BookRix

Berichte aus erster Hand immer wieder. Im Westen hatten wir ja nur durch Medien und Politik gefärbte 'Westpropaganda' - so empfanden es viele - gehört und gelesen. Nachträglich ist es mir immer noch unverständlich, was aus einer doch urprünglich gut gemeinten Gesellschaftsordnung geworden ist. Aber eines ist in allen Gesellschaften gleich: der Dreiklang aus Militär, Machotum und Saufen.
Und die Frauen/Familien müssen es ausbaden.

dessen Ausdruck die Geschichte einläutet, die hinter ihm steckt. Wie konnte eine so aufgeweckte, sprachwendige (und wie ich finde hübsche) Frau wie die Ich-Erzählerin so kompromissbereit sein? Frage eines Mannes, der sich offenbar nicht der Verantwortung einer Mutter für ihre Kinder bewusst ist. Und der die DDR nicht gelebt hat. Es ist der erste Teil dieser Lebensberichte, den ich lese. Und ich weiss, dass die Wende kommen wird, die des Mauerfalls und die der Ich-Erzählerin. Denn zu viel habe ich inzwischen gelesen von ihr, als dass ich glauben könnte, es würde alles so trostlos weitergehen.
LG
Lothar

immer mehr Mosaikteilchen finden sich, die mein Bild vervollständigen, von dem Leben,deinem Leben in den verschiedenen Gesellschaftssystemen, unter unterschiedlichen privaten und gesellschaftlichen Bedingungen. Eines mag das andere bedingen. Die persönliche Befindlichkeit, Meinungen und Handlungen können sicher nicht losgelöst von den vorherrschenden gesellschaftlichen Strukturen gesehen werden. Dementsprechend finde ich es gut und wichtig, dass du hier beides verknüpft hast. Deine Familie - eingebunden in das politische System, sicher doppelt schwierig durch die berufliche Laufbahn deines damaligen Mannes und deine Tätigkeit. Das Spannungsfeld ist deutlich. Den Eindruck, den ich als Leser bekomme, ist das funktionieren Müssen und die Anpassung. Sicher war es wünschenswert, dass die Familie der Reproduktion der sozialistischen Gesellschaft diente. Als "brave" Hausfrau und Mutter hast du dem zwar Rechnung getragen, jedoch waren die unterschiedlichen Anschauungen von dir und deinem Mann nicht dazu angetan, diesem Idealbild zu entsprechen. Da musstest du noch nicht einmal den Mund aufmachen. Unterschwellig ist das spürbar. Familie war nun mal eine Institution, die Aufgaben zu erfüllen hatte. Wenn man in diesem Bewusstsein aufgewachsen ist, prägt das mit Sicherheit.. Vielleicht mag das auch dazu beigetragen haben,gewisse Entscheidungen zu treffen oder eben nicht oder sehr spät.
Allerdings meine ich, dass vor diesem Hintergrund hier eine sehr persönliche Geschichte abläuft, deren Anfang und Fortgang natürlich auch in den Charakteren und der sehr individuellen Entwicklung zu finden sind. So durchdringen sich diese Teilaspekte immer wieder. Das ist natürlich in jeder Gesellschaft der Fall.
Beim Lesen musste ich einige Male schlucken, hatte ein beklemmendes Gefühl. Einen Mann zu wählen,zu heiraten, damit die Kinder einen Vater und man selbst eine Familie hat, das klingt hart. Man mag es kaum glauben, aber es ist verständlich. Was mag dahinter stecken? Ängste? Die Furcht, es allein nicht zu schaffen? Dem gewünschten Bild der Gesellschaft nicht zu genügen? Oder die Überzeugung, Kinder müssten einen Vater haben? Das wirst letztlich nur du beantworten können, obwohl ich glaube, dass man selbst auch nicht immer all seine Motive durchdringen kann. Zu viel liegt verborgen im Unterbewusstsein.
Was mich sehr betrübt sind die leise anklingenden Zweifel, inwieweit du nicht doch eine Mitschuld haben könntest, dass dein Mann getrunken hat. Immer wieder tauchen diesbezügliche Fragen auf. Natürlich beeinflussen sich zwei Menschen, die so eng zusammen in einer - wie auch immer gearteten Gemeinschaft - leben. Schlimm ist die Sprachlosigkeit, die geherrscht hat. Vieles hätte vielleicht der Klärung bedurft, eine Ehrlichkeit der Gefühle, der Wünsche, der Bedürftigkeit. Da dies nicht stattfand, bewegte sich die Ehe wohl auch nicht auf einer realen Beziehungsebene. Hier von irgendeiner Schuld zu reden, wäre absurd. Es sind einfach Mechanismen, die sich zum Teil verselbständigt haben. Im Nachhinein hätte es sicher Alternativen gegeben, in der Situation wohl kaum.
Ich weiß und kann es wunderbar nachvollziehen, dass man dies sehr lange aushalten kann, vertuscht, überdeckt,Ausreden vor sich selber erfindet. Du sagst an einer Stelle, dass es dir selbst nicht ganz klar ist, warum du deinem Leben nicht viel früher eine andere Richtung gegeben hast. Das frage ich mich auch, bis heute.
Bei aller Nüchternheit der Schilderung,finde ich hier doch sehr viele Momente, die die Gefühlsebene widerspiegeln. Leere, Hoffnungslosigkeit, eine desolate Gemütsverfassung, unbefriedigt, allein, ja allein.
Dann die Krankheit. Ich spürte diesen Punkt schon in einigen deiner Texte durch Erwähnungen am Rande. Hier begegnet mir nun die Realität sehr explizit. Mit großer Offenheit schilderst du deine Gefühle, bekennst dich zu deiner Angst, dennoch scheint es mit wie eine Randerscheinung. Ich fühle mich dir - nicht nur in diesem Punkt, aber hier ganz besonders nah.
Einmal mehr sehe ich, welch Kämpfernatur in dir steckt. Nach all dem (und es war eine ganze Menge in seiner Gesamtheit) noch so bei sich zu sein...Hut ab.
Ein wenig versöhnlich stimmt mich die Tatsache, dass du dein kleines Glück gefunden hast (es ist dir so sehr von Herzen gegönnt!), dass du lebst nach deinen Vorstellungen (endlich!), dass du dich entwickelst, vor allem in deiner Kunst, aber auch durch deine unermüdlichen Fragestellungen und dem Suchen nach Antworten.
Einen lieben Gruß
Enya

sehr nah - ich will hier jetzt nicht ausführen warum - und ich kann Dir nur wünschen, dass Du irgendwann Dich wieder für das Leben hast entscheiden können! Damals hast Du sicherlich Dahlke nicht gelesen, wie denn auch - aber der hat mir oft genug den Spiegel vors Gesicht gehalten. gitta

Liebe Helga,

die Leser vor mich sagten bereits alles. Was sollte ich also noch hinzufügen?
Ohne auf den Inhalt deiner eindrucksvoll verfassten Lebensgeschichte noch weiter einzugehen, möchte ich deinen lockeren, sprachlich gewandten Schreibstil loben.Es macht Freude, so etwas Lebendiges zu lesen.

Mach weiter so!
Gruß von Claus
https://www.chsautor.de

ein Leben vom Leben geschrieben ... und das in großer Offenheit.
Ich kann es verstehen, vielleicht, weil in meinem Leben auch immer Entscheidungen von mir getroffen wurden, von denen man sagt, sie würden so nicht zu mir passen.
Nach dem Warum zu fragen lohnt nicht, denn damals waren es die richtigen.

Schön, dass einige es gelesen haben...

an dieser Stelle möchte ich mich dafür herzlich bedanken.

Ich verstehe es aus heutiger Sicht auch nicht, wieso ich mein Leben nicht in eine andere Richtung gelenkt habe. Es ist wohl mein schwerfälliges Wesen, vielleicht auch eine gewisse Ängstlichkeit vor dem Risiko einer Fehlentscheidung, vielleicht waren es die Kinder, die mich bewogen haben zu verharren. Das ist dumm. Heute habe ich eine völlig andere Haltung.

Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind sicher nicht für jeden von Interesse aber mir war es wichtig, sie einzubeziehen in das Persönliche, haben sie doch auch prägende Verhaltensweisen hervorgerufen, die ich an dieser Stelle aber nicht bewerten möchte, es würde zu weit führen. Es gibt andere Bücher, in denen ich ausführliche Stellungnahmen gebe.
Es freut mich allerdings immer, wenn der eine oder andere auch diesen Bereich interessiert lesen kann.
Eine andere Frage wäre, wie geht man mit Krankheiten um? Mit eigenen und mit denselben von anderen Menschen? Was leistet das Gesundheitssystem damals und was geschieht heute?
Meine autobiografischen Aufzeichnungen, deren literarischen Wert ich nicht beurteilen kann und will, sollen immer mehr als nur ein privates Schicksal (ich mag den Begriff eher nicht)vorstellen. Ich sehe die gesellschaftliche Situation immer damit verbunden, weil auch die Entwicklung der Persönlichkeit gerade vor diesem Hintergrund intensiv und lang anhaltend passiert. Ich glaube heute davon profitieren zu können...aber die Zeiträume sind sehr groß. Man brauchte in der Tat viel Duchhaltevermögen.

zu "unserer" Helga! Natürlich, der Kampfwille und die Energie und das Durchhaltevermögen, das passt, aber dass Du solange diesen Mann ertragen hast, das passt doch nicht zu dir!
Eine harte Zeit für dich!
Ich bin so froh, dass Du doch noch dein Glück gefunden hast!
LG, Gabi.

Meine Hochachtung für deinen Mut, uns deine Erfahrungen mitzuteilen und für deine Stärke, dich auch nach schweren Schicksalschlägen wieder aufzurichten und weiter zu kämpfen. Das Kampfthema ist bei diesem Ausschnitt deines Lebens dominant. Es sieht für mich so aus, als ob du in jener Zeit an zu vielen Fronten kämpfen musstest. Dabei hast du anscheinend keine oder nur sehr wenig Unterstützung erhalten. Interessant an deiner berührenden Lebensgeschichte war für mich u.a. der Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse der ehemaligen DDR. Dabei fällt mir das strenge Reglement auf, nach dem sich die Menschen richten mussten. In deinem Fall noch verstärkt durch die Ehe mit einem Berufssoldaten. Ich bin sehr froh, dass du allem lebend entkommen bist. Abschließend wünsche ich dir von Herzen, dass du dein heutiges Dasein in vollen Zügen genießen kannst.
Herzliche Grüße
Wani

das einen Menschen vernichten kann. Du aber hast es aufrecht und mit unendlicher Geduld durchgestanden. Für Deine Zukunft wünsche ich Dir nun vor Allem Gesundheit und gute Freunde.
Liebe Grüße!
anton.