Nun bleibt mir ja nichts, als wieder einmal wollen zu müssen, und wenn der Autor unbedingt ’zerrissen’ werden möchte, bitteschön. Also zunächst erstmal ist es bezeichnend, dass Winterschlaefer eine Grundsatzthese voranstellt, die ich so nicht teilen kann. Das Problem der Eifersucht allein sexuell zu motivieren, erscheint mir aus meiner Sicht nicht weit genug. Denn wenn man bedenkt, dass auch Kinder bereits Neid entwickeln... Show more
Nun bleibt mir ja nichts, als wieder einmal wollen zu müssen, und wenn der Autor unbedingt ’zerrissen’ werden möchte, bitteschön. Also zunächst erstmal ist es bezeichnend, dass Winterschlaefer eine Grundsatzthese voranstellt, die ich so nicht teilen kann. Das Problem der Eifersucht allein sexuell zu motivieren, erscheint mir aus meiner Sicht nicht weit genug. Denn wenn man bedenkt, dass auch Kinder bereits Neid entwickeln können, sei es nur auf ein Spielzeug, oder in der Fauna ein Löwe seine Beute gegen einen Rivalen verteidigt, tangiert das für meine Begriff schon dieses Problem. Könnte man nicht vielmehr die Lösung durch eine linguistische Analyse vorantreiben? Wenn man etwas mit ’Eifer sucht’, könnte man doch von einem unbewusst zwanghaften Verhalten sprechen, dass einem unbedingten (unbefriedigten) Willen entspringt? Das würde in der Konsequenz bedeuten, dass eifersüchtige Verhalten oder sogenannten Kleinmut nichts anderes als eine fundamentale Kraft der Psyche in unseren zwischenmenschlichen Beziehung konkludiert, und diese mehr oder weniger unbewusst steuert. Gleich der Gravitation in der unbelebten Natur, ist es wohl die Eifersucht und mit ihr alle angrenzenden Erscheinungen, die unser Handeln fehlbar, zielgerichtet und doch unberechenbar macht. Ein Leben ohne sie wäre reizlos. Gleichmut und Interessenlosigkeit wären die Folge und somit die Quelle jeder Inspiration verloren. Vielleicht könnte man sogar sagen, dass ein Mensch um so begabter ist, je eifersüchtiger er sich zeigt? Das ist natürlich Unsinn und hier nur mal als kleine Spitze angestellt. Auf alle Fälle steht außer Zweifel, dass Eifersicht als eines der tiefsten, emotionalsten Gefühle eine ganze wesentliche Triebkraft unserer Motivation bleibt, und ganz gleich, ob man sich dazu bekennt oder nicht, ist jeder von uns davon befangen, beginnend schon beim Ehrgeiz, und wer hat den nicht? Sie trägt weiterhin dazu bei, unsere ’Güte’, die einen vernunftbegabten Menschen auszeichnet, weitgehend zu relativieren, namentlich dahingehend, dass wir das absolut Gute niemals erreichen können. Gott sei dank, muss man sagen, denn dieses summun bonum, bedeutete ja ansonsten die finale Befriedung allen Wollen, die ultimative Katastrophe, denn das wäre das Ende aller Entwicklung. Ich hoffe, lieber Winterschlaefer, du bist jetzt nicht eifersüchtig auf mich? Dennoch für deine anregenden Gedanken volle Punktzahl …