!” Kakashi lachte. “Du hast Angst, ich würde dich vernachlässigen!”
“Quatsch! Es kommt mir halt so vor!”, wehrte Naruto ab. ` Wenn er nur wüsste, wie Recht er doch hat…´
“Komm mal her, du Baka.” Kakashi stand auf und umarmte den total erschrockenen Naruto. “Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich, egal was kommt, für dich da bin? Soll ich es dir noch hundertmal vorbeten, damit du mir endlich glaubst? Und das mit Iruka ist Schwachsinn. Wir haben nichts miteinander und da wird wohl auch nie etwas sein!” Vielleicht bildete Naruto es sich nur ein, aber irgendwie lag in der Stimme seines Senseis etwas trauriges. Schnell schüttelte er den Kopf.
“Entschuldige, Kakashi.”
“Schon in Ordnung. Na los, es sind noch Ramen da.” Er ließ von Naruto ab und ging zum Topf.
`Gott, bin ich ein Idiot!´
Es war bereits Nacht, als Naruto endlich in sein Bett fiel. Kakashi hatte ihn den ganzen Abend mit Gesellschaftsspielen und Mann-zu-Mann-Gesprächen beschäftigt, damit er sich nicht mehr so vernachlässigt fühlte. Es war anstrengend, aber andererseits hatte es ihm richtig Spaß gemacht. Und endlich hatte er seinen Kakashi einmal nur für sich gehabt. Gedankenverloren starrte er an die Zimmerdecke.
`Ich bin echt ein Idiot. Als ob Kakashi wirklich was mit Iruka hätte.´ Er lachte. `Andererseits, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er mich angelogen hat. Wieso klang er vorhin auf einmal so traurig, als wir darüber geredet haben? Ich bilde mir das doch nicht ein..´ Er drehte sich auf die Seite und schloss seine Augen. `Vielleicht sollte ich es ihm sagen, bevor es irgendwann zu spät ist. Aber ich schaff das nicht… Was ist, wenn er mich abweist? Ich glaube einfach nicht, dass er genauso fühlt. Er ist mein Sensei und viel älter als ich. Warum also ausgerechnet ich? Das wäre einfach konfus… Andererseits, was hab ich schon zu verlieren? Genau, ihn… Wenn er es wüsste, dann würde er sich sicher von mir fernhalten. Das würde ich nicht ertragen… Aber wenn ich es ihm nicht sage, dann dreh ich irgendwann noch durch…´ Er griff sich an den Kopf und wälzte sich wütend hin und her. “Warum muss das alles nur so verdammt kompliziert sein?!”
Irgendwann schlief er endlich ein…
“Naruto, können wir kurz reden?” Kakashi kam auf ihn zu und schaute ihn ernst an.
“Ja, na klar.” Verwundert sah er den Älteren an.
“Ich mache mir Sorgen um dich. Du bist ständig so abweisend zu mir. Was ist los mit dir? Hab ich was falsch gemacht?”
“Ich kann es dir nicht sagen…”, wehrte er ab.
“Warum nicht? Was ist so schlimm, dass ich es nicht verstehen könnte?” Er tat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Narutos Atem wurde schneller und er hatte das Gefühl, dass sein Herz jeden Moment aus ihm herausspringen würde. Er schloss die Augen und atmete tief durch.
“Die Wahrheit ist… ich… ich liebe dich, Kakashi…” Ihm wurde schwindelig und er hatte das Gefühl, dass er jeden Moment den Boden unter den Füßen verlieren würde. Doch dann zog der Ältere ihn an sich.
“Baka…” Er spürte Kakashis Lippen auf seinen…
Schweißgebadet wachte Naruto auf. Sein Herz pochte noch immer und ihm wurde schwindelig, als er an seinen Traum dachte.
`Der Kuss hat sich so echt angefühlt…´ Er berührte seine Lippen mit dem Finger und schloss seufzend die Augen.
`Ich würde zu gern wissen, wie es sich in echt anfühlt… Aber das werde ich nie erfahren, wenn ich nicht den Mut aufbringe, es ihm zu sagen. Ach verdammt, ich kann so was nicht!´ Er stand auf und ging in die Küche. Kakashi war nicht zuhause. `Bestimmt ist er wieder mit Iruka unterwegs.´
Naruto beschloss zu Trainieren, um das Chaos in seinem Kopf wenigstens etwas zu Ordnen.
Es war bereits dunkel, als er das Training beendete. Es hatte ihm ganz gut getan, er war wieder ruhiger und ausgeglichener. Und er war zu der Erkenntnis gekommen, dass kein Weg daran vorbeiführen würde, es Kakashi zu sagen. Und er würde es tun. Noch Heute. Umso eher hatte er die Gewissheit, ob seine Zweifel wirklich gerechtfertigt waren.
Er war schon fast zuhause angekommen, als er zwei Stimmen vernahm. Die eine gehörte Kakashi und die andere, wie sollte es anders sein, Iruka.
“Was hast du eben gesagt?”
“Was hast du gesagt?!” Iruka sah erstaunt zu Kakashi auf. Inständig hoffte er, sich gerade verhört zu haben.
“Lass es mich bitte nicht noch einmal aussprechen, Iruka. Das eine mal war schon schwer genug für mich.” Sein Blick klebte am Boden. Er konnte seinen Gegenüber nicht ansehen.
“Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet…” Er wandte seinen Kopf ab und rang nach Worten. Jedoch fand er keine, die ihm richtig erschienen. Tief atmete er durch. “Ich… weiß es sehr zu schätzen und ich freue mich auch darüber. Vor allem, dass du den Mut gefunden hast, es mir zu gestehen. Aber ich denke, du weißt selbst, dass das nicht funktionieren würde.”
Der Jonin nickte nur stumm. Natürlich wusste er das, er hatte tagelang an nichts anderes denken können.
“So weh es mir tut, dir das sagen zu müssen, aber ich empfinde einfach nicht dasselbe für dich.”
Iruka seufzte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sich so um seinen Freund zu kümmern. Aber es hätte ja niemand ahnen können, dass Kakashi sich in ihn verlieben würde.
“Ich weiß. Das habe ich doch bemerkt. Ich musste es dir nur endlich sagen, damit ich damit abschließen kann. “ Der Silberhaarige erhob sich.
“Also… unsere Freundschaft möchte ich deswegen aber auf keinen Fall aufgeben!” Für diesen Satz hätte Iruka sich am liebsten selbst geohrfeigt. `Mein Gott, noch taktloser geht es wirklich nicht, Iruka!´
“Gut, ich auch nicht.” Kakashi lächelte. “Ich muss dann mal, Naruto hat sicher Hunger, wenn er zurückkommt.” Er winkte seinem Freund zu und ging das letzte Stück bis zu seiner Wohnung.
Naruto stand wie erstarrt in seinem Versteck. Er schloss die Augen und lächelte gespielt.
`Ich wusste es. Ich habe es die ganze Zeit über gewusst. Kakashi ist in Iruka verliebt und der hat es nicht mal bemerkt!´ Er drehte sich um und lief einfach los. Wohin war ihm in diesem Moment herzlich egal. Er wollte einfach nur weg. Wie damals, als sein Vater starb. Damals war Kakashi für ihn da, doch diesmal konnte er mit seinem Kummer nicht zu ihm gehen. Nein, diesmal ging es ihm selbst nicht gut.
`Dieser dumme Iruka! Er hat alles kaputtgemacht!´ Der Schmerz in Narutos Inneren wurde stärker.
`Was mache ich mir da eigentlich vor? Selbst wenn Iruka-sensei nicht wäre, er würde sich niemals in einen seiner Schüler verlieben und schon gar nicht in mich…´ Er blieb stehen und atmete tief durch.
`Was tu ich da eigentlich? Vor meinen Problemen wegzurennen hat noch nie etwas gebracht. Früher oder später muss ich sowieso zurück zu Kakashi. Und vielleicht braucht er mich jetzt sogar! Als Papa starb, war er für mich da und jetzt sollte ich dasselbe für ihn tun! Auch wenn es wehtut, ich werde zurückgehen und ihn aufbauen! Wenn er mich schon nicht liebt, dann möchte ich ihn wenigstens glücklich sehen…´
Er streifte durch die dunklen Gassen von Konoha und kam schließlich bei Kakashi an.
Mit einem aufgesetzten Lächeln betrat er die Küche, in der bereits Kakashi stand und einen Eintopf zubereitete.
“Da bist du ja endlich!” Er drehte sich freudig zu ihm um und lächelte. Dem Blondschopf klappte die Kinnlade herunter. `Der tut ja so, als wäre nichts gewesen!´
“Was guckst du denn so? Hab ich was im Gesicht?” Er wischte sich durch sein Gesicht, ehe Naruto nur erstaunt den Kopf schüttelte.
`Ich glaubs einfach nicht!´
Das ganze Essen über musterte er seinen Sensei, konnte jedoch keinerlei Veränderung an ihm feststellen. Natürlich entgingen diesem die prüfenden Blicke seines Schülers nicht.
“Was ist los, Naruto? Du starrst mich schon die ganze Zeit so an, das irritiert mich!”
“Entschuldige, ich hatte nur das Gefühl, es würde dir nicht gut gehen. Und sollte es so sein, dann bin ich für dich da! Das wollte ich dir nur sagen.” Er lächelte.
“Wie kommst du denn darauf?” Erstaunt sah er ihn an. Hatte er es etwa mitbekommen? Unmöglich, hatte Kakashi doch aufgepasst, dass niemand in ihrer Nähe war.
“Ach, halt so ein Gefühl.” Wieder rutschte Naruto unruhig auf seinem Stuhl herum.
“Du bist ein schlechter Lügner, Naruto.” Kakashi erhob sich und der Genin holte tief Luft.
“Ich habe euch beide gesehen… Also dich und Iruka-sensei…”
Kakashi ließ die Suppenkelle fallen. Wieso hatte er Naruto nicht bemerkt? Er war doch sonst nie so unaufmerksam.
“Also so läuft der Hase…”
“Ich wollte dir nur sagen, dass es… okay für mich ist…” Er schluckte. Wie diese Worte doch schmerzten... “… und dass ich für dich da bin!” Erneut setzte er ein Lächeln auf und im selben Moment begab sich sein Sensei auf ihn zu. Er zog ihn an sich.
“Danke, Naruto…”
“Kein Problem.” Wieder pochte sein Herz wie wild und er hatte Angst, dass sein Sensei dies bemerken würde. Er genoss die Umarmung und wünschte sich, dass sie nie enden würde. Würde Kakashi doch nur genauso fühlen wie er…
“Das mit Iruka ist schade, aber mir war von Anfang an klar, dass es nichts werden kann.” Kakashi ließ von ihm ab und ging ins Wohnzimmer. Naruto folgte ihm. “Wir sind einfach zu verschieden, außerdem ist er bereits in die Tochter von Ichiraku verliebt.” Er setzte sich auf die Couch und Naruto tat ihm dies nach. “Natürlich tut es weh und das wird es auch noch eine ganze Weile, aber ein Shinobi darf seine Gefühle nicht über alles stellen und vor allem darf er sie sich nicht anmerken lassen. Aber das weißt du ja selbst alles. Vielleicht ist das mit Iruka ja auch nur eine Phase, wie es bei der Liebe nun manchmal so ist. Das lässt sich schwer einschätzen. Das erkennt man erst mit der Zeit.“ Kurz lächelte er, dann schloss er die Augen. „Sollte ich dir Kummer bereitet haben, dann Entschuldige bitte. Wie du siehst, geht es mir trotz allem gut und du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“
“Und warum glaube ich dir das nicht?” Naruto sah seinen Sensei an und spürte wieder diesen Schmerz. Er seufzte.
“Weil du ein unverbesserlicher Dickkopf bist.” Wie so oft tätschelte der Silberhaarige ihm den Kopf und lachte.
“Selber Dickkopf!”, schmollte der Genin und zog seinen Kopf weg. Beide sahen sich an und begannen einen Augenblick später herzhaft zu lachen.
“Naruto?”, unterbrach Kakashi das Gelächter. “Ich bin froh, dass du hier bist. Es stimmt, mir geht es wirklich gut. Aber das liegt hauptsächlich daran, dass du hier bist. So komme ich gar nicht dazu, Trübsal zu blasen. Einer von uns beiden muss ja für die gute Laune Sorgen!”
Augenblicklich wurde Naruto rot. So etwas von seinem Sensei zu hören machte ihn unendlich glücklich. Ein lächeln huschte ihm über seine Lippen. Aus diesem Grund würde er durchhalten. Auch wenn Kakashi ihn niemals lieben würde, so würde er doch dafür sorgen, dass dieser niemals traurig sein musste. Auch wenn ihm dieser Gedanke so unendlich wehtat.
In seinem Zimmer setzte Naruto sich auf sein Fensterbrett. Er konnte nicht schlafen, zu viele Gedanken spukten in seinem Kopf herum. Auch wenn er es nicht wollte, aber seine Gedanken wanderten immer wieder zu dem Gespräch der beiden Jonin. Wieder spürte er diesen stechenden Schmerz.
`Er sagt zwar, dass es ihm gut geht und er macht auch allen Anschein, aber ich glaube ihm das einfach nicht. Ich kann ihm nicht glauben, dass Irukas Abfuhr ihm nichts ausmacht. Er soll nicht nur für mich stark sein, er kann doch ruhig zeigen, wenn es ihm schlecht geht! Er ist so ein Dickkopf!´ Sein Blick schweifte zu den Sternen. `Ich weiß doch genau, wie weh das tut… Niemand könnte ihn da besser verstehen, als ich. Aber das kann er ja nicht wissen. Er hat gerade genug mit sich selbst zu tun, da kann ich ihn nicht auch noch mit meinem Geständnis belasten. Außerdem würde ich seine Antwort nicht ertragen, wobei ich sie ja eigentlich schon kenne… Aber diese aus seinem Mund zu hören, wäre wesentlich Schmerzhafter. Vielleicht hat er ja Recht und es ist nur eine Phase. Vielleicht wache ich irgendwann auf und meine Gefühle sind einfach weg! Niemand weiß, was die Zeit bringt. Genau! Und bis dahin versuche ich mein bestes, um Kakashi Iruka vergessen zu lassen. Ich möchte doch, dass er glücklich ist. Und damit werde ich am besten sofort anfangen!´ Er sprang von seinem Fensterbrett und schlich durch die Wohnung. `Niemand ist gern allein, nachdem er zurückgewiesen wurde…´
Vor Kakashis Schlafzimmer blieb er stehen. Er lauschte kurz, doch kein einziges Geräusch war zu hören. Schließlich nahm er all seinen Mut zusammen und klopfte.
“Komm rein.”
Naruto öffnete die Tür und musste sich kurz umsehen, bevor er den in der Dunkelheit liegenden Kakashi fand.
“Ähm, also…” Verlegen kratzte er sich am Kopf. Wieso hatte er noch mal diese Schnapsidee gehabt?
“Also, was ist?” Er erhob sich und sah zu dem Blondschopf.
“Na ja, ich weiß ja, wie blöd es an so einem Tag ist, alleine zu schlafen und da wollte ich fragen, ob…”
Der Jonin sah ihn erstaunt an. `Auf was für Ideen der Kleine kommt…´
“..Also… soll ich heute mit bei dir schlafen?”, platzte es aus ihm heraus. Kakashi begann zu lachen.
“Was ist? Das ist eine ernst gemeinte Frage!”, raunte Naruto.
“Du machst dir also immer noch Sorgen um mich. Aber im Ernst, findest du es nicht etwas komisch, dir mit einem Älteren Mann das Bett zu teilen?”
“Na ja… Natürlich ist es etwas merkwürdig, aber davon muss ja niemand etwas erfahren. Und wir machen ja nichts verbotenes.” Wieder kratzte er sich nervös an seinem Kopf. `Er muss ja nicht wissen, dass ich mir im Moment nichts schöneres vorstellen könnte…´
Kakashi hob seine Decke an und deutete neben sich. “Na gut, aber wenn du schnarchst, dann fliegst du raus!” Insgeheim war er tatsächlich froh, dass Naruto zu ihm gekommen war. Außerdem wusste er genau, dass der Blonde keine Ruhe geben würde, bevor er nicht seinen Willen bekäme.
“Wer holzt denn hier Nachts ganze Wälder ab?”, erwiderte der Blondschopf und legte sich neben seinen Sensei. Es war so schön warm und gemütlich. Und das Kissen roch so wunderbar nach ihm. Er drückte sein Gesicht tiefer hinein. Er vernahm das gleichmäßige Atmen des Älteren und musste lächeln. So fühlte es sich also an, neben ihm zu schlafen. Am liebsten würde er jetzt seinen Arm um ihn legen, jedoch würde Kakashi ihn dann sicher sofort aus dem Bett verbannen. Nein, diesen Moment wollte er nicht zerstören. Er schloss die Augen und schlief das erste Mal seit langem ohne Probleme ein.
Naruto blinzelte. Die Sonne schien durch das Fenster direkt in sein Gesicht. Er drehte sich auf die Seite und erschrak, als er Kakashi neben sich liegen sah. Erst nach ein paar Sekunden fiel ihm die vergangene Nacht wieder ein. Ein lächeln zierte seine Lippen. Sein Sensei sah so friedlich aus, während er schlief. Um ihn nicht zu wecken, stand er leise auf und verließ das Schlafzimmer. Bei so schönem Wetter hielt ihn sowieso nichts in der Wohnung. Außerdem hatte er noch ein paar Besorgungen zu erledigen, denn er hatte vor, für Kakashi kochen. Dieser sollte ich um nichts kümmern müssen, wie Naruto es ihm versprochen hatte.
Er verließ die Wohnung und machte sich auf den Weg zum Marktplatz.
“Hallo, Naruto!” Ertönte es hinter ihm. Als er sich umdrehte, erblickte er das freudige Gesicht Sakuras.
“Hallo, Sakura-chan!”
“Kaufst du ein?” Sie deutete auf die Tüte, die Naruto mit sich herumtrug.
“Ja, ich will für Kakashi kochen.” Er lächelte.
“Wie geht es ihm denn? Ich hab ihn lange nicht gesehen.”
Unbewusst schwand das Lächeln aus dem Gesicht des Blonden. Sein Blick senkte sich zu Boden, ehe er sich wieder fing.
“Ist etwas passiert?” Besorgt musterte sie ihn. Er schüttelte nur den Kopf und setzte ein Lachen auf. Doch Sakura kannte den Blondschopf gut genug, um zu wissen, dass er sie anlog. Schließlich packte sie ihn am Arm und zog ihn einfach mit sich.
“Was soll denn das?!”
“Ich merke doch, dass du mich anlügst! Also, was ist los? Was ist mit Kakashi-sensei?!”
Naruto setzte sich auf die Bank und senkte den Blick. “Es geht ihm halt nicht so gut…”
Besorgt setzte sie sich neben ihn. “Sind es immer noch seine Verletzungen?”
“Nein, das ist es nicht. Aber ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen darf…” Nervös zeichnete er mit seinem Finger Kreise auf die Bank.
“Du weißt, ich tratsche nicht. Besonders nicht, wenn es meine Teamkameraden betrifft. Außerdem sehe ich doch, dass es dich belastet.”
Er atmete tief durch. “Also… Kakashi ist verliebt und hat eine Abfuhr bekommen.”
“Ach so, ich verstehe. Und wer ist es, wenn ich fragend darf?”
Naruto druckste herum. Konnte er ihr es wirklich erzählen? Was, wenn sie zu Kakashi gehen und ihn darauf ansprechen würde?
“Sag schon. So schlimm kann es doch nicht sein.”
“Iruka-sensei…”, flüsterte er fast und sein Blick wurde trauriger. Sakura sah ihn nur erstaunt an. Sie hätte niemals gedacht, dass ihr Sensei auf Männer stehen würde. Aber das würde natürlich einiges erklären. Nur, wieso nahm Naruto das so mit?
“Und wieso macht dich das so fertig? Jeder ist mal unglücklich verliebt, so was passiert nun mal. Du brauchst dir da sicher keine Sorgen machen. Kakashi-sensei ist erwachsen, er kommt schon wieder auf die Beine.” Sie lächelte.
“Mhm…”, kam es jedoch nur von ihrem Teamkollegen. Sie hob sein Gesicht an und ihr Blick wurde ernst.
“Naruto, sag mir bitte was mit dir los ist! Es ist doch sicher nicht nur Kakashi-sensei! So hab ich dich ja noch nie gesehen!”
“Es ist nichts!”, schrie er nun fast und drehte seinen Kopf weg. Dafür erntete er nur ein stöhnen Sakuras.
“Na wenn du meinst… Aber so langsam habe ich das Gefühl, dass ich weiß, was mit dir los ist...”
Der Genin erstarrte. War er etwa so leicht zu durchschauen?
“Weißt du… dein ganzes Verhalten… Es sieht so aus, als wärst du in ihn verliebt…” Die Reaktion ihres Gegenübers bestätigte ihr, dass sie Recht hatte. Naruto senkte nur wieder seinen Kopf.
“Also ist es so…” Sie zog ihn an sich und umarmte ihn. “Das tut mir wirklich leid. Ich würde dir gern irgendwie helfen.”
“Ist schon in Ordnung, danke Sakura.” Irgendwie war es ein befreiendes Gefühl, endlich mit jemandem über seine Gefühle sprechen zu können. So lange hatte er sie versteckt und gegen sie angekämpft.
“Wenn du jemanden zum reden brauchst, du weißt, wo du mich findest.” Wieder lächelte sie ihn an.
“Und jetzt lach bitte wieder, ich möchte dich nicht so traurig sehen. Das tut mir ja selber weh!”
Tatsächlich zierte sein Gesicht ein Lächeln und diesmal war es echt.
“Aber sag mal, findest du das gar nicht komisch? Immerhin ist er ein Mann und unser Sensei…”
“Quatsch, wieso sollte ich? Ich find das süß!”, kicherte sie.
“Aber erzähl ihm bitte nichts davon. Ich möchte einfach nicht kaputtmachen, was im Moment ist. Wenn er es wüsste, würde er sicher Abstand von mir nehmen.”
“Keine Angst, von mir erfährt niemand ein Wort.”
Erleichtert atmete der Genin auf, ehe Sakura sich von der Bank erhob, “Hey, wie wäre es, wenn ich dir beim Einkaufen helfe? Ich habe eh nichts zu tun und umso eher bist du wieder bei ihm.” Sie zwinkerte ihm zu.
“Klar.” Lachte Naruto verlegen und so machten sie sich gemeinsam auf den Weg über den Marktplatz.
Als sie endlich alle Einkäufe erledigt hatten, ließen sie sich auf die Wiese im Park fallen.
“Ich hätte da eine Idee.” Verschwörerisch sah Sakura ihren Begleiter an.
`Oh Gott, Sakura und Idee? Das kann nichts Gutes heißen!´ , schoss es Naruto durch den Kopf.
“Also, Kakashi hat Liebeskummer, richtig? Also kümmerst du dich rührend um ihn und machst alles, was er will und dann verliebt er sich in dich!” Sie klang richtig begeistert, jedoch teilte Naruto diese Begeisterung nicht.
“Was denn? Das ist DIE Idee!” Sie ballte ihre Fäuste. “Er wird gar nicht anders können, als sich in dich zu verlieben, vertrau mir!”
“Ich glaube, so einfach wird das nicht sein. Das mag vielleicht bei euch Mädchen klappen, aber er ist ein erwachsener Mann. Ich denke nicht, dass es da so einfach wird.”
“Aber versuchen kannst du es doch. Mehr als schiefgehen kann es nicht!”
“Ist echt nett, dass du dir Gedanken darüber machst, aber ich habe bereits beschlossen, dass es das beste ist, wenn ich ihn einfach vergesse. Es wird schwer, aber es bleibt mir nichts anderes übrig.”
Sakura sah ihn nur verständnislos an. “So, du willst also kampflos aufgeben. Das ist aber nicht der Naruto, den ich kenne! Du wirst nie wissen, ob du eine Chance hättest, wenn du es nicht versuchst!”
“Du scheinst mich nicht zu verstehen. Er liebt Iruka, nicht mich. Da ist nichts mit kampflos aufgeben. Seine Antwort steht fest.” Kopfschüttelnd sah er wieder zu Boden. So eine dumme Idee hatte er seit langem nicht mehr gehört.
“Wenn du das so siehst.” Beleidigt stand sie auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. “Na ja, ich muss dann auch los, es ist spät.”
“Na gut, man sieht sich.” Naruto erhob sich ebenfalls und nahm seinen Beutel.
“Tschüss, Naruto!” Sie winkte ihm zu und machte sich auf den Weg nachhause.
Auf dem Weg zurück zu Kakashi dachte er an Sakuras Worte. Was, wenn sie Recht hatte? Wenn er jetzt einfach so aufgab und damit eine Chance vertat? Am Ende würde er sich vielleicht selber dafür hassen. Aber was sollte er tun? Er wusste doch genau, dass Kakashis Herz Iruka-sensei gehörte und dass sich dies sicher nicht von Heute auf Morgen ändern würde. Und immer noch stand die Frage im Raum, ob es überhaupt Sinn machte, da er ja schließlich sein Schüler war. Das machte das ganze noch aussichtsloser. Daran hatte Sakura nun überhaupt nicht gedacht.
Seufzend und noch verwirrter als vorher, betrat er schlussendlich die Wohnung, in der Kakashi bereits auf ihn wartete.
“Da bist du ja endlich. Ich hab mir schon Sorgen gemacht!” Kakashi betrat den Flur und winkte ihm zu.
“Entschuldige, ich war einkaufen und hab Sakura getroffen. Wir haben uns verquatscht.” Er kratzte sich lachend am Kopf und trug die Einkäufe in die Küche.
“DU gehst einkaufen?” Ungläubig sah der Silberhaarige seinen Schüler an und folgte diesem in die Küche. “Du hast aber nicht nur Instant-Nudeln gekauft, oder?”
“Ach quatsch! Auch Gurken, Tomaten und das ganze Zeug. Du regst dich doch immer auf, dass ich so ungesund essen würde!” Er verstaute die Einkäufe im Kühlschrank und holte dann ein paar Töpfe aus dem Schrank.
“Und was wird das jetzt?”
“Ich koche.”, entgegnete der Blonde stolz und erntete von seinem Sensei nur ungläubige Blicke.
“Du kannst kochen?”
“Nö, aber ich kann es versuchen!” Er füllte den Topf mit Wasser und platzierte diesen auf dem Herd.
“Und ich soll dann diese Versuche probieren? Was ist, wenn du mich damit vergiftest?”
“Vielen Dank auch für dein Vertrauen!“ Tadelte Naruto den Älteren und bereitete die Suppe vor.
“Warte, ich helfe dir. Dann wird es wenigstens essbar.” Kakashi näherte sich seinem Schüler, der gerade dabei war, die Suppe zu versalzen. Naruto zog einen Schmollmund.
“Du sollst dich entspannen!”
“Ich habe keine ruhige Minute, wenn du hier in der Küche herumwerkelst.” ,seufzte der Jonin und schüttete die Ramen in das kochende Wasser.
“Ist ja gut!”, meckerte Naruto schließlich aufgebend. Kakashi lachte nur.
Das Essen war fertig und es schmeckte sogar besser, als Kakashi gedacht hätte.
“Kannst du mal sehen! So viel zum Thema ich und kochen!”, triumphierte Naruto und sah seinen Sensei mit erhobener Nase an.
“Jetzt mal nicht so überheblich!”, tadelte sein Sensei ihn lachend.
“Ist ja gut.”, schnaubte der Jüngere. “Wollen wir dann Fernsehen?”
“Aber erst, wenn der Abwasch fertig ist.”
“Schon klar.” Naruto erhob sich und räumte die Teller in die Spüle. Als das erledigt war, setzte er sich zu Kakashi auf die Couch. Doch so wirklich auf den Film konzentrieren konnte er sich nicht. Er musste die ganze Zeit an Sakuras Worte denken. Sollte er es wirklich versuchen?
“Naruto, machst du mal bitte die Tür auf?”, tönte es aus dem Badezimmer. Müde schlurfte der Genin in den Flur. Wer sie wohl um diese Uhrzeit besuchen würde? Kaum hatte er geöffnet, hielt eine wunderbar gelaunte Sakura einen Picknick-Korb in sein Gesicht.
“Guten Morgen, Naruto! Haben du und Kakashi-sensei schon was vor? Lust auf ein Picknick?”
Ihre Worte überschlugen sich fast, sodass Naruto richtig Angst vor ihr bekam. So gut gelaunt hatte er sie das letzte mal gesehen, als sie erfuhr, dass sie mit Sasuke in ein Team kommen würde.
“Ähm.. Ich kann ihn ja mal fragen.” Er wandte sich um und im selben Moment trat ein fast unbekleideter Kakashi in den Flur. Nur ein Handtuch verdeckte das Kritischste. Mit hochrotem Kopf drehten seine beiden Schüler sich von ihm weg.
“Sensei! Ziehen Sie sich gefälligst was an!”, schnaubte Sakura verlegen.
“Tut mir leid, ich hab nicht damit gerechnet, dass du uns um diese Uhrzeit besuchst.” Er lachte entschuldigend und ging zum Anziehen ins Schlafzimmer.
“Ach, wen haben Sie denn erwartet?”
“Ich dachte es wäre ein Vertreter. Den hätte Naruto allerdings bereits verjagt.”, klang es aus dem diesem.
“Läuft er immer so rum?” Sakura blickte zu dem Blonden, der immer noch hochrot auf den Boden starrte.
“Naruto?”
“Alles okay…” Naruto hob seinen Kopf und holte tief Luft. Er hörte nur, wie sie ein “Sei stark.” murmelte. Sie gingen ins Wohnzimmer, wo Naruto seiner Besucherin eine Tasse Tee einschenkte.
“So, was ist denn nun eigentlich der Grund deines Besuchs?” Kakashi kam, endlich angezogen, zu den beiden und ließ sich auf den Platz neben Sakura fallen. Diese lachte nur und hielt ihren mitgebrachten Korb in die Luft.
“Es ist schönes Wetter und wir haben keine Missionen, also hab ich mir gedacht, wir könnten doch zusammen Picknicken. Wir haben doch schon so lange nicht mehr wirklich etwas zusammen gemacht.”
Der Silberhaarige blickte sie nur ungläubig an. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl bei der Sache. Er sah zu Naruto, der denselben Blick zurückwarf.
“Also was ist nun?” Ungeduldig verzog sie das Gesicht.
Schließlich nahm er seufzend den Korb und erhob sich. “Das tut uns sicher allen gut. Nur zuhause rumzusitzen ist ja auch nicht gesund.”
“Okay Sakura, was hast du vor?” Naruto stieß dem gutgelaunten Mädchen in die Seite und sah sie verdächtigend an.
“Nichts, was meinst du?” Sie lächelte nur unschuldig.
“Na ja, du holst mich und Kakashi zum Picknicken ab, nachdem du gestern erfahren hast, dass ich auf ihn stehe und du meintest, dass du dir was einfallen lässt!”
“Ach komm schon, Naruto. Als ob ich das wirklich machen würde, nachdem du so dagegen warst. Du kennst mich doch.”
“Genau deswegen ja.”, raunte er nur.
“Was gibt’s denn dahinten zu tuscheln?” Kakashi drehte sich von seinem Buch weg und sah hinter sich.
Ertappt wehrten die beiden ab. “Wir… reden nur über die letzte Mission.”
Desinteressiert nickend widmete sich der Jonin wieder seinem Buch, ehe sie schließlich an einer Lichtung ankamen. Dort ließen sie sich nieder und packten die mitgebrachten Bento aus.
“Woah, Sakura-chan! Hast du die gemacht?!” Völlig beeindruckt von den liebevoll hergerichteten Bento lief dem Genin schon das Wasser im Munde zusammen. Sakura wurde leicht verlegen.
“Klar, hoffen wir nur, dass es auch so schmeckt, wie es aussieht.”, lachte sie.
“Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.” Kakashi legte sein Buch zur Seite und betrachtete nun auch sein Bento. Und es schmeckte tatsächlich. Naruto schwebte wie auf Wolke 7, so zeigte es jedenfalls dessen Gesichtsausdruck.
Nachdem sie gegessen hatten, legte Naruto sich auf das Gras und schloss die Augen. Er genoss die laue Sommerbrise, die um seine Nase wehte. Auch Kakashi hatte es sich neben seinem Schüler an einem Baum gemütlich gemacht. Nur Sakura wippte unruhig hin und her.
“Was ist denn los? Du machst mich ja völlig nervös mit deinem Gezappel!” Der Jonin sah von seinem Buch auf und blickte genervt zu ihr.
“Ach gar nichts. Ich ähm… muss nur mal kurz wohin…” Sie machte eine entschuldigende Fingerbewegung, ehe sie hinter den beiden verdutzt dreinblickenden Shinobi verschwand.
“Sag mal, Naruto, weißt du, warum sie sich so merkwürdig benimmt?”
“Ich habe nicht die leiseste Ahnung…”, log er. Natürlich hatte er die. Er war sich sicher, dass es mit seinem gestrigen Geständnis zu tun hatte, nur konnte er dies leider nicht beweisen. Und sie wehrte ja nur ab, wenn man sie darauf ansprach. So würde er wohl oder übel abwarten müssen, was der Tag noch so brachte. Auch wenn ihm der Gedanke daran Kopfschmerzen bereitete. Wieder schloss er die Augen.
“So, da bin i…” Im selben Moment spürte Naruto etwas warmes auf seinen Lippen. Erschrocken öffnete er die Augen und blickte in das verdutzte Gesicht seines Senseis, dessen Lippen nun auf den seinen lagen. Schnell löste sich dieser von ihm. Was zur Hölle war da gerade passiert?!
“Ups, tut mir leid. Ich bin gestolpert und hab den Halt verloren.” Sakura kratzte sich nur lachend am Hinterkopf, während Narutos Herz immer noch wie wild pochte. `Das… hat sie grad nicht wirklich gemacht…?!´
“Entschuldige, ich konnte nicht ausweichen…”, lachte der Jonin verlegen. Ich hoffe, ich hab dir nicht wehgetan.“ Kakashi sah seinen immer noch erstarrten Schüler besorgt an . „Ist alles okay, Naruto?“
Dieser fing sich wieder und gab nur ein “Ja, klar.” zurück. Er atmete tief durch und funkelte Sakura wütend an. Mit ihr hatte er nachher noch ein Hühnchen zu rupfen!
Später Nachmittag brachen sie zurück zum Dorf auf. Wieder in Konoha angekommen, ging Kakashi nachhause, während sein Schüler das Geschehene noch zu klären hatte.
“Was sollte das vorhin? Das war doch Absicht!”, schimpfte der Blonde.
“Irgendwie muss man dir ja einen Schubs geben.” Sie lachte nur.
“Nur, dass den Schubs Kakashi bekommen hat und ich denke nicht, dass das irgendwie zum Erfolg des Ganzen beigetragen hat!”
“Sieh es doch mal positiv! So habt ihr euch wenigstens schon mal geküsst und wer weiß, meistens verliebt man sich nach einem Kuss.”, schwärmte sie.
“Das ist doch total bescheuert! Außerdem hatte er seine Maske auf, das ist nicht dasselbe!”
“Ich hätte mir eigentlich ein bisschen mehr Dankbarkeit erhofft.” Sie schnaubte beleidigt.
Natürlich, innerlich war er ihr dankbar, dass er ihm einmal so nahe sein durfte, aber andererseits war er enttäuscht, dass sie sich nicht an ihre Abmachung gehalten hatte. Er berührte seine Lippen, was Sakura nur belustigt beobachtete.
“Gibs zu, du bist mir dankbar.”
“Ja okay, du hast ja Recht. Aber jetzt drängt sich mir immer mehr die Frage auf, wie es wohl ohne Maske ist…” Ein trauriger Blick Narutos glitt zu seiner Begleiterin.
“Das wirst du schon noch. Und wenn ich eigenhändig dafür sorgen muss…”, lächelte sie.
“Oh nein, das wirst du nicht.” Nun stimmte auch Naruto in das Lachen mit ein.
Kurz darauf machte er sich auf dem Weg zu Kakashi, der schon mit dem Abendessen auf ihn wartete.
Sakura lief über den Marktplatz, da sie noch etwas zu besorgen hatte. Ihr Plan und vor allem Narutos Reaktion darauf gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Ob sie wirklich das richtige getan hatte?
“Hallo, Sakura!” Sie drehte sich um und sah einen lächelnden Sai hinter sich.
“Ach, hallo Sai. Lange nicht gesehen.”
Sie liefen ein Stück zusammen, während der Schwarzhaarige sie die ganze Zeit über musterte. Irgendetwas war anders an ihr.
Schließlich durchbrach er das Schweigen. “Alles okay bei dir? Ich weiß, ich bin nicht gut in so etwas, aber du machst den Eindruck, als beschäftigt dich etwas.”
“Ach, es ist nur wegen Naruto. Es geht ihm nicht so gut.”
“Dann sollte er vielleicht zu Tsunade gehen, damit sie ihn mal untersuchen kann.”
“So einfach ist das leider nicht. Er ist ja nicht krank.”
“Ach so, ich verstehe. Er hat diesen… wie nennt man es noch… Liebeskummer?”
“So kann man es nennen, ja.”
“Und wer ist es?” Interessiert sah er die Rosahaarige an.
“Ich habe Naruto versprochen, niemandem was zu sagen…”
Sai überlegte. Er hatte schon viel in seinen Büchern über Liebe gelesen und wenn man die Anzeichen bedachte, die ein verliebter in der Nähe des Objektes seiner Begierde zeigte, fiel ihm eigentlich nur eine mögliche Person ein.
“Es ist Kakashi-sensei, oder?”
Sakura sah auf. Er hatte tatsächlich ins Schwarze getroffen und das, obwohl er Bücher las, wie “Gefühle deuten für Fortgeschrittene” oder “Freunde finden leicht gemacht”. Sie musste lächeln.
“Woher weißt du das?”
“Na ja, wenn ich nach den Dingen gehe, die so in meinen Büchern stehen, ist Kakashi die einzig mögliche Person. Zu niemand anderem ist Naruto so, wie zu ihm.”
“Das stimmt…”, seufzte sie. “Aber er ist leider so unbeholfen, das wird nie etwas, wenn man ihn nicht anschubst.”
“Aber findest du nicht, dass er so etwas selber machen sollte? Immerhin sind beide erwachsen.”
“Das hat Naruto ja auch gesagt, aber er schafft es einfach nicht alleine. Und Kakashi müsste man es direkt ins Gesicht sagen, damit er es endlich erkennt. Was das betrifft, ist er leider genauso blind, wie Naruto.”, seufzte sie.
Sai drehte sich von Sakura weg und setzte sich in Bewegung. “Na wenn das so ist…”
“Warte, was hast du vor?! Das kannst du nicht machen!” Er ließ die verdutzte Sakura zurück, die schließlich begann, ihn zu verfolgen.
“Wer ist das denn um diese Uhrzeit?” An Kakashis Wohnungstür klingelte es. Genervt erhob er sich und schlenderte in den Flur, ehe er einem fröhlich grinsenden Sai die Tür öffnete.
“Was willst du denn hier? Ist etwas passiert?”
“Nein, ich würde nur gerne Naruto sprechen, wenn das möglich ist.”
Der Silberhaarige ließ ihn herein und ehe er die Tür schließen konnte, vernahm er ein “Halt!” von der eben angerannt kommenden Sakura, die atemlos vor ihm stehen blieb. Verwirrt kratzte sich Kakashi am Kopf. “Was ist denn hier los?”
“Also…Egal, was Sai Ihnen gesagt hat, glauben Sie ihm kein Wort!”, schnaufte sie.
“Eigentlich wollte er zu Naruto. Und was soll er mit denn gesagt haben?”
Der Ältere hatte den Satz kaum beendet, da stieß Sakura ihn zur Seite, betrat die Wohnung und lief zu Naruto ins Zimmer.
“Was zur Hölle…?!” Kopfschüttelnd ging Kakashi zurück ins Wohnzimmer. Er würde wohl warten müssen, bis die drei sich von selbst entschieden, es ihm zu sagen. Auch wenn er bei der ganzen Sache ein doch sehr mulmiges Gefühl hatte.
“Was grinst du die ganze Zeit so blöd?!” Verärgert saß Naruto auf seinem Fensterbrett und musterte Sai, der ihn nur dümmlich grinsend ansah. Dieser Blick provozierte ihn schon, seit er ihn das erste Mal gesehen hatte. Wenn er nicht bald aufhören würde, ihn so anzusehen, würde er noch durchdrehen.
Das aufgetretene Schweigen wurde auf einmal durch eine ins Zimmer stürmende Sakura durchbrochen.
“Sag mal, was denkst du dir eigentlich! Wegen dir habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen! Ich dachte, du machst sonst etwas!” Wütend sah sie den Schwarzhaarigen an, der jedoch keine Miene verzog. Naruto sah dem ganzen nur verwirrt zu.
“Was ist hier eigentlich los?” Er sprang vom Fensterbrett herunter und bewegte sich auf die beiden zu.
“Na ja, du hast doch Liebeskummer und Freunde sind in solchen Situationen füreinander da. So steht es jedenfalls in einem meiner Bücher.”
Dem Blondschopf blieb der Mund offen stehen. “Woher…?”
“Entschuldige… Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und dann Sai um Rat gefragt.” Sakura ließ den Kopf sinken und sah ihren Kameraden entschuldigend an.
“Ja, aber ausgerechnet Sai?! Der Typ der Bücher liest wie “Gefühle deuten für Fortgeschrittene?!””
“Es ist doch nichts schlimmes dabei. Liebe ist doch etwas völlig normales. Egal ob zwischen Mann oder Frau oder zwischen Mann und Mann. Dir braucht das nicht peinlich zu sein. Es ist doch ein tolles Gefühl, dass du in Kak…”
Wie durch einen Reflex hielten Sakura und Naruto ihm den Mund zu. Soweit kommt es noch, als dass Kakashi sie belauschen und alles erfahren könnte!
“Nicht hier, Sai!”, raunte der Blonde nur.
Einen kurzen Moment später klopfte es an der Tür und Kakashi hielt seinen Kopf in das Zimmer.
“Ich wollte noch schnell etwas einkaufen. Wollt ihr zum Abendessen bleiben? Dann kaufe ich etwas mehr ein.”
“Natürlich, danke Sensei.”, lächelte Sakura zuckersüß. Mit einem Nicken verabschiedete sich der Silberhaarige und verließ das Zimmer wieder. Man hörte noch die Wohnungstür ins Schloss fallen und schon waren die drei alleine. Die drei seufzten erleichtert auf.
“Gut, nun können wir ja ganz offen reden.” Sai ließ sich auf einen der Stühle fallen, die in Narutos Zimmer herumstanden und sah ihn gespannt an.
“Ich wüsste nicht, was es da zu besprechen gibt…” Dieser lehnte sich gegen das Fensterbrett und starrte auf den Boden.
“Zum Beispiel, wie du ihn für dich gewinnen willst.”
“Gar nicht. Es ist hoffnungslos. Er ist mein Sensei und ein Mann. Zwei Argumente, wegen denen das alles gar nicht funktionieren kann.”
Ein betretenes Schweigen machte sich im Raum breit, ehe Sai eines seiner Bücher hervorholte, das den einschlägigen Titel “Gefühle entwickeln und anwenden” trug.
“Da steht alles drin, was du wissen musst. Das Buch hilft mir immer sehr, wenn ich einmal nicht weiterweiß. Ich bin sicher, dass es dir auch helfen kann.” Lächelnd gab er ihm das Buch. Narutos Blick ruhte etwas auf seinem Einband, ehe er ein Lächeln aufsetzte.
“Danke, Sai. Aber ich glaube, mein Problem lässt sich dann doch nicht so einfach mit einem Buch lösen.”
“Jetzt hör aber mal auf, in Selbstmitleid zu versinken!”, schrie Sakura auf einmal los. Erschrocken sah der Blondschopf zu ihr auf. “Das ist ja kaum noch auszuhalten! Ja, du bist verliebt und ja, es ist Kakashi-sensei! Ja und, deswegen geht doch die Welt nicht unter! Was hindert dich daran, es zu versuchen? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Vielleicht wirst du es irgendwann bereuen, wenn du weiterhin hier herumsitzt und dir den Kopf darüber zerbrichst, wie du ihn vergessen kannst. Wer weiß, vielleicht fühlt er ja genauso und du merkst es nicht, weil du hier in Selbstmitleid versinkst! Versuch es doch einfach und hinterher kannst du immer noch überlegen, wie es weitergehen soll!” Sie atmete tief durch. Narutos Blick senkte sich wieder, ehe die Überraschung einem ertappten Lächeln wich.
“Du hast ja Recht. Aber ich weiß nicht, wie…”
“Versuche es einfach und wenn du möchtest, dann stehen wir dir auch bei. Nicht wahr, Sai?”
“Natürlich!”, lächelte dieser nur, wie er es eigentlich immer tat.
“Wir überlegen uns zusammen etwas, und wenn es die ganze Nacht dauern sollte!” Sakura klopfte entschlossen mit ihrer Faust auf ihre Handfläche und lachte triumphierend.
Immer noch fragte sich Kakashi, was die drei wohl zu verbergen hatten. Dieses komische Gefühl von vorhin ließ ihn einfach nicht los. Gerade war er auf halbem Weg zum Marktplatz, als er feststellte, dass er seinen Geldbeutel zuhause vergessen hatte. Auch das noch! Jetzt musste er zurückgehen und ihn holen.
Leise schloss er die Wohnungstür auf, er wollte die drei ja nicht stören. So, und wo war nun dieser verdammte Geldbeutel?
Suchend sah er sich in der Wohnung um und versuchte sich zu erinnern, wo er ihn das letzte mal hingelegt hatte. Wenn er doch nur nicht so unordentlich wäre!
Er durchsuchte alle möglichen Schubladen und Schränke, eher er die Idee hatte, Naruto zu fragen. Vielleicht hatte dieser ihn weggeräumt.
Er lief auf die Zimmertür zu, doch ehe er anklopfen konnte, vernahm er zwei Stimmen und hielt inne.
“Zum Beispiel, wie du ihn für dich gewinnen willst.”
“Gar nicht. Es ist hoffnungslos. Er ist mein Sensei und ein Mann. Zwei Argumente, wegen denen das alles gar nicht funktionieren kann.”
Kakashi zog die Augenbrauen hoch. Das klang ja fast, als wäre er verliebt. Und das auch noch in einen Mann. Aber wer konnte damit gemeint sein? Etwa Iruka? Ein Aufschrei Sakuras riss ihn aus seinen Gedanken.
“Das ist ja kaum noch auszuhalten! Ja, du bist verliebt und ja, es ist Kakashi-sensei! Ja und, deswegen geht doch die Welt nicht unter! “
Der genannte konnte seinen Ohren nicht trauen. Hatte er wirklich richtig gehört?
Das war also des Rätsels Lösung. Deswegen war sein Schüler die ganze Zeit so deprimiert. Aber wie konnte er nichts davon gemerkt haben? Er war doch sonst nicht so blind. Eigentlich hätte er es merken müssen. Aber jetzt, wo er so darüber nachdachte, fügte sich das Puzzle langsam aber sicher zusammen. Dass er immer bei ihm sein wollte, sein Verhalten Iruka gegenüber, dann schließlich die eine Nacht, als er unbedingt für ihn da sein wollte, nachdem er eine Abfuhr von Iruka bekam. Oh Gott, wie weh muss es ihm doch getan haben, als er von seinen Gefühlen für Iruka erfuhr! Ein schlechtes Gewissen überkam den Jonin. Andererseits konnte er es doch nicht ahnen…
Nun kam das größte Problem auf ihn zu. Sollte er Naruto darauf ansprechen oder sollte er so tun, als wisse er weiterhin von nichts? Das Hauptproblem war, dass er Naruto nie anders als seinen Schüler gesehen und dementsprechend auch keine Ahnung hatte, ob er sich vielleicht in ihn verlieben könnte bzw. ob er es nicht schon getan hatte. Natürlich, er mochte den kleinen Wirbelwind wirklich sehr. Er war ein lieber und aufgeweckter Kerl und zauberte ihm immer ein Lächeln auf die Lippen, wenn es ihm schlecht ging. Aber ob das reichte? War das schon Verliebtheit? Reichte das, um Naruto ein “Ja” entgegenzubringen? Und konnte er ihm überhaupt bieten, was er brauchte? Vielleicht war der Blonde ja gar nicht wirklich verliebt, sondern bildete es sich nur ein, weil er doch nach Minatos Tod für ihn dagewesen war. Der Silberhaarige raufte sich die Haare. Warum musste das nur passieren? Leise seufzte er. Wie sollte er damit nur umgehen… Jetzt wusste er, wie Iruka sich bei seinem Geständnis gefühlt hatte und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Wusste er doch nicht, was er ihm entgegenbringen sollte. Denn egal, wie es am Ende aussehen würde, ändern würde es auf jeden Fall alles. Weist er ihn ab, dann wird sein Schützling sich von ihm abwenden. Er wird im schlimmsten Fall sogar ausziehen und es wird nie wieder so sein, wie vorher. Ein schmerzender Gedanke. Er hatte sich doch so sehr an die Anwesenheit Narutos gewöhnt und möchte sie nun gar nicht mehr missen. Und es war auf jeden Fall viel schöner, als allein zu Wohnen. Wieder seufzte er.
`Wenn ich annehmen sollte, dann wird das alles noch komplizierter. Die ganze Sache wird sich im Dorf herumsprechen und es wird geredet werden. Schwule sind hier nun mal nicht gerne gesehen. Von Toleranz hat man hier im Dorf kaum etwas gehört. Vor allem die Alten zerreißen sich ihre Mäuler über alles, was anders ist als das, was sie für Moralisch richtig halten…
Vielleicht sollte ich mir erst einmal Gedanken darüber machen, wie meine Gefühle für Naruto eigentlich wirklich sind. Dann kann ich mir über das weitere Vorgehen immer noch Gedanken machen.´
Gerade wollte der Jonin sich umdrehen und zurück in die Küche gehen, als Naruto mit einem geschockten Gesichtsausdruck vor ihm stand.
“Ka..Kakashi…”
„Ka..Kakashi…“ Naruto wurde Feuerrot, als er in das erstaunte Gesicht seines Senseis sah. Er hoffte inständig, dass dieser kein Wort von dem gehört hatte, was Sakura eben durch das Zimmer geschrien hatte. Einige Sekunden lang starrten sie sich wortlos an, ehe Kakashi begann, sich lachend am Kopf zu kratzen.
„Ich habe meinen Geldbeutel vergessen. Weißt du vielleicht, wo er ist?“
Erstaunt atmete Naruto auf. Es schien, als hätte Kakashi nichts mitbekommen. Trotz allem musste er auf Nummer sicher gehen und sah ihn ernst an.
„Darf ich dich was fragen?“ Man hörte die Unsicherheit in seiner Stimme. „Hast du gehört, worüber wir gesprochen haben…?“
Einen kurzen Moment lang überlegte Kakashi, dann lächelte er. „Nein. Oder sollte ich etwa?“‘
Nein, ist schon okay!“, wehrte der Blonde erleichtert ab. „Dein Geldbeutel liegt übrigens im Küchenschrank.“
„Danke. Dann geh ich mal wieder. Bis später und lass mir das Haus stehen.“, lachte der Jonin, ehe er sich wieder auf den Weg zum Marktplatz machte.
„Sakura, du...!“, schrie Naruto und stürmte auf sie zu. Sai konnte ihn gerade noch aufhalten, ehe er über das erstaunte Mädchen herfallen konnte. „Du bist Schuld, dass Kakashi jetzt vielleicht Bescheid weiß!“
„Beruhig dich! Er hat doch gesagt, dass er nichts mitbekommen hat, also komm runter!“
„Und wenn er lügt?!“ Der Blondschopf riss sich von Sai los und sah Sakura wütend an. Diese senkte schuldbewusst den Blick. „Tut mir leid…“
„Ist okay...“ Naruto holte tief Luft. „Jetzt kann man es sowieso nicht mehr ändern.“ Er ließ sich auf sein Bett fallen und starrte an die Zimmerdecke. Hoffentlich hatte Kakashi die Wahrheit gesagt…
`Was soll ich nur mit Naruto machen? Ich hätte nie damit gerechnet, dass er sich in mich verliebt hat. Dabei war er doch immer so hinter Sakura her.´Gedankenverloren starrte der Jonin auf den Boden. Schon lange war er nicht mehr so überfordert gewesen.
`Das größte Problem ist, wie ich jetzt mit ihm umgehen soll. Ich glaube, ihn darauf anzusprechen, wäre keine gute Idee. Damit mache ich die Sache nur noch unangenehmer. Am besten warte ich, bis er das Thema von sich aus anspricht.´ Ein seufzen entwich ihm und schließlich machte er sich mit einem flauen Gefühl im Magen an die Erledigung der Einkäufe.
Einige Tage vergingen, in denen Naruto noch nervöser und trauriger wirkte als sonst. Kakashi konnte sich zwar denken, warum dies so war, hatte jedoch die Hoffnung, dass Naruto irgendwann von selbst mit der Sprache herausrücken würde. Schließlich musste er jedoch einsehen, dass dieser Fall eben nicht eintreten würde. Und so langsam konnte er Narutos trauriges Gesicht auch nicht mehr ertragen.
„Mir bleibt wohl nichts anderes übrig…“ Kurz seufzte er, ehe er sich zu Narutos Zimmer begab.
Er klopfte und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten.
„Naruto, wir müssen reden.“
Der Angesprochene schreckte aus seinen Gedanken. Was hatte er denn nun schon wieder angestellt?
„Ich mache mir Sorgen um dich.“ Der Silberhaarige nahm neben ihm Platz und musterte ihn besorgt. „Ich habe das Gefühl, dass dich etwas belastet.“
„Ach was, da irrst du dich. Mir geht’s super.“, entgegnete sein Schüler lächelnd.
Kakashi schüttelte nur den Kopf. „Bist du sicher, dass du mir nicht etwas sagen möchtest?“
Ertappt hob Naruto seinen Kopf. „E- Egal, was es war, i- ich war es diesmal nicht!“ Seine Stimme überschlug sich.
„Das meine ich nicht.“ Kakashi seufzte wieder und tat schließlich das, was schon lange überfällig war.
„Ich habe alles gehört. Also damals, als Sakura und Sai bei dir waren. Ich hatte nur nichts dazu gesagt, weil ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren soll.“
Naruto hielt die Luft an. Ihm wurde schwindelig und am liebsten hätte er die Flucht ergriffen, jedoch fühlte er sich nicht in der Lage dazu. Er versuchte sich zu fangen, was ihm allerdings nur schwerlich gelang.
„Naruto, hörst du mir zu?“ Kakashi musterte seinen Schüler besorgt und erhielt schließlich ein leises „Ja…“ als Antwort.
Noch einmal holte der Silberhaarige tief Luft, ehe er zu sprechen begann.
„Also wie gesagt, ich habe mitbekommen, was Sakura gesagt hat und dein Blick verrät mir, dass es stimmt. Ehrlich gesagt weiß ich nicht wirklich, was ich sagen soll. Ich war überrascht und bin es auch immer noch. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet und im Nachhinein tut es mir richtig leid, dass du das mit Iruka mitbekommen musstest…“ Wieder sah er zu seinem Schüler, der immer noch seine Bettdecke anstarrte. „Ich habe lange überlegt, was ich sagen soll und ich habe nicht wirklich eine Antwort darauf gefunden. Du weißt ja selbst, wie schlecht ich in solchen Gefühlsdingen bin. Aber es gibt keinen anderen Weg, als ehrlich zu dir zu sein. Also, die Wahrheit ist,…“ Er stoppte kurz und seine Stimme wurde leiser. „…dass ich nicht dasselbe für dich fühle. Ich habe immer noch an der Sache mit Iruka zu knabbern und ich weiß auch nicht, ob ich mich in dich verlieben könnte, wenn das endlich vorbei ist. Vielleicht passiert es, aber ich kann und will es dir nicht versprechen…“ Für diesen schwachsinnigen Satz hätte Kakashi sich selbst ohrfeigen können. Wie konnte er so etwas nur zu Naruto sagen? Das war für ihn doch nur ein weiterer Schlag ins Gesicht. „Also...Ich mag dich wirklich sehr und möchte nicht, dass unsere Freundschaft daran zerbricht.“
Er hob seinen Arm, um Naruto den Kopf zu tätscheln, doch dieser stand auf und drehte ihm den Rücken zu. Kakashis Worte schmerzten und machten ihn so unendlich wütend. „So eine bescheuerte Ausrede. Sag doch einfach, dass ich nicht gut genug für dich bin, anstatt Iruka vorzuschieben! Und dein „vielleicht irgendwann“ kannst du stecken lassen. Das sind doch sowieso nur leere Worte!“ Er ballte die Fäuste.
„Das stimmt nicht und das weißt du selbst!“ Kakashi erhob sich ebenfalls und tat einen Schritt auf Naruto zu. Er versuchte, ihn in seine Arme zu ziehen, denn das beruhigte seinen Schüler immer. Doch dieser riss sich einfach von ihm los.
„Lass mich!“, schrie er und rannte aus dem Zimmer.
Das nächste, was Kakashi vernahm, war das Schließen der Wohnungstür. Am liebsten wäre er Naruto gefolgt, aber das hätte die ganze Situation nur noch schlimmer gemacht. Dessen war er sich sicher.
„Das hast du ja echt Klasse gemacht, Kakashi!“, tadelte er sich selbst und ließ sich auf Narutos Bett sinken. „Hoffentlich macht er keine Dummheiten. Ich könnte mir das nie verzeihen…“
Sein Blick schweifte aus dem Fenster und der Wunsch, dass dieses Gespräch nie stattgefunden hätte, kam in ihm auf.
„Es tut mir leid, Naruto…“
Ich weiß nicht, wie lange ich nun schon hier sitze. Seit du gegangen bist, habe ich nicht ein einziges Mal auf die Uhr gesehen, ja mich noch nicht einmal bewegt. Ich habe wirklich Mist gebaut, das ist mir klar. Es war keine Absicht, aber irgendwie ging es nicht anders. Ich gebe zu, dass ich nicht ganz ehrlich zu dir war. Aber hätte ich dir die ganze Wahrheit erzählt, dann wäre alles nur noch viel komplizierter geworden und das hätte es uns beiden auch nicht einfacher gemacht…
Ich höre, wie jemand den Schlüssel ins Schlüsselloch steckt und erhebe mich. Er ist also zurück.
Als Naruto die Wohnung betritt, ist er nicht allein. An seiner Seite hat er Sakura, die mich nur verständnislos ansieht.
Mein Blick wandert zu Naruto, der gerade dabei ist, ein paar Sachen zu packen.
„Bis es Naruto besser geht, wohnt er erstmal bei mir. Ich hoffe, Sie verstehen das.“
Ich nicke nur, denn sprechen kann ich gerade nicht. Es ist genau das eingetreten, vor dem ich am meisten Angst hatte. Er geht. Er lässt mich hier allein zurück und das nur, weil ich nicht die richtigen Worte gefunden habe. Nein, weil ich nicht ganz ehrlich zu ihm war. Aber was würde es nützen, wenn ich ihm jetzt die ganze Wahrheit offenbare? Es würde ja doch nichts ändern. Er würde sie für eine Lüge halten und mich noch wütender verlassen.
Als Naruto aus seinem Zimmer kommt, seufze ich und wende mich Sakura zu.
„Es tut mir leid. Bitte pass auf ihn auf.“
Meine Schülerin nickt mir zu und schließlich verlassen sie das Haus. Sie verlassen mich. Und alles nur, weil ich so dumm war.
Verloren sehe ich mich um. Ohne Naruto ist es hier viel zu ruhig. Um mich etwas abzulenken, gehe ich zum Bücherregal und hole einen Band von „Icha Icha Paradise“ heraus. Das hat bis jetzt immer meine Stimmung gehoben. Ich setze mich auf die Couch und beginne zu lesen.
Doch auch das befreit mich nicht von meinen Schuldgefühlen. Also beschließe ich, ins Bett zu gehen und hoffe, dass die Welt morgen vielleicht etwas anders aussieht.
Noch eine ganze Weile liege ich da und starre an die Zimmerdecke. Auch wenn es mir schwerfällt, ich werde warten, bis Naruto mir verziehen hat. Auch wenn das vielleicht nie passieren wird.
Irgendwann schlafe ich ein und hoffe, dass sich das alles nur als Traum herausstellen würde…
„So eine bescheuerte Ausrede. Sag doch einfach, dass ich nicht gut genug für dich bin, anstatt Iruka vorzuschieben! Und dein „vielleicht irgendwann“ kannst du stecken lassen. Das sind doch sowieso nur leere Worte!“, schreie ich Kakashi an.
„Das stimmt nicht und das weißt du selbst!“ Er zieht mich an sich, doch ich reiße mich los. Ich kann seine Nähe einfach nicht ertragen. Das nächste was ich tue, ist rennen. Ich will einfach nur noch weg von ihm. Natürlich hatte ich schon mit dieser Antwort gerechnet, aber die Art, wie er sie mir gegeben hat, verletzt mich zutiefst. Wie kann er nur so etwas zu mir sagen? „Vielleicht verliebe ich mich irgendwann in dich…“, so ein Schwachsinn! Ich will ihn nicht mehr sehen! Aber wo soll ich hin?
In diesem Moment fällt mir Sakura ein, die mir ja damals ihre Hilfe angeboten hat. Ob sie mich für eine Weile bei sich aufnehmen würde?
Überrascht öffnet sie mir die Tür.
„Naruto, wie siehst du denn aus?“, mustert sie mich erschrocken. Ich hatte die ganze Zeit über nicht gemerkt, dass ich weine.
„Komm rein…“
Wir setzen uns auf ihr Bett und eine ganze Weile schweigen wir. Irgendwann fasse ich mir endlich ein Herz und erzähle ihr alles. Dass Kakashi es doch mitbekommen hat und schließlich seine Antwort. Sie sieht mich entsetzt an und das nächste was sie tut, ist mich einfach nur in den Arm zu nehmen. Sie weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn man so verletzt wird, hatte Sasuke sie doch ständig abgewiesen.
„Wenn du möchtest, kannst du eine Weile hier wohnen. Das Gästezimmer ist noch frei und meine Eltern haben sicher nichts dagegen.“
„Danke. Ich muss nur noch ein paar Sachen holen. Würdest du vielleicht mitkommen? Ich möchte nicht mit ihm allein sein.“
Sie nickt und wir machen uns auf den Weg zu Kakashi.
Mein Herz klopft, als ich den Schlüssel in die Tür stecke. Kaum haben wir die Wohnung betreten, erblicke ich Kakashi, der vor meiner Zimmertür steht. Er kommt auf uns zu und schnell flüchte ich mich an ihm vorbei. Ich will einfach nur in mein Zimmer und meine Sachen holen.
Ich höre, wie er etwas zu Sakura sagt, ehe ich wieder zu ihr zurückgehe. Ohne ihm noch einen einzigen Blick zuzuwerfen, verlassen wir das Haus.
„Was hat er gesagt?“, ist das erste, was ich sie frage.
„Er meinte, dass ich auf dich aufpassen soll…“, entgegnet sie leise. Ich schnaube nur wütend. Als ob ihn das interessieren würde…
Als ich abends in meinem Bett liege, bekomme ich kein Auge zu. Sakura und ich haben noch eine ganze Weile geredet, jedoch geht es mir dadurch auch nicht wirklich besser.
„Weißt du, für mich hat sich das alles zwar auch sehr hart angehört, aber ich sehe da nirgendwo ein endgültiges „Nein“. Und wenn du ihn wirklich liebst, dann solltest du um ihn kämpfen. Und zwar so lange, bis er dir endgültig ins Gesicht sagt, dass es keinen Sinn hat. Warte ein bisschen ab und vielleicht hat sich bis dahin schon etwas getan. Ein bisschen Abstand wirkt manchmal echte Wunder.“
Wieder und wieder kreisen meine Gedanken um das, was Sakura vorhin zu mir gesagt hat. Ich seufze. Ob sie wohl Recht hat?
Meine Gedanken wandern zu Kakashi. Was er wohl gerade macht? Ob er an mich denkt? Ich spüre einen stechenden Schmerz in der Brust und würde am liebsten weinen. Obwohl ich so wütend auf ihn bin, fehlt er mir schrecklich. Aber ich kann nicht zurück. Jetzt noch nicht. Erst muss ich ihn irgendwie vergessen. Und wahrscheinlich hat er nach der ganzen Sache sowieso genug von mir.
Er hätte mich aufhalten können, aber er hat es nicht getan. Das zeigt ja, wie egal ich ihm bin und dass er wahrscheinlich sogar froh ist, mich los zu sein.
Ein seufzen entweicht mir und ich schließe die Augen. Schließlich gleite ich in einen unruhigen Schlaf…
„Ich bin froh, dass du endlich weg bist. Wenn ich ehrlich bin, hast du mich die ganze Zeit über nur genervt. Jetzt habe ich endlich meine Ruhe vor dir. Ich konnte dich noch nie leiden, also halt dich von mir fern!“ Wütend sieht Kakashi mich an und kommt auf mich zu.
„Aber…“ Ich kann nicht mehr ausweichen, zu schnell hat er mich gepackt und zu Boden geworfen.
„Ich habe dir gesagt, dass du verschwinden sollst! Lass mich endlich in Ruhe!“ Immer wieder tritt er auf mich ein und ich bin nicht in der Lage, mich zu bewegen. Ich öffne meinen Mund und versuche zu schreien, doch es geht nicht. Das einzige, was ich herausbekomme, sind zwei Worte.
„Warum, Kakashi…“
Erschrocken öffne ich die Augen. Ich befinde mich immer noch in Sakuras Gästezimmer. Es war also nur ein Traum…. Wie kann es auch anders sein? Kakashi würde so etwas niemals tun. Trotzdem spüre ich wieder diesen Schmerz in meiner Brust und merke, wie eine kleine Träne über meine Wange rinnt. Plötzlich schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht.
„Naruto, du bist ein Idiot…“, sage ich leise zu mir selbst.
Seit nunmehr einer Woche herrschte Funkstille zwischen Kakashi und seinem Schüler. Obwohl sie für beide unerträglich war, brachte keiner den Mut auf, den anderen um ein Gespräch zu bitten. Und so zogen die Tage dahin.
Kakashi befand sich gerade auf dem Marktplatz, als er eine bekannte Stimme vernahm. Er drehte ihr den Kopf zu und sah Sakura, die gerade ebenfalls ein paar Einkäufe erledigte.
„Hallo, Sakura.“, rief er und ging ihr entgegen. Nicht ohne Hintergedanken. Denn nur zu gern würde er wissen, wie es seinem Schützling ging.
„Hallo, Sensei.“ Sie drehte sich zu ihm und sofort wandelte sich ihr Blick von Überraschung auf Besorgnis. „Sie sehen ja gar nicht gut aus.“
„Die letzten Tage haben mich etwas mitgenommen.“ Er setzte ein Lächeln auf.
Das Mädchen senkte traurig den Blick. „Naruto geht es nicht anders. Er isst kaum und sitzt nur in seinem Zimmer. Er lässt niemanden mehr an sich heran. Ich hab es mehrfach versucht, aber keine Chance…“ Sie seufzte.
„Verstehe…“, gab Kakashi nur als Antwort. Und wieder könnte er sich für sein Verhalten Ohrfeigen. Warum hatte er ihn nur so verletzen müssen?
„Wissen Sie, anfangs war ich wütend auf sie. Aber mittlerweile kann ich euch beide verstehen. Wäre ich Naruto, dann wäre ich wohl auch erstmal auf Abstand gegangen. Und an Ihrer Stelle hätte ich auch Probleme gehabt, die richtigen Worte zu finden. Vielleicht sollten Sie nochmal mit ihm darüber sprechen."
Der Jonin nickte. „Würde ich gern, aber ich habe das Gefühl, dass er mich nach all dem nicht mehr sehen möchte. Ich war sehr hart zu ihm und wenn er mir das nicht verzeiht, dann würde ich das verstehen.“
„Geben Sie ihm Zeit. Sie wissen doch selbst, dass er nicht lange wütend auf jemanden sein kann.“
Sie lächelte und legt ein paar Äpfel in ihren Korb. „Darf ich Sie etwas Persönliches fragen?“ Verlegen sah die Kunoichi ihn an.
„Natürlich.“ Er nickte ihr zu.
„Also, es geht mich ja eigentlich nichts an, aber Naruto hat mir erzählt, was Sie gesagt haben. Und irgendwie war das ja kein endgültiges „Nein“.„ Sie stockte. Kakashi ahnte, worauf seine Schülerin hinauswollte. „Sind Sie sich in den letzten Tagen klargeworden, was sie fühlen und ob es für ihn überhaupt einen Sinn machen würde, auf Sie zu warten?“
Ja, er hatte sich die letzten Tage wirklich intensiv darüber Gedanken gemacht, wie er nun für Naruto fühlte und wie es zwischen den beiden weitergehen sollte. Und er war auch zu einem Schluss gekommen. Eigentlich war das so nicht ganz richtig. Diesen Schluss hatte er schon vor einer ganzen Weile gefasst, jedoch hatte er ihn noch nie so deutlich vor Augen gehabt, wie jetzt.
„Ja, das bin ich.“
„Dann sollten Sie wirklich mit ihm sprechen. Geben Sie ihm noch ein paar Tage und dann hat er sich hoffentlich beruhigt. Ich muss jetzt los, Naruto wartet auf mich.“ Sakura nickte ihm höflich zu und machte sich schließlich auf den Weg nach Hause. Sie beschloss, Naruto nichts von ihrem Zusammentreffen mit Kakashi zu erzählen. Das würde ihn im Moment nur wieder unnötig aufwühlen.
Den ganzen Weg über dachte der Silberhaarige über Sakuras Worte nach. Ja, er musste mit ihm reden und das am besten sofort. Aber wie sollte er das anstellen, ohne es wieder komplett zu vermasseln? Er schüttelte den Kopf und versuchte, diesen Gedanken wieder zu vertreiben. Irgendwie musste er es schaffen. Wenn er Naruto nicht ganz verlieren wollte, dann musste er einfach mit ihm reden.
Er gab sich noch eine weitere Woche Zeit, um sich vorzubereiten. Es sollte ja nicht wieder in einer Katastrophe enden.
„Naruto, ich bin wieder da!“, rief Sakura fröhlich durch die Wohnung. Und wie erwartet erhielt sie keine Antwort. Seit er bei ihr untergekommen war, hing er nur noch in seinem Zimmer und starrte vor sich hin. Jeder ihrer Versuche, ihn auf andere Gedanken zu bringen, schlug fehl. Insgeheim wünschte sie sich, dass sie ihren Sensei gebeten hätte, mitzukommen. Dann hätte er sofort alles bereinigen können. Aber das wäre, wie sie ja selbst schon festgestellt hatte, eine schlechte Idee gewesen. Wahrscheinlich hätte das eher das Gegenteil bewirkt.
Langsam näherte sie sich dem Gästezimmer und wie vermutet lag Naruto einfach nur da und starrte Löcher in die Luft.
„Naruto? Es gibt gleich was zu essen. Ramen, die magst du doch so gern.“
„Danke, aber ich hab keinen Hunger…“, entgegnete er ihr nur. Dass Naruto nun sogar schon sein Lieblingsessen ablehnte…
Sie seufzte und ging in die Küche. Vielleicht würde er ja später etwas essen.
Sie füllte eine Schale mit den fertigen Ramen und brachte sie in sein Zimmer.
„Ich stell dir dein Essen dahin.“ Sie stellte die Schale auf den Tisch und tat einen Schritt an sein Bett heran. Wie ein Häufchen Elend lag er da und blickte an die Zimmerdecke.
„Mhm…“
„Ich weiß ja, wie schlecht es dir geht und ich verstehe dich auch, aber meinst du, dass es dir irgendwie hilft, wenn die die ganze Zeit hier liegst und in Selbstmitleid ertrinkst? Glaubst du, dass es dir dadurch irgendwann besser geht? Liebeskummer ist schlimm, ja. Aber du darfst dich davon nicht fertigmachen lassen. Ich versuche mein Bestes, um dir dabei zu helfen, aber du lässt es ja gar nicht zu! Komm endlich aus dem Loch heraus, in das du dich verkrochen hast. Du wirst sehen, irgendwann ist es vorbei und dann ist alles wieder gut. Aber du musst es auch von dir aus wollen.“ Aus ihrer Stimme konnte man leichte Verzweiflung heraushören.
Sie hatte das Gefühl, dass er ihr gar nicht zuhörte. Wie immer in den letzten Tagen. Wütend schnaubte sie.
„Von mir aus, versink halt weiter in deinem Selbstmitleid. Du wirst irgendwann sehen, was du davon hast.“ Sie drehte sich um und verließ wütend sein Zimmer.
Eine ganze Weile saß sie einfach nur da und dachte nach, ehe sie auf einmal von einer Stimme aus ihren Gedanken gerissen wurde.
„Entschuldige.“
Erschrocken drehte sie sich um und erblickte Naruto, der leicht lächelnd vor ihr stand. Sie war erleichtert. Anscheinend hatte ihr Ausbruch ja doch etwas bewirkt.
„Für was?“, entgegnete sie ihm.
„Dass ich mich so unmöglich verhalten habe. Du hast ja Recht. Es ändert nichts an meiner Situation, wenn ich die ganze Zeit Trübsal blase und eigentlich ist das ja gar nicht meine Art. Mich überfordert das alles einfach. Ich habe so etwas noch nie vorher durchgemacht…“ Sein Blick senkte sich und sein Lächeln schwand. Sakura erhob sich und ging auf ihn zu. Das nächste, was der Blonde spürte, war eine Umarmung.
„Ich bin für dich da. Das weißt du doch, baka. Wir schaffen das schon.“
Eine weitere Woche verging und schließlich kam der Tag, vor dem Kakashi solche Angst hatte. Heute wollte er zu Naruto gehen und mit ihm über alles sprechen. Und dieses Mal sollte er die ganze Wahrheit erfahren.
Er ging noch einmal durch, was er ihm sagen wollte und machte sich dann auf den Weg.
Zur selben Zeit sah Naruto Fern und Sakura hing im Garten die Wäsche auf. Sie wollte gerade zurück ins Haus gehen, als sie Schritte vernahm.
„Naruto? Du hast Besuch…“
„Naruto, du hast Besuch.“
Der Blondschopf erhob sich und ging zu Sakura in den Garten. Ihm blieb fast das Herz stehen, als er den Besucher erkannte.
„Kakashi…“, entfuhr es ihm, ehe er sich selbst befahl, sich zusammenzureißen. „Was willst du?“
Die Kälte, die in der Stimme seines Schülers lag, ließ Kakashi erschaudern.
„I-Ich möchte mit dir sprechen.“
„Ich wüsste nicht worüber.“ Naruto würdigte seinen Gegenüber keines Blickes.
„Bitte, es ist wichtig. Hör mir wenigstens zu.“ Ein flehender Unterton schwang in der Stimme des Jonin mit. Dies blieb auch Naruto nicht verborgen. Kurz überlegte er, ehe er Kakashi den Rücken zuwandte.
„Du hast fünf Minuten.“
Betretenes Schweigen füllte das Wohnzimmer, in dem sich die beiden unentschlossen gegenüberstanden. Eine ganze Weile musterten sie den Boden, ehe Naruto die Stille brach.
„Also?“ Erwartend sah er seinen Sensei an, der jedoch innerlich noch damit beschäftigt war, all das zu ordnen, was er seinem Schüler mitteilen wollte. Auf keinen Fall sollte es wieder so enden wie damals.
„Also… Wie geht’s dir so?“, versuchte Kakashi das Gespräch zu beginnen, erntete dafür jedoch nur fragende Blicke des Blonden.
„Soweit ganz okay.“, raunte dieser nur. Was wollte Kakashi eigentlich? Er war doch wohl kaum gekommen, nur um sich über dessen Zustand zu erkundigen.
„Das freut mich. Und was hast du die letzten Wochen so…“
„Kakashi.“, unterbrach Naruto Kakashis verzweifelten Versuch, den wahren Grund seines Besuches zu verschleiern. „Worüber willst du mit mir reden?“
Der Jonin schluckte. Diesmal durfte er es nicht verpatzen, sonst würde es höchstwahrscheinlich zu spät sein.
„Also, ich wollte dich fragen… ob du… nicht zurückkommen möchtest…“
Ungläubig sah Naruto ihn an. Noch einmal holte Kakashi tief Luft, ehe er wieder zum Sprechen ansetzte.
„Ich vermisse dich!“
Naruto klappte fast die Kinnlade herunter. Wütend ballte er die Fäuste. „Du… Du vermisst mich? Auf einmal?“
„Ich bin mir über viele Dinge klar geworden. Vor allem, was meine Gefühle betrifft. Ich war nicht ehrlich zu dir und dafür könnte ich mich selbst ohrfeigen. Ich habe dich verletzt, nur um von meinen Gefühlen abzulenken.“
„Ich verstehe nicht, was du mir sagen willst.“
„Ich liebe dich, Naruto!“, schrie der Ältere nun förmlich. Narutos Herz stockte und ihm wurde schwindlig. Er brauchte einen Moment, um seine Fassung wiederzugewinnen.
„Damals klang das aber ganz anders.“
„Ich hatte Angst. Ich bin schon seit einer ganzen Weile in dich verliebt, hatte es jedoch immer wieder verdrängt, weil ich wusste, dass es nicht gut gehen kann. Immerhin bist du mein Schüler und wesentlich jünger als ich. Noch dazu sind Schwule hier nicht gern gesehen. Es hätte uns beiden nur Probleme eingebracht. Und das wollte ich dir nicht antun.“ Vorsichtig bewegte er sich auf seinen Schüler zu, der ihm jedoch auswich.
„Und deswegen belügst du mich? Meinst du nicht, dass wir gemeinsam einen Weg gefunden hätten? Lieber gehst du den Problemen ganz aus dem Weg?“
„Du verstehst mich nicht. Weißt du, was es für ein Gerede gibt, wenn ich als Sensei etwas mit einem meiner ehemaligen Schüler anfange und es ausgerechnet auch noch derjenige ist, um den ich mich kümmern sollte?“
Wütend funkelte Naruto ihn an. „Also ist dir dein Ansehen wichtiger als deine Gefühle?!“
„Du weißt selbst, dass sich ein Shinobi niemals von seinen Gefühlen leiten lassen darf.“ Wieder wanderte der Blick des Jonin zu Boden. Er hatte schon damit gerechnet, dass es nicht einfach werden würde.
„Verdammt, Kakashi! Das hier ist keine bescheuerte Mission!“, schrie der Blonde plötzlich los. Erschrocken zuckte Kakashi zusammen.
„Ich weiß …“, seufzte er. „Es tut mir leid, dass ich dich durch meine Selbstsucht so sehr verletzt habe.“
„Und das mit Iruka?“ So ganz konnte er seinem Sensei nicht glauben. Für ihn hörte sich das alles nach einer billigen Ausrede an und als wäre er jetzt nur zu ihm gekommen, weil er nach einem Ersatz für Iruka suchte.
„Auch das war gelogen. Es war ein verzweifelter Versuch, meine Gefühle zu dir zu verstecken. Ich redete mir ein, dass ich dich vergessen könnte, wenn ich nur jemanden hätte, der mich von ihnen ablenkt. Und da lag Iruka nun einmal am nächsten.“
Kopfschütteln musterte Naruto den Boden. „Also hättest du Iruka-sensei eiskalt ausgenutzt, nur damit es dir besser geht?“
„Mir fiel einfach keine andere Möglichkeit ein. Ich bin ein schlechter Mensch, ich weiß…“ Wieder entfuhr ihm ein Seufzen. „Ich verstehe es, wenn du mich dafür hasst, schließlich habe ich es verdient.“
Wieder durchzog ein unerträgliches Schweigen den Raum.
Nach einer gefühlten Ewigkeit brach Naruto schließlich die Stille. „Warum erzählst du mir das alles?“
"Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und mir wurde klar, dass mein Verhalten mehr als kindisch war. Wir sind beide erwachsen und müssen uns vor niemandem dafür rechtfertigen, wen wir lieben. Solange wir glücklich sind, sind alle Anderen egal. Aber das musste ich erst erkennen. Bitte komm zu mir zurück. Ich verspreche dir, dass ich alles wiedergutmachen werde.“ Er wollte seinen Schüler an sich ziehen, jedoch riss sich dieser von ihm los.
„Du kommst hierher, erzählst mir das alles und erwartest, dass sofort alles wieder gut ist?! Du hast mich wirklich verletzt. Ich brauche Zeit, um das alles zu verdauen. Ich liebe dich immer noch, aber nach alldem kann ich nicht einfach von heute auf morgen so tun, als wäre nichts gewesen.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und biss sich auf die Unterlippe.
„Ich verstehe dich vollkommen. Und ich erwarte auch nicht, dass du dich sofort entscheidest. Wenn ich ehrlich bin, wäre ich dir nicht einmal böse, wenn du mir nicht verzeihen würdest. Immerhin habe ich wirklich Mist gebaut. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich auf dich warten werde.“
Mit diesen Worten begab sich der Jonin zur Tür. Kurz drehte er sich noch einmal zu seinem Schüler, ehe er in den Garten hinaustrat und einen vollkommen fertigen Naruto zurückließ.
„Und?“ Mit großen Augen blicke ihn Sakura an.
„Ich habe ihm alles erzählt. Mehr als das konnte ich nicht tun.“, seufzte er.
„Sie haben das Richtige getan. Er wird Ihnen verzeihen, da bin ich mir sicher.“ Aufmunternd lächelte sie ihm zu.
„Danke, Sakura. Ich hoffe, du hast Recht.“
Total verwirrt saß Naruto in seinem Zimmer und starrte aus dem Fenster. Das, was er sich in den letzten Wochen mehr als alles andere gewünscht hatte, war eingetreten und doch war er nicht glücklich darüber. Zu groß war seine Enttäuschung über Kakashis Lügen. Natürlich, auf eine Art verstand er ihn, jedoch konnte und wollte er nicht verstehen, wie Kakashi Iruka mit hineinziehen und somit ihre Freundschaft so leichtfertig aufs Spiel setzen konnte. Das war nicht der Kakashi, den er kannte und so sehr liebte.
Verloren starrte er in die Abenddämmerung und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Im Moment wusste er gar nichts. Er wusste nicht einmal, ob er Kakashi jemals verzeihen konnte.
Publication Date: 11-16-2012
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