Anfang...
Die Schale zerbricht
spitze Schnäbel hacken forsch
Leben will leben.
Der Fisch
Am trüben See flüstert der Baum mir ins Ohr
Kann denn der Fisch den Angler entdecken
kann denn der Fisch sich vor dem Angelhaken verstecken
am trüben See spricht der Baum mich zaghaft an
kann denn der Fisch sein Leiden ertragen
kann denn der Fisch sein Ende erahnen
am trüben See sieht der Baum mich klagend an
kann denn der Fisch mit Stolz zurückblicken
kann denn der Fisch einen letzten Gruß verschicken
am trüben See plagt der Baum mich mit seinen Fragen
kann denn der Fisch die Welt verstehen
kann denn der Fisch sein Leben sehen
kannst Du es denn?
Der Weiher und ich
Die Sonne erwärmt mein Dasein
ich sitzend in der Natur
befreit von vielen Zwängen
nur blauer Himmel über mir.
Der Sinn der Zeit weit abgerückt
Vögel übertönen den Lärm
das Licht vertreibt Gedanken
an die dunkle Jahreszeit.
Nichts trügt die heile Welt
bis auf die Existenz des Fortschritts
welcher die Ruhe stört
und den blauen Himmel verdeckt.
Doch finde ich Trost
und bezwinge meinen Zorn
meine beflügelten Worte
hallen in Freiheit.
Plädoyer
Zu lieben, bedeutet leben
bedeutet Leben, Liebe zu leben
macht Leben leichter
komplizierter, vielfältiger und intensiver
füllt Leeren, schließt Lücken
reißt Wunden, hinterläßt Narben
verändert und formt
bringt Glück und Mut
macht Einsam, bringt Trauer
schafft Verwirrung, zeigt die Richtung
gibt Kraft, schafft Lebendigkeit
wirft Fragen auf
erschwert die Selbständigkeit
zeigt neue Ufer, steckt neue andere Grenzen
wärmt, erfüllt, erstickt und bezwingt
zu lieben
bedeutet Lebendigkeit
nicht immer einfach
aber einfach wunderschön!
Werte ohne Grenzen
Werte haben keine Grenzen
und verlieren schnell den Rahmen
Entscheidungen haben immer Konsequenzen
und debutieren in eigenen Dramen.
Hochmut kennt kein eigenes Land
und kommt immer vor dem Fall
Zeit läuft gerne mal als Sand
und überholt sich oft im Schall.
Wieviel vom Weg noch vor uns liegt
und wo er langführt ist die Frage
getrost dem was schwerer wiegt
und geworfen wird alles in die Waagschale.
Buchstabensuppe
Ein nasses Buch am Straßenrand
ich fuhr vorbei war ganz nah dran
und was darin geschrieben stand
wer es dann am Ende fand
ich weiß es nicht, es macht mich krank
Die Seiten nass, Buchstaben verschwimmen
das Grau des Himmels, läßt Zeit verrinnen
Tropfen werfen Blasen auf
und verwässern den Geschichtsverlauf
Wer warf es weg
die Seiten voll Geschichte
und ignorierte ungeschriebene Gesetze
warum fuhr ich weiter
und ließ es dort liegen
macht mich dies mitschuldig
zwingt mich dies zu dreisten Lügen
die jemand irgendwann niederschreibt
damit dieses in Erinnerung
bleibt.
Hungerndes Kind
Dünne Beine, geschwollener Bauch
Arme wie dürre Äste ohne Laub
große Augen voller Leere
leise Worte ungehört
vom heißen Wind weggeweht
Alles schon oft gesehen mit vollen Mägen
Durst gelöscht mit sauberen Nass
Gewissen beruhigt mit monetären Segen
saubergebetete Unschuldsseelen
Lachen hat es längst verlernt
alle Freude ihm genommen
Tod vor Augen macht ganz still
wiegt leicht in Mutters Armen
Gerede über Menschlichkeit
spendet Mutter keinen Trost
Heuchelei über Hilflosigkeit
holt uns zum Glück nie ein.
Wir wechseln mal wieder die Jahreszeit
Die dunkle Zeit, macht mich krank,
der Regen mischt den Zement für meine Gefühle.
Die Kälte kriecht durch unisolierte Ritzen
und nistet sich ein in vermisste Behaglichkeit.
Der kürzeste Tag rückt wie zähe Verhandlungen
um inneren Frieden nur langsam näher.
Danach geht’s wieder aufwärts,
Schritt für Schritt, ein Fuß vor dem anderen,
aber ja nichts überstürzen.
Der Winter ist noch nicht da, die Sommersonne schon vergessen,
kein Schnee bedeckt verfaulte Blätter.
Ich jammere den Frühling herbei und gehe in Selbstmitleid
dank aufblasbaren Schwimmärmeln nicht unter.
Herbst und Winter haben auch ihre hellen Momente,
nur gewinnen sie immer beim Versteckspiel.
Eins, zwei, drei, ich komme!
...und Ende
Schale geborsten
Blut modert bräunlich daher
Ende und Verfall.
Text: adrian noering
Images: adrian noering
Publication Date: 02-07-2009
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