1. Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten zusammen nicht kommen,
|: das Wasser war viel zu tief. :|
2. "Ach Schätzel, könntest du schwimmen,
so schwimm doch herüber zu mir!
Drei Kerzen will ich anzünden,
|: und die sollen leuchten dir. :|
3. Das hört eine falsche Nonne,
die tat, als wenn sie schlief,
sie tät die Kerzen auslöschen,
|. der Jüngling ertrank so tief. :|
4. Es war an ein'm Sonntagmorgen,
die Leut... Show more
1. Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten zusammen nicht kommen,
|: das Wasser war viel zu tief. :|
2. "Ach Schätzel, könntest du schwimmen,
so schwimm doch herüber zu mir!
Drei Kerzen will ich anzünden,
|: und die sollen leuchten dir. :|
3. Das hört eine falsche Nonne,
die tat, als wenn sie schlief,
sie tät die Kerzen auslöschen,
|. der Jüngling ertrank so tief. :|
4. Es war an ein'm Sonntagmorgen,
die Leut waren alle so froh,
nicht so die Königstochter,
|: ihre Augen saßen ihr zu. :|
5. "Ach Mutter, herzliebste Mutter,
mein Kopf tut mir so weh!
Ich möcht so gern spazieren
|: wohl an die grüne See." :|
6. "Ach Tochter, herzliebste Tochter,
allein sollst du nicht geh'n,
weck auf deine jüngste Schwester,
|: und die soll mit dir geh'n." :|
7. "Ach Mutter, herzliebste Mutter,
meine Schwester ist noch ein Kind,
sie pflückt ja all die Blümlein,
|: die auf der Grünheide sind." :|
8. "Ach Tochter, herzliebste Tochter,
allein sollst du nicht geh'n,
weck auf deinen jüngsten Bruder,
|: und der soll mit dir geh'n." :|
9. "Ach Mutter, herzliebste Mutter,
meine Bruder ist noch ein Kind,
der schießt ja all die Vöglein,
|: die auf der Grünheide sind." :|
10. Die Mutter ging nach der Kirche,
die Tochter hielt ihren Gang,
sie ging so lang spazieren,
|: bis sie den Fischer fand. :|
11. "Ach Fischer, liebster Fischer,
willst du verdienen groß Lohn,
so wirf dein Netz ins Wasser
|: und fisch mir den Königssohn!" :|
12. Er warf das Netz ins Wasser,
es ging bis auf den Grund;
der erste Fisch, den er fischte,
|: das war des Königes Sohn. :|
13. Sie fällt ihm in die Arme
und küßt seinen toten Mund:
"Ach Mündlein, könntest du sprechen
|: so wär mein Herze gesund." :|
14. Was nahm sie von ihrem Haupte?
Eine goldene Königskron:
"Sieh da, du wohledler Fischer
|: hast du dein verdienten Lohn:" :|
15. Was zog sie von ihrem Finger?
Ein Ringlein vom Golde so rot:
"Sieh da, du wohledler Fischer,
|: kauf deinen Kindern Brot!" :|
16. Sie schwang sich um ihren Mantel
und sprang wohl in die See:
"Gut Nacht, mein Vater und Mutter,
|: ihr seht mich nimmermeh!" :|
17. Da hört man Glöcklein läuten,
da hört man Jammer und Not;
hier liegen zwei Königskinder,
|: die sind allebeide tot! :|