Eine sehr gefühlvolle und traurige Geschichte, die es wirklich verdient, geschrieben zu werden, aber ein Herz kann sie mir beim besten Willen nicht abbringen.
Markus wirkt immer völlig teilnahmslos, als wenn er nur ein stummer Beobachter und nicht die Hauptperson wäre. Seine Gefühle kommen beim Leser zwar auf jeder Seite an, sind verlaufen aber immer sehr flach und oberflächig, an manchen Stellen hätte ich gerne mehr über... Show more
Eine sehr gefühlvolle und traurige Geschichte, die es wirklich verdient, geschrieben zu werden, aber ein Herz kann sie mir beim besten Willen nicht abbringen.
Markus wirkt immer völlig teilnahmslos, als wenn er nur ein stummer Beobachter und nicht die Hauptperson wäre. Seine Gefühle kommen beim Leser zwar auf jeder Seite an, sind verlaufen aber immer sehr flach und oberflächig, an manchen Stellen hätte ich gerne mehr über seine Gedankengänge gewusst. Es fehlt die Einfühlung in seine Situation, in seine Gefühle, die psychologische Tiefe, das Buch liest sich eher wie ein Zeitungsbericht. Auch wenn es nur die Tatsachen wiedergibt, wie aus dem Klapptext zu entnehmen ist, braucht es manchmal wirlich Konzentration, um sich seine Lage vor Augen führen zu können.
Auch die Charaktere rund um Markus sind zwar sehr ausführlich beschrieben, entwickeln aber kein Eigenleben, sondern wirken wie Maschinen, die auf einen bestimmten Lebensweg eingestellt sind.
Und noch ein ganz wichtiges Thema: Du musst wirklich mehr Absätze lassen! Oder Kapitel einfügen. Da sich niemand einen 300-seitigen Roman im Rutsch durchlesen kann, brauchen Leser mindestens Absätze, um die Handlung sortieren und verarbeiten zu können. Man erkennt: Das war eine Szene, nun kommt die Nächste. Das steigert auch die Spannung für das, was nachher kommen wird.
Nun zum Positiven: Die Themen der Geschichte sind sehr gut angesprochen, sodass der Leser sich auch wirklich Gedanken darüber macht. Ist es richtig, Kinder zu benachteiligen, nur weil sie im Heim leben? Ist es richtig, Liebe zu verbieten, auch wenn sie unter gleichen Geschlechtern zu finden ist? All das regt zum Nachdenken an und erwirkt Mitleid mit Markus, der sich gar nicht zu wehren weiß und auch mit seinen Leidensgenossen, die noch immer unter uns leben. Das ist ein Thema, das oft totgeschwiegen wird, aber sehr wichtig für unsere Gesellschaft ist. Dein Buch möchte Leser aufwecken, aber dafür fehlt wirklich die Spannung.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen. Auch wenn ich mich nicht zu einem Herzchen durchringen kann: In dir steckt noch ausbaufähiges Talent. Auch mir fällt es nicht immer leicht, die richtigen Wörter zu finden, aber das kann man üben. Vielleicht sieht das nächste Buch noch ganz anders aus...
Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Zauberwald.