Sylvia hat als Malerin die Möglichkeit, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, das auf die Leinwand zu ziehen, was in den Tiefen ihrer Seele schlummert. Aber soll sie es aufwecken? Wie bei einem Fischzug weiß man nicht so ganz genau, was da in dem Schleppnetz ist; was schleppt sie mit sich? Lockt Befreiung von Traumata-Last? Oder bürdet sie sich neue Traumata auf, kommen die hinzu zu der mysteriösen Schuld? Man fühlt... Show more
Sylvia hat als Malerin die Möglichkeit, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, das auf die Leinwand zu ziehen, was in den Tiefen ihrer Seele schlummert. Aber soll sie es aufwecken? Wie bei einem Fischzug weiß man nicht so ganz genau, was da in dem Schleppnetz ist; was schleppt sie mit sich? Lockt Befreiung von Traumata-Last? Oder bürdet sie sich neue Traumata auf, kommen die hinzu zu der mysteriösen Schuld? Man fühlt sich erinnert an 'Der alte Mann und das Meer'. Durch die Umstände genötigt, nach etwas zu fischen, was man lieber dort ließe.
Das Naheliegende wäre es, einfach ihre Nachbarn zu befragen, die Zeitzeugen: Was ist damals geschehen?
Es scheint, als genieße sie es, um den Ort des Geschehens, um das Ereignis selber zu kreisen, als ob dessen Nähe ihr Befriedigung böte. Ereignishorizont eines Schwarzen Loches. Dauert eine Ewigkeit, voranzukommen, womöglich eine neue Dimension zu entdecken. Als Malerin zelebriert sie das, es fasziniert sie. Faszinations-Objekt kann auch was Schauderhaftes sein: das Abstoßende als was Anziehendes erleben. So wird sie zum Spielball eines Manipulateurs. Man muss schon hinter die eigenen Kulissen schauen können, um zu begreifen, welches Spiel das Bewusstsein da fabriziert.
Das ist die Hoffnung: Dass allem irrationalen Verhalten eine Primär-Ursache zugrunde liegt, zu ihr vorzustoßen, das Rätsel zu entschleiern. Auch ein Schleier liegt über der Menschwerdung. Die Wissenschaft hat es mit dem bewussten Areal zu tun, die ganze Welt als Abbild des Bewusstseins; was ist für uns nicht erkennbar? Wie überreden wir die Traumata-Wächter, uns Einlass zu gewähren? So wie der Cherubim Wache hält vor dem Paradies. Vielleicht vermag das Bewusstsein die Hölle ins Paradies zu verwandeln; Hölle nur solange Hölle, bis das Bewusstsein dort seinen Auftritt hat? Heilung durch Erkenntnis.
Sylvias Vater ist bereit, für seine Tochter alles zu riskieren, auf die Gefahr hin, eine neue Hölle zu kreieren, will er ihr den Weg freimachen in ihre Gedanken-Hölle - als Kriegerin soll sie dort erscheinen und sich ihren Walhalla-Platz verdienen. Ruhmreich sein und mit den eigenen Dämonen sich anlegen; dazu muss sie diese erst mal sichtbar machen; kämpft sich leichter; bisher war es für sie eher Schattenboxen.
Man könnte seine Methode als unehrlich bezeichnen: Aber der ehrliche Weg scheint ihm verbaut.
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Vielen Dank für die Rezension, Moni. Der Vergleich mit Hitchcock fehlte mir noch in der Sammlung. Da liegt die Latte fürs nächste Buch ja mächtig hoch. : D