Jurywertung "Verdacht auf Mord"
(Seitenangaben beziehen sich auf die Version im epub-Format.)
Orthographie und Grammatik
Dieser Beitrag ist weitestgehend fehlerfrei. Auf Seite 3 steht „Nussbaumstrasse“ mit „ss“. In seltenen Fällen ist die Kommasetzung nicht ganz stimmig. Auf Seite 6 erscheint der Dativ von „Herz“ wie dessen Nominativ. Ansonsten gibt es in dieser Disziplin nichts zu bemängeln.
Form und Stil
Der sprachliche Ausdruck... Show more
Jurywertung "Verdacht auf Mord"
(Seitenangaben beziehen sich auf die Version im epub-Format.)
Orthographie und Grammatik
Dieser Beitrag ist weitestgehend fehlerfrei. Auf Seite 3 steht „Nussbaumstrasse“ mit „ss“. In seltenen Fällen ist die Kommasetzung nicht ganz stimmig. Auf Seite 6 erscheint der Dativ von „Herz“ wie dessen Nominativ. Ansonsten gibt es in dieser Disziplin nichts zu bemängeln.
Form und Stil
Der sprachliche Ausdruck ist abwechslungsreich und präzise. Dann und wann findet sich ein stilvoller Wortwitz im Text. Wiederholungen gibt es nur äußerst selten.
Idee und Kreativität
Die Grundidee zu diesem Beitrag, eine Verbindung zwischen modernem Cyberspace und überlieferten Opferritualen, ist durchaus interessant. Dies eröffnet eine Reihe von Möglichkeiten für eine spannende Handlung, was hier durchaus genutzt wird. Allerdings ist die Erklärung der Funktionsweise von Friedrich Seittlers selbst gebastelter Hardware ein wenig unglaubwürdig geraten und wirkt wie ein Deus ex machina. Auch dass die Verbindung zu dem Rechner, von dem die Übermittlung der Nachricht ausgegangen ist, nur einmal funktioniert, wirft sofort die Frage nach dem Warum auf, die aber leider unbeantwortet bleibt.
Das Ende ist dann wiederum gut gelungen. Der Mord übers Netz wird nie offiziell als solcher aufgeklärt und die Akten werden vom BKA geschlossen. Da hätte noch als humorvolle Ergänzung gepasst, dass Reichert auch, wie von ihm zuvor sarkastisch prophezeit, nun Streife laufen muss.
Persönliches Fazit
Bei diesem Beitrag bin ich etwas hin- und hergerissen. Auf der Habenseite hat er den durchwegs guten Ausdruck, die ordentliche Rechtschreibung und die interessante Grundidee vorzuweisen. Dem steht die nicht eben plausible Handlung gegenüber, die vor allem gegen Ende viel von der Spannung nimmt. Der ominöse Kasten des Hackers und die böse Botschaft, die Frauen zum Selbstmord treibt, erscheinen ein wenig weit hergeholt. Unklar ist außerdem, wieso Reichert die seltsame Nachricht auf dem Rechner des letzten Opfers an Dr. Bellini schickt. Glaubt er, sie hätte etwas mit Astrologie zu tun?
Ebenfalls ist mir nicht klar, weshalb zunächst gesagt wird, die Opfer seien allesamt Skorpion gewesen. Später sagt dann aber der Pater, die Botschaft dürfe von überhaupt keiner Frau gelesen werden. Das Sonnenzeichen ist da auf einmal nicht mehr wichtig, weder für die Durchführung des Rituals, noch für die Auflösung des Verbrechens.
Auf Seite 10 wird Pater Aschenköhler von Reichert als „nüchterner Analytiker“ bezeichnet. Für einen Vertreter einer Glaubensgemeinschaft ist das womöglich eine weniger vorteilhafte Eigenschaft.
Auf Seite 12 sendet der Pater einen Exorzismustext „gesteuert durch Seittlers Code“ an den unbekannten Täter. Woher hat er aber die Software des Hackers? Hat Reichert sie zuvor mitgebracht? Und benötigt er nicht auch noch die wundertätige Hardware für die Übermittlung?
Kleine Anmerkung am Rande ohne Einfluss auf das Juryurteil: Auf Seite 5 heißt es, der Herr des Zeichens Skorpion sei der Mars. Das ist nicht ganz korrekt. Er war es, bevor der Einfluss von Pluto astrologisch erschlossen worden war. Im heutigen Verständnis ist dieser nämlich der Herr des Zeichens Skorpion, sowie des achten Hauses der Radix.
Noch eine kleine Anmerkung am Rande, wiederum ohne Einfluss auf das Juryurteil: Aus irgendeinem Grund fühle ich mich beim Lesen an den Tatort aus Saarbrücken mit Kommissar Kappl und Pathologin Dr. Singh erinnert, keine Ahnung weshalb, vielleicht aber weil die Serie im Text erwähnt wird.
Alles in allem verbleibe ich unentschlossen. Zwar ist der Text sehr unterhaltsam ausgefallen und liest sich wunderbar flüssig, aber die Geschichte mit dem Kasten des Hackers erscheint mir etwas zu einfach gestrickt. Auch die oben genannten kleineren Logikprobleme kosten in der Summe angesichts der starken Konkurrenz einen Platz in den Top 3.