- Du beginnst ohne Exposition. Viele hier tun das, ich kritisiere es stets. Immerhin wird der Kontext später aufgeklärt. Dennoch ist zunächst irritierend, wie eine der beiden Hauptpersonen vorgestellt wird. Selbst den Namen erfährt man erst nach vielen Personalpronomen. Der Prolog ist bewußt unklar gehalten; wohl um Spannung zu erzeugen. Persönlich bin ich allerdings mehr für "Spannung durch Handlung" als "Spannung durch... Show more
- Du beginnst ohne Exposition. Viele hier tun das, ich kritisiere es stets. Immerhin wird der Kontext später aufgeklärt. Dennoch ist zunächst irritierend, wie eine der beiden Hauptpersonen vorgestellt wird. Selbst den Namen erfährt man erst nach vielen Personalpronomen. Der Prolog ist bewußt unklar gehalten; wohl um Spannung zu erzeugen. Persönlich bin ich allerdings mehr für "Spannung durch Handlung" als "Spannung durch Unwissenheit".
- Eine denkwürdige Merkwürdigkeit finden wir auf Seite 7: "Langsam verzog der Bewußtlose das Gesicht und blinzelte." Nein, so nicht. Entweder erwacht er gerade aus seiner Bewußtlosigkeit, dann darf er blinzeln, oder er ist bewußtlos, dann rührt er sich aber auch nicht. Stelle deutlicher dar, was Du mit diesem Satz meinst.
- Der dunkle Held: meines Erachtens hätte es genügt, den Heiler zu betäuben. Die Tötung wirft ein schlechtes Licht auf Aris; schließlich ist es nicht der Heiler, der ihn gefangen hat. Einen Mann umzubringen, der einem gerade noch das Leben gerettet hat, ist bei aller Würdigung der Umstände moralisch unverzeihlich. Es mag sein, daß die geschilderte Welt hart ist, aber der Leser urteilt nach den Maßstäben seiner Welt. Und da ist es literarische Tradition, daß der Held keine (vermeidbaren) Morde begeht.
- Die Söldner werden wesentlich detaillierter und vielschichtiger dargestellt als die Elfen.
- Sklaverei bei Elfen? Fragwürdig. Die Elfen, ein junges Volk? Revolutionär! Du hast Dir also ein eigenes Elfenkonzept ausgedacht. Es widerspricht zwar in vielen Belangen der klassischen Meinung, ist aber immerhin schlüssig. Dir muß klar sein, daß sich etliche Leser dennoch damit nicht anfreunden werden.
- Es wird noch nicht klar, welchen Bezug die Story zum Titel hat.
- Der Stil ist sehr flüssig und sprachlich angemessen. Details, Schilderungen und Kontext sind nicht nur hinreichend, sondern gut, sobald die Geschichte ins Rollen gekommen ist.
- Die Kampfszenen sind kurz aber glaubwürdig beschrieben. Keine spektakulären Unmöglichkeiten, kein Schwelgen im Blut, sondern plausible Abläufe.
- Die Hauptfiguren und das nähere Umfeld sind plastisch gezeichnet, manche Nebenfiguren (Söldner) kommen etwas kurz.
- Namen für Personen und Orte sind gut gewählt; die Mischung aus "altdeutsch" und Fantasy unterstreicht die Glaubhaftigkeit.
- Achte im weiteren Verlauf der Story auf den Schwerpunkt: willst Du eine Liebesgeschichte im Fantasysetting mit ein paar Actioneinlagen schreiben oder eine Fantasygeschichte im Söldnermilieu, bei der sich zwischen den Hauptpersonen eine Beziehung entspinnt? Noch ist letzteres der Fall (was ich für besser halte). Frag Dich selbst: was ist die Hauptsache, was ist Beiwerk?
- Manche Ausdrücke und Kenntnisse der Figuren sind relativ nah an modernen Standards; zwar noch tolerierbar, aber mit ein wenig Sorgfalt kann man es noch "mittelalterlicher" anlegen.
Insgesamt eine sehr lesbare Geschichte, allerdings auch ohne nennenswerte Überraschungen, Wendungen oder ein fesselndes phantastisches Element. Als Erstling jedoch ein solider Einstieg.