dessen These postuliert, dass es maßgeblich nur auf das Gefühl des Schreibers ankommt?
Dies impliziert, dass Kritik weder erbeten ist noch auf fruchtbaren Boden fallen wird.
Da aber Kritik doch erbeten ist, bitte:
Das zweite Kapitel enthält - bei allen Schwächen die es vom ersten geerbt hat und weiterführt - die Betonung des eignen Gefühls und das Hintanstellen von Technik - hier und dort doch den einen brauchbaren Tip.
Insgesamt... Show more
dessen These postuliert, dass es maßgeblich nur auf das Gefühl des Schreibers ankommt?
Dies impliziert, dass Kritik weder erbeten ist noch auf fruchtbaren Boden fallen wird.
Da aber Kritik doch erbeten ist, bitte:
Das zweite Kapitel enthält - bei allen Schwächen die es vom ersten geerbt hat und weiterführt - die Betonung des eignen Gefühls und das Hintanstellen von Technik - hier und dort doch den einen brauchbaren Tip.
Insgesamt ist auch das zweite Kapitel sehr wenig substanziell und kaum hilfreich - vom ermunternden Effekt einmal abgesehen.
Das Hauptproblem dieses Konzeptes ist, dass so nur sehr selbstkritische Schreiberlinge gute Texte verfassen können. Wer vorschnell zufrieden ist, kann dies nicht. Er wird sich an seine schiefen Bilder gewöhnen und sich am Ende in seine krude Sprachschöpfung verlieben. Liebe aber macht auch in diesem Fall blind und verstellt den Blick auf Wege zur Verbesserung des Textes.
Diese Selbstverliebtheit in die eigenen krude Schreibe wäre gar nicht schlimm, es soll ja jeder dürfen, wie er mag. Schlimm wird es nur dann, wenn man versucht ein solches Opus anderen Lesern näher zu bringen. Die Leser wenden sich dann oft zurecht mit Grausen ab und schütteln den Kopf. Daraufhin gibt es beim Schreiber zwei Reaktionen, beide gleichermaßen unschön: Der Schreiberling gibt frustriert auf. Schade! Oder der Schreiberling erklärt alle Kritiker für Ignoranten und verweigert sich jeder kritischen Auseinandersetzung. Bei solcher Haltung verliert man das Vergnügen am Kritisieren.
Darum halte ich wenig von der These: Wichtig ist vor allem, dass der Schreiber ein gutes Gefühl hat. Das gute Gefühl beim Schreiben ist ja sicher nicht ganz unwichtig. Aber wenn man erzählerisch schreibt, Geschichten also, dann immer mit der Absicht, einem Leser etwas mitzuteilen.
Schreiben ist ein Akt der Kommunikation: Der Gedanke des Autors muss so in einen Text verwandelt werden, dass der Leser diesen Gedanken ohne Defekte und ohne störende Assotiationen beim Lesen wiederfinden kann. Wichtig ist darum vor allem die Verständlichkeit eines Textes: Dass der Leser wiederfindet, was der Autor mitzuteilen beabsichtigte.
DAS ist in meinen Augen viel wichtiger als die Zufriedenheit des Autors. Genauer: Erst wenn das erreicht ist, darf der Autor in meinen Augen sich erlauben, zufrieden zu sein.
Dein Unternehmen, einen Schreibführer zu schaffen, der Mut macht, ist grundsätzlich gut. Nur fürchte ich, taugt deine Grundthese dazu nicht wirklich. Zumindest nicht, solange Du den Fokus der Zufriedenheit nicht auf die Leser legst und den Bereich des handwerklichen Schreibens beinahe komplett links liegen lässt.
Schöne Grüße,
Alexander