Ein erschöpfendes Buch, worüber zu debattieren ausufern könnte. Mit vielem kann man mitgehen, mit ebenso vielem nicht, das mag dem Leser freigestellt bleiben, womit ich gleich beim Thema bin. Bei allem, was ich gelesen habe und was mir auch plausibel erscheint, ebenso dem, was ich probematisch finde, gibt es dennoch etwas ganz Allgemeines, was sich im Grunde genommen ablehne, weil es sich wider aller Philosophie erhebt, ja... Show more
Ein erschöpfendes Buch, worüber zu debattieren ausufern könnte. Mit vielem kann man mitgehen, mit ebenso vielem nicht, das mag dem Leser freigestellt bleiben, womit ich gleich beim Thema bin. Bei allem, was ich gelesen habe und was mir auch plausibel erscheint, ebenso dem, was ich probematisch finde, gibt es dennoch etwas ganz Allgemeines, was sich im Grunde genommen ablehne, weil es sich wider aller Philosophie erhebt, ja geradezu gegen sie rebelliert. Philosophische Denkweisen reflektieren bekanntlich immer ganz bestimmte Anschauungsrichtungen des Geistes, und man sollte niemals den Anspruch erheben, eine bestimmte als alleiniges Nonplusultra alle Weisheit zu stilisieren. Das wäre schon ein Widerspruch in sich, da die Erkenntnis bekanntlich als Prozess nichts Abgeschlossenes darstellt, sondern vielmehr etwas in Bewegung begriffenes. So gesehen sollten sich die jeweiligen Richtungen vielmehr ergänzen und im gegenseitigen Dissens weiter vorantreiben – vielleicht, weil die Wahrheit, so fern es diese überhaupt gibt -, stets immer irgendwo in der Mitte liegt. Man stelle sich im Umkehrschluss nur vor, es gäbe sie, die allein selig machende Weisheit. Das wäre ja katastrophal, bedeutete Stillstand und Ende jeder Erkenntnis ...
Warum schreibe ich das? Ganz einfach, weil ich an einigen Stellen den Eindruck gewinnen, dass du gerade dieses Anliegen unterlaufen willst, indem du den Leser, der evtl. anderer Meinung ist, dazu bringen willst, seine Meinung zu ’überdenken’. Und wenn er sie dann überdacht hat und es keinerlei Einsprüche mehr gibt, ist ja alles Friede, Freude, Eierkuchen. Ich frage mich, was dann? Wäre es nicht besser, du stelltest deine Ansichten zur Disposition, stellst sie von mir aus selbst in Frage, um im Umkehrschluss durch einen konträren Diskurs wieder zu ihr zurückzufinden und somit gestärkt mit neuen Argumenten hervorzugehen? Sollte dir das gelingen, kannst du zumindest behaupten, für einen gewissen Zeitraum – d.h. so lange kein anderes Argument deine eigenen widerlegen – eine relative Weisheit gefunden zu haben. So wäre mir das alles viel angenehmer als eine von vornherein als ’richtig’ postulierte Ansicht. Denn bei aller Logik, die du in den einzelnen Punkten anführst und zweifellos nicht von der Hand zu weisen sind, gibt es immer wieder Aspekte die Gegenteiliges begründen und so gesehen auch niemals völlig zu entkräften sind. Sie schreien förmlich nach einem Dissens. Ihn abzuwürgen, wäre fatal, weil gerade darin der Reiz der Auseinandersetzungen liegt. :D
Zu einem anderen Punkt kurz noch: Mathematik ist m.E. eine Disziplin der Logik und somit des Geistes, deren Inhalte universell anwendbar sind. Sie aus der zeitlichen Abfolge (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) herauszuheben, halte ich für problematisch, weil sie im Grunde nichts anderes als kausale Zusammenhänge beschreiben, wovon die Welt durchdrungen ist. Und Kausalität wiederum ist sehr wohl zeitlich gebunden. So gesehen könnte man Mathematik als logische Analyse der Geschehnissen im Rahmen ihres Seins, also in ihrer Bewegung begreifen, welche sich vermittels ihrer Hilfe herleiten, interpretieren und nachvollziehen lassen nur mit der Besonderheit, dass sie Zustände eben ’punktuell’ beschreiben ... aber vielleicht komme ich jetzt etwas durcheinander, war leider selbst nur ein miserabler Mathematiker ... also sind ein paar Denkfehler schon mal erlaubt ... :-P