Zunächst habe ich an Deiner Identität gezweifelt. Drei Bücher unter drei Namen zu schreiben, ist ungewöhnlich. Ein Buch, das in seinen Details an "Pan's Labyrinth" erinnert, unter dem Titel eines bekannten Computerspiels herauszubringen, ist auch ungewöhnlich. Und daß Du erst vierzehn bist und dennoch schon in weiten Strecken mit der Reichhaltigkeit und Sicherheit einer einige Jahre älteren Autorin schreibst, ist...... Show more
Zunächst habe ich an Deiner Identität gezweifelt. Drei Bücher unter drei Namen zu schreiben, ist ungewöhnlich. Ein Buch, das in seinen Details an "Pan's Labyrinth" erinnert, unter dem Titel eines bekannten Computerspiels herauszubringen, ist auch ungewöhnlich. Und daß Du erst vierzehn bist und dennoch schon in weiten Strecken mit der Reichhaltigkeit und Sicherheit einer einige Jahre älteren Autorin schreibst, ist... vermutlich Talent.
Das Grundkonzept - junge Protagonistin gerät unfreiwillig in eine Fantasiewelt - existiert zwar mindestens seit "Alice im Wunderland", und ein Spiegel ist auch nicht zum ersten Mal das Mittel des Übergangs, aber Du hast eine angemessene Exposition entworfen, das Geheimnis schrittweise aufgebaut, dem Übergang etwas Raum gelassen und vor allem die Spiegelwelt hinreichend fremd und bizarr gestaltet, daß sie interessant wirkt. Da sehe ich viel Potential.
Persönlich knickt für mich die Spannung allerdings in dem Moment ab, wo Jason Lindner auftaucht und die Geschichte Gefahr läuft, von einer traumgleichen Mystery-Reise zu einer bloßen Boy-meets-Girl-Story zu werden. Zudem stellt sich mir die Frage, warum Jason so engelsgleich aussieht, wenn er "auch nur ein Mensch" ist. Aber natürlich liegt bisweilen die Schönheit im Auge des Betrachters.
Daß weder Crystal noch Jason daran zu denken scheinen, die Mädchen aus den Käfigen zu befreien (oder sie zumindest zu fragen, was sie da drin eigentich machen), war für mich etwas überraschend, aber noch keine Schwäche der Erzählung: Crystal war schließlich durch Jason abgelenkt, und über ihn weiß man noch zu wenig. Daß er allerdings einfach die Protagonistin an die Hand nimmt und mit ihr abzieht, spricht nicht gerade für ihn...
Sprachlich übertrifft die Geschichte meine Erwartungen an Personen Deines Alters; im Vergleich mit so manchen anderen jungen Bookrix-Autoren scheinst Du da merklich weiter zu sein. Sicherlich gibt es zwar einige Merkwürdigkeiten, aber es sind wenige. Zu Beginn erwähnst Du Crystals Großmutter. Bei einer *Großmutter* von ihrer "langsam vergehenden Jugend" zu sprechen, ist schon gewagt; insbesondere, wenn sie eine Seite weiter als "die Alte" bezeichnet wird.
Irritierend fand ich hingegen die Redewendungen "es klingelten alle Alarmsysteme in meinem Kopf" und "ich musste die ganzen Denkinhalte in meinem Speicher verarbeiten und logisch miteinander verknüpfen". Das würde passen, wenn Crystal ein Cyborg wäre, aber in einer Fantasygeschichte ist es eine eher unpassende technische Metapher. Dennoch würde ich es nicht als falsch bezeichnen, sondern eben nur als merkwürdig, denn als Element der Charakterisierung der Figur ist es zulässig. (Und natürlich ein Effekt der Durchdringung des Alltags mit Inhalten der Informationstechnologie: vor 20, ach was, noch vor 10 Jahren hätte niemand so einen Satz wie ganz selbstverständlich als Ausdruck seiner Überlegungen verwendet.)
Ansonsten hast Du ziemlich wenige Rechtschreibfehler; mal fehlt ein Buchstabe oder ein Wort, aber der Rest ist erfreulich richtig, was den Lesefluß gemeinsam mit den Absätzen aufrechterhält.
Im Gegensatz zu etlichen anderen unvollständigen Werken dieser Plattform würde mich tatsächlich interessieren, wie die Geschichte weitergeht - ob Du "nur" eine Lovestory daraus machst oder mit dem Leser die ganze Weite und Geschichte der Spiegelwelt erkundest.
Viel Erfolg.