Zuerst: Paradiesesjungfrau? Paradiesjungfrau, ja, aber das zweite "es" ist mir zuviel. Suchmaschinen nennen das Buch als die primäre Quelle des Wortes, wenn es auch in der Lyrik sehr rare Verwendungen davon gibt. Eigenwillig.
Dann die Ankündigung: "Ein ernstes, hochaktuelles Thema, heiter und vergnüglich präsentiert!"??? Die ganze Ehrenmord-Thematik ist grausam, bitter und deprimierend. Eine "heitere und vergnügliche"... Show more
Zuerst: Paradiesesjungfrau? Paradiesjungfrau, ja, aber das zweite "es" ist mir zuviel. Suchmaschinen nennen das Buch als die primäre Quelle des Wortes, wenn es auch in der Lyrik sehr rare Verwendungen davon gibt. Eigenwillig.
Dann die Ankündigung: "Ein ernstes, hochaktuelles Thema, heiter und vergnüglich präsentiert!"??? Die ganze Ehrenmord-Thematik ist grausam, bitter und deprimierend. Eine "heitere und vergnügliche" Beschäftigung damit kommt mir in hohem Maße unangemessen und unsensibel vor.
Wie immer verstreust der Autor beiläufig Bildung und gehobenen Erzählstil. Dieses große Potenzial würde mich jedoch mehr beeindrucken, wenn sich die Handlung nicht überwiegend in Bettlaken abspielen würde. Aber es gibt sicher Leser:innen, die das schätzen.
Was ich nicht schätze, ist die Reaktion des Protagonisten auf den Tod seiner angeblich so großen Liebe. Sie fällt verblüffend gering aus, und zudem vergnügt er sich gleich mit zwei fremden Frauen in den erwähnten Laken. Und der Umstand, daß die Geliebte mit ihm verwandt ist, ist gerade mal einen Satz wert. Wenn man das nicht irgendwie dramatisch nutzen will, wieso dann überhaupt einbauen? Es macht die Story weder glaubwürdiger noch nachvollziehbarer.
Der Autor kann geschliffen und flüssig erzählen, aber ich finde den Ansatz letztlich undifferenziert und geschmacklos. Vielleicht ist es Islamkritik. Vielleicht ist es eine Fantasygeschichte, die einen traurigen Aufhänger hat. Das Genre lautet auf dem Cover Fantasy, in der Beschreibung auf der Plattform Leserkanone jedoch Satire.
Mir behagt beides nicht, weil sich mir dennoch der Eindruck aufdrängt, das entsetzliche Kernthema werde hier lediglich ausgeschlachtet. Folgt man dem Klappentext, ist das Hauptproblem, das sich aus der Handlung ergibt, nicht der Umstand, daß Frauen aufgrund ihrer Überzeugungen umgebracht werden, sondern daß Markus hinterher mit zwei Geliebten dasteht. Oh ja. Wie furchtbar.
Diese leichtfertige Behandlung realer Schicksale kann ich nicht gutheissen.
Herzlichen Dank für Lob und Preis! Ich habe mich sehr gefreut.
LG Karl